Grünstadt „Nur das Blaulicht hilft uns nicht“

Ludwigshafen. Wenn die Feuerwehr zum Einsatz ausrückt, hat sie meist Blaulicht und Martinshorn an. Auch nachts. In Birkenheide haben sich Bürger ob des Lärms gestört gefühlt und beim Gemeinderat beschwert. Im Interview erklärt der Feuerwehrinspekteur des Rhein-Pfalz-Kreises, Uwe Speichermann, welche Regeln gelten.

Herr Speichermann, in Birkenheide gibt’s offenbar Unmut darüber, dass die Feuerwehr nachts mit Sirene durch den Ort fährt. Was sagen Sie zu der Diskussion?

Die kommt leider immer mal wieder auf, ist also nicht neu. Grundsätzlich kann man sagen, dass es immer von der Art des Einsatzes abhängt, ob das Martinshorn angemacht wird oder nicht. Wenn zum Beispiel „nur“ eine Katze aus einem Baum zu retten ist, wird sicherlich darauf verzichtet. Wenn aber zu befürchten ist, dass Menschen in Gefahr sind oder größere Umweltschäden auftreten können, dann muss das Sondersignal angemacht werden. Ärgern Sie sich, wenn solche Debatten dann geführt werden? Nein, ich nehme das hin und hake es ab. Der eine oder andere fühlt sich dann gestört, wenn wir im Einsatz sind und in der Nacht vor dem Schlafzimmer vorbeifahren. Vielleicht hat er die Nacht davor auch noch schlecht geschlafen … Es kommt aber selten vor. Nehmen Sie eine größere Wehr wie die in Schifferstadt. Die haben etwa alle zwei Tage einen Einsatz. Und davon sind nicht alle bei Nacht. Also im Schnitt alle vier, fünf Tage einmal. Und kleinere Wehren wie die in Birkenheide rücken noch seltener aus. Da kommt es vielleicht mal alle 14 Tage oder drei Wochen vor, dass die nachts schnell durch den Ort müssen. Aber Sie schalten den Warnton ja nicht aus Jux und Tollerei ein … Stimmt. Offiziell müssen wir die Sirene eigentlich bei jeder Einsatzfahrt einschalten. Es könnte sein, dass Gefahren für Menschen oder höhere Sachwerte bestehen. Aber die meisten Fahrzeugführer machen das nicht, wägen ab, wenn es zu den einzelnen Einsätzen rausgeht. Es wird demnach schon Rücksicht genommen? Genau. Am Ende liegt es am Fahrzeugführer, also dem taktischen Leiter der Einheit, die in dem Fahrzeug sitzt. Aber unterm Strich müssen wir so schnell wie möglich an den Einsatzort. Wie lange hat die Feuerwehr eigentlich Zeit, um am Einsatzort einzutreffen? Laut Gesetz müssen wir in acht Minuten da sein und erste wirksame Hilfe leisten. Besser einmal zu viel die Sirene an? Ja, man weiß einfach nicht, was einen erwartet. Und auch beim x-ten Fehlalarm in einem Objekt – darauf verlassen kann man sich nicht, dass es beim nächsten Mal wieder nicht brennt. Wenn die Feuerwehr ausrückt, welche Vorschriften gibt es da zum Anschalten der Sirene? Zunächst unterscheiden wir, wie gesagt, nach der Art der Meldung. Was ist passiert? Dann kommt es drauf an, ob es Tag oder Nacht ist. Sind die Straßen eng oder gut einsehbar? Gibt es Stoppschilder, Ampeln, Vorfahrtstraßen? Und wir müssen so schnell wie möglich zum Einsatzort und dürfen niemanden gefährden. Was wäre, wenn Sie ohne ausrücken würden? Das kann uns im Zweifel angelastet werde. Wir müssen auf dem schnellsten Weg die Einsatzstelle erreichen, müssen dabei unter Umständen die Verkehrsvorschriften außer Acht lassen. Damit dies aber zu keiner Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer führt, müssen wir uns bemerkbar machen. Sekunden können am Ende entscheidend sein. Stoppschilder sind nun mal da. Und wir als Feuerwehr dürfen nur drüber fahren, wenn das Sondersignal an ist. Nur das Blaulicht hilft uns da nicht. So ist das Gesetz. Glauben Sie mir, das Horn macht keiner gerne an. Das behindert auch uns in der Verständigung – im Auto wie beim Funk.

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