Grünstadt „Musik verbindet auch über Sprachbarrieren hinweg“

Am Sonntagvormittag gibt es einen kleinen Festakt im Rathaus, bei dem die Partnerschaft der Musikschule Leiningerland mit dem Conservatoire Jean-Philippe Rameau in Carrières-sur-Seine offiziell besiegelt wird. Anja Benndorf sprach mit dem Leiter der Musikschule, Richard Martin, und dem Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins der Stadt, Dieter Theobald, über die geplante Kooperation.

Herr Martin, Herr Theobald, wie kam es zu der Partnerschaft mit der französischen Musikschule? Martin:

Erste Kontakte hat es schon Anfang der Neunziger bei Fahrten nach Carrières-sur-Seine über den Partnerschaftsverein gegeben. Wir haben dabei mit unseren Streichern ein kleines Rahmenprogramm gestaltet. Sporadisch gab es in der Folge immer wieder Kontakte. Maßgeblich mitgewirkt am Aufbau der Beziehung zwischen unseren Schulen hat Ulrike Forster, die in Frankreich gearbeitet hat und in der Musikschule dort im Chor aktiv war, aber auch eine Verbindung zu Volker Gütermann hat. Später initiierte sie ein gemeinsames Konzert seines Oldiechors mit der Gruppe Karumanta, die bei Paris ansässig ist. Die Misa Criolla fand 2001 statt. Wenn es schon so lange eine Beziehung gibt, warum wird die Partnerschaft erst jetzt offiziell begründet? Martin: So richtig Fahrt aufgenommen haben die Beziehungen erst mit dem Wechsel der Schulleitung am Conservatoire Jean-Philippe Rameau. Seit 2014 hat Annemarie Mosser dieses Amt inne, und am 10. Mai 2015 hat in Grünstadt ein Kooperationskonzert mit dem Leininger-Gymnasium stattgefunden. Zum Mitmusizieren waren rund 50 Franzosen gekommen. Es wurden viele Kontakte geknüpft und gern hätten wir darauf aufbauend die Zusammenarbeit mit Carrières-sur-Seine intensiviert. Doch kurz darauf zog sich der französische Staat plötzlich aus der Finanzierung der Musikschulen zurück, und die Existenz des Konservatoriums war gefährdet. Inzwischen wurde eine Lösung für den Fortbestand gefunden, und nun können wir die Partnerschaft begründen. Was versprechen Sie sich von der Partnerschaft? Martin: Musik verbindet, auch über Sprachbarrieren hinweg. Der Austausch kann auf beiden Seiten den Schülern eine besondere Motivation verleihen. Darüber hinaus wollen wir einen kleinen Beitrag zur Völkerverständigung leisten, was in der heutigen, von nationalistischen Tendenzen geprägten Zeit wichtiger denn je ist. Theobald: Insgesamt erhoffen wir uns dadurch auch Nachwuchs für unseren Partnerschaftsverein und die nachhaltige Sicherung der Beziehungen. Der Verein existiert jetzt seit 43 Jahren und entsprechend ist auch der Altersdurchschnitt der Mitglieder gestiegen. Martin: Da Annemarie Mosser eine Kooperation mit dem Lycée in Carrières-sur-Seine anstrebt und wir eine enge Zusammenarbeit mit dem Leininger-Gymnasium pflegen, könnte ich mir vorstellen, dass es künftig auch einen Austausch zwischen den beiden Gymnasien geben wird. Ist bereits etwas Konkretes geplant? Theobald: Ja, vom 15. bis 17. Dezember sind wir nach Frankreich eingeladen. Wir werden dann mit unseren Streichern und dem symphonischen Bläserensemble des Konservatoriums unsere Partnerschaft feiern. Auch werden wir im Mai 2018 gemeinsam mit unseren französischen Freunden am Europäischen Jugendmusikfestival in den Niederlanden teilnehmen. Martin: Wie darüber hinaus der regelmäßige Austausch aussieht, wird sich zeigen. Das hängt zum Beispiel davon ab, ob man bei den unterschiedlichen Ferienzeiten in beiden Ländern gemeinsame Termine findet und wie groß der Aufwand für die Musikschule ist. Wer finanziert den Austausch? Theobald: Im Prinzip zahlt jeder selbst, wobei sich die Kosten im Rahmen halten, da ja der Preis für die Busfahrt geteilt wird und die Unterbringung in Gastfamilien erfolgt. Martin: Die Musikschule darf keinesfalls finanziell belastet werden. Wir versuchen deshalb auch immer, Spenden und Zuschüsse zu generieren, eventuell gibt der Förderverein auch etwas dazu. |abf

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