Grünstadt Ortskenntnis ist das A und O

91-71467096.jpg

Ortsfeuerwehr gleich Ortskenntnis, das war das wichtigste Fazit am Ende der gemeinsamen Übung der Feuerwehren Bissersheim, Kirchheim/Kleinkarlbach und Obrigheim für Wehrleiter Frank Janson von der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land und Wehrführer Sven Ohlinger von der Bissersheimer Wehr.

Geübt wurde im Anwesen von Dieter Wendel, einem ehemaligen Feuerwehrkameraden, das sehr gut die räumlichen Verhältnisse dicht bebauter Flächen mit Haupt- und Nebengebäuden und beengten Verhältnissen zu benachbarten Grundstücken darstellt, die den Erstangriff für die Wehrleute erschweren können. „Wir sind froh, dass Dieter Wendel uns hier üben lässt, sein Haus hier in Bissersheim mit der dahinter liegenden Scheune steht als Beispiel für viele räumliche Verhältnisse in den Orten der Region“, so Janson. Das Szenario für die rund 30 Wehrleute war ein Brand, der bei Reparaturarbeiten in der Scheune hinter dem Wohnhaus ausgebrochen sei. Derjenige, der die Arbeiten vorgenommen habe, sei nochmals in die Scheune gelaufen, um zu löschen, werde seitdem aber vermisst. Als Erste waren die Bissersheimer vor Ort, die mit ihrer Pumpe zunächst eine Wasserversorgung aufbauten: zum Schutz der Kameraden, die – mit Atemschutz ausgerüstet – mit der Brandbekämpfung begannen und später die Suche nach dem Verletzten aufnahmen. Während die Wehrleute übten, was auch durch den aus dem Dach kommenden Rauch weit sichtbar war, konnten auf der Straße rücksichtslose Autofahrer beobachtet werden, die überhaupt nicht auf die Idee kamen, angesichts der Blaulichter, Wehrleute auf der Straße oder der ausgerollten Schläuche die Geschwindigkeit zu reduzieren. Eine Frau aus Ludwigshafen beispielsweise kurvte, Handy in der Hand, ungebremst mit ihrem riesigen SUV durch die stehenden Feuerwehrfahrzeuge hindurch, als hätte sie es furchtbar eilig. Da blieb manchem Feuerwehrmann und einigen Zuschauern einfach mal der Mund offen stehen. Während draußen noch über eine eventuell bessere Absicherung bei solchen Übungen – im Einsatzfall würden die Wehrleute die Fahrzeuge quer über die Straße stellen – und über die Unvernunft mancher Autofahrer diskutiert wurde, machten sich drinnen die Wehrleute auf die Suche nach dem Vermissten, der dann über eine Leiter geborgen werden musste. „Da kommt man ganz schön ins Schwitzen“, berichtete Sophia Muntermann. Die 20-Jährige ist seit 2009 bei der Feuerwehr und rückte mit der Axt in der Hand in die Scheune vor. „Das gehört dazu“, sagte sie lächelnd auf den Hinweis, das erinnere doch sehr an eine Szene aus dem bekannten Feuerwehrfilm „Backdraft“. Insgesamt 18 Kilogramm Ausrüstung schleppte die Feuerwehrfrau, die aber Spaß an dieser Aufgabe hat und schon in der Jugendfeuerwehr aktiv war. Weitere Frau im Einsatz am Mittwochabend war Cathleen Schüppel. Die 24-Jährige hat gerade ihren Lkw-Führerschein gemacht, bis zum 40-Tonner darf sie jetzt alles für die Stützpunktwehr in Obrigheim lenken. „Vier Wochen jeden Tag anderthalb Stunden Theorie und insgesamt 15 Fahrstunden“ habe sie gebraucht, um die Zulassung zu bekommen. Und: Nein, heute habe sie hinten gesessen, gefahren sei ein Kollege. „Aber die lassen mich schon an alle Fahrzeuge ran.“ Vorbehalte gebe es bei der Feuerwehr gegenüber den Frauen keine, so Schüppel. „Für uns war das Besondere heute, dass wir über drei verschiedene Seitenstraßen die Brandbekämpfung in die Wege leiten mussten, das ist recht zufriedenstellend gelaufen“, resümierten Ohlinger und Janson. „Gut ist dann auch, wenn Wehrleute da sind, die auswärtige Kollegen einweisen, ihnen die Hydranten und mögliche Wege zum Brandherd zeigen können.“ (jös)

x