Grünstadt Nach dem gleichen Muster

Sehr aktiv soll ein 24-Jähriger aus Niedersachsen im Februar in der Pfalz gewesen sein. In einem gestern vor der Zweiten Großen Strafkammer des Landgerichts Frankenthal begonnenen Verfahren wirft Oberstaatsanwalt Dieter Zehe dem Serben vor, zwischen 4. und 22. Februar neun Supermärkte und Tankstellen, unter anderem in Bockenheim, überfallen zu haben.

Rund 10.600 Euro, einige Schachteln Zigaretten und mehrere Getränkedosen habe der Mann erbeutet. Los ging die Serie laut Anklage am 4. Februar in einem Discounter in Deidesheim. Der schwarz gekleidete Täter sei kurz vor Ladenschluss in das Geschäft gekommen, habe mit einer schwarzen Pistole in Richtung des Gesichts der Kassiererin gezielt und die Tageseinnahmen gefordert. Sie habe erst gesagt, dass sie die Kasse nicht öffnen könne, berichtete die Kassiererin. Daraufhin sei der Täter aggressiv geworden, und sie habe ihm 1035 Euro, die noch in der Kasse gewesen seien, gegeben. Der Ablauf der weiteren Überfälle ähnelt dem in Deidesheim. Immer kam der Täter kurz vor Ladenschluss, war schwarz gekleidet, teilweise vermummt und drohte mit einer schwarzen Pistole. Bereits einen Tag nach dem Deidesheimer Überfall habe der Angeklagte einen Discounter in Freinsheim überfallen, so Zehe. Die Beute hier: 1052 Euro. Mit einer Getränkedose musste sich der Täter am 6. Februar bei einem Überfall auf einen Discounter in Enkenbach-Alsenborn begnügen. „Gib Geld, mach’ Kasse auf, nicht klingeln, ich erschieß dich“ – mit diesen Worten habe sie der Täter mit einer Pistole bedroht, berichtete die Kassiererin. Sie habe geantwortet, dass sie die Kasse nicht öffnen könne. Kurz darauf sei ein Kunde gekommen und der Mann geflüchtet. Knapp 700 Euro und mehrere Schachteln Zigaretten waren die Beute bei einem Überfall auf eine Tankstelle am 7. Februar in Bockenheim. Zehn Tage später war eine Tankstelle in Edesheim an der Reihe und am 18. Februar ein Discounter in Neuhofen. Hier war die Beute mit 4126 Euro am höchsten. Am nächsten Tag gab es einen Überfall nach dem gleichen Muster in einem Supermarkt in Beindersheim, am Tag danach in Bad Dürkheim und am 22. Februar in Niedersachsen. Der Angeklagte, der mit breitem Grinsen den Gerichtssaal betrat, sagte gestern nichts. Ohne sichtliche Regung hörte er zu, wie die Frauen von den psychischen Folgen der Überfälle berichteten. „Sehr bescheiden“, antwortete eine der Zeuginnen auf die Frage des Vorsitzenden Richters Karsten Sauermilch, wie es ihr gehe. Eine andere Zeugin brach in Tränen aus. Zwar antworteten mehrere Zeuginnen auf die Frage von Sauermilch, ob der Angeklagte der Täter sei, mit „ja“, hundertprozentig sicher war sich aber keine. Einige der Frauen sagten, sie hätten das Gesicht des Mannes nicht gesehen, da er vermummt gewesen sei. Immer wieder versuchte Rechtsanwalt Alexander Klein die Frauen mit zahlreichen Fragen nach Details zu verunsichern, was ihm teilweise gelang. Der Prozess wird am 23. September, 10 Uhr, fortgesetzt. (ann)

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