Grünstadt Mit hohem Druck durch die Membran

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Seit rund 40 Jahren ist die Technologie- und Anwendungszentrum (TAZ) GmbH, die seit Oktober 2012 in Carlsberg sitzt, Partner für Sonderanlagen zur Aufbereitung von Wasser und anderen Flüssigkeiten. In dem Unternehmen, das in seiner Hochzeit rund 40 Mitarbeiter beschäftigt und seine Produkte weltweit vertrieben hat, ist eine Maschine für die Reinigung von Schmierölen entwickelt worden. „Das ist etwas ganz Besonderes“, betont Geschäftsführer Hans Müller.

Laut der zuletzt im Februar 2012 geänderten Altölverordnung müssen die Firmen, die Öle vertreiben, diese nach Gebrauch zurücknehmen und aufbereiten. Die CSC-Süd Edgar Schall GmbH aus Offenbach an der Queich, eine Tochtergesellschaft von Castrol, habe die Verschmutzungen aus dem Schmierstoff bislang durch Verdampfung herausgelöst, berichtet Müller. „Dafür werden 75 Kilowatt pro Stunde Strom benötigt, was ziemlich teuer ist“, erläutert er. Seine Idee: Die Bestandteile der Emulsion (Öl, Wasser und Fremdstoffe) über Membranen mit dem Wirkprinzip der Umkehrosmose (siehe nebenstehendes Stichwort) voneinander zu trennen. Die TAZ-Anlage, die nach zwei Monaten Bauzeit vergangene Woche fertiggestellt wurde, kommt mit 13 Kilowattstunden Strom aus. Ziel sei es, von Verunreinigungen befreites Öl zur Wiederverwendung und sauberes Wasser zu erhalten, sagt Müller und zeigt seine mehr als 100.000 Euro teure Aufbereitungsanlage. Durch die Stahlrohre des 5,3 Meter langen Aggregats wird das zurückgenommene Bohr- und Fräsmaschinenöl ab nächster Woche beim Kunden im 24-Stunden-Dauerbetrieb gepumpt. Dabei passieren stündlich 1000 Liter zuerst einen Vliesfilter, in dem die gröbsten Verschmutzungen hängen bleiben. In einem Keramikfilter werden die feineren Fremdstoffe abgetrennt und schließlich wird die Flüssigkeit ultrafiltriert, um feinste Verunreinigungen herauszuholen. Dann geht es durch einen elektronischen Enthärter, wo der Kalk herausgespült wird. Mit einem Druck von 25 Bar wird die Emulsion abschließend in zwei Stufen durch Umkehrosmose-Module geleitet. Das abgeschiedene Öl wird aufgefangen, das gereinigte Wasser fließt in den Kanal. Ähnliche Maschinen hat Müller, der aus Asselheim stammt, unter anderem für die Landwirtschaft zur Aufbereitung von Schweinegülle und für Winzer zur Konzentration von Most konstruiert. Der gelernte Elektroinstallateur ist durch seine Bastelleidenschaft, die er seit seiner Jugend an Rennwagen auslebt, in diese Marktnische hineingewachsen. Nach eigenen Angaben hat er sich einige Innovationen durch Patente sichern lassen. Intensiv mit Umkehrosmose-Aggregaten beschäftigt hat er sich bereits vor der Gründung seiner Firma, als er bundesweit als Kundendienst-Monteur eines Spezialisten für die Reinigung von Dialysegeräten unterwegs war. TAZ wurde Ende der Siebziger in Ramsen ins Leben gerufen. Nach einem kurzen Intermezzo in Grünstadt erfolgte 1992 der Umzug nach Tiefenthal in eine eigene Immobilie. Dort blühte das Unternehmen auf, machte weltweit Geschäfte. Der Jahresumsatz lag bei rund 2,7 Millionen Euro. „Mein Personalstamm bestand aus 28 Außendienstlern und zehn Leuten im Betrieb“, erinnert sich der 69-jährige Inhaber. Doch manches Ereignis versetzte der Firma heftige Tiefschläge. So etwa der Verkauf einer großen Anlage in die USA vor etlichen Jahren. Auf die Überweisung des Rechnungsbetrages von rund 100.000 Euro wartet Müller noch immer. Heute erwirtschaftet er maximal eine Million Euro Jahresumsatz. Zusammen mit seiner Frau Ulla sowie einem Schweißer, einem Elektroniker und einer Technischen Zeichnerin werden eher kleine Brötchen gebacken – mit Ausnahme der Schmieröl-Aufbereitungsmaschine.

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