Grünstadt „Mein Geburtstag war oft eine Fasnachtsfete“

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Bad Dürkheim. Ministerpräsidentin Malu Dreyer wird am 8. Januar von den Derkemer Grawlern mit dem „Goldenen Winzer“ ausgezeichnet – wie alle ihre Amtsvorgänger. Im Interview spricht sie über ihre Leidenschaft für die Fasnacht, die Gefahrenlage zur Fünften Jahreszeit und ihre Beziehung zu Bad Dürkheim.

Frau Ministerpräsidentin, wir stehen alle noch unter dem Eindruck der Ereignisse in Paris und der internationalen Nachrichtenlage. Dürfen wir Fasnacht überhaupt richtig feiern?

Ja unbedingt – wir sollten gerade jetzt Fasnacht feiern. Solange wir keine konkreten Gefahrenhinweise wie beim Länderspiel in Hannover haben, sollten wir versuchen, ganz normal zu leben. Unsere Sicherheitsbehörden sind sehr aufmerksam. Allerdings: Eine hundertprozentige Sicherheit kann es nie geben. Die Gala der „Derkemer Grawler“ ist ein karnevalistischer Abend in der heißen Phase des Wahlkampfs in Rheinland-Pfalz. Kann man als Politiker beim Karneval neben Kamelle auch Stimmen einfangen? Einladungen zur Fasnacht nehme ich immer gerne an, wenn meine Zeit es zulässt – egal ob Wahlkampf ist oder nicht. Ich glaube, dass die Fasnachter sehr wohl spüren, ob man eine überzeugte und bekennende Fasnachterin ist oder nicht. Ich gehe seit Jahrzehnten mit viel Spaß auf die Fasnacht. Insofern kommt es hier wie in allen anderen Feldern darauf an, ob man authentisch ist. Seit Schaffung dieses Ordens sind alle rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten auch „Goldener Winzer der Stadt Bad Dürkheim“ geworden. Sie hätten ja mutig sein können und sagen: Ich komme nächstes Jahr als Ministerpräsidentin. Warum? Wenn die Karnevalgesellschaft mich anfragt, ob ich gerne Goldener Winzer werden möchte, ist das eine sehr große Ehre für mich. Und ich nehme das Angebot sehr gerne an. Sie sind viel unterwegs, jeder Abend ist voll mit Terminen. Ist es nicht manchmal nervig, sich immer in einem großen Kreis von Öffentlichkeit zu bewegen? Manchmal braucht man doch auch seine Ruhe, oder? Nein, das nervt mich gar nicht. Ich bin ein Mensch, der gerne mit Leuten zu tun hat. Und ich möchte auch sagen: Wenn man an der Spitze eines Landes steht und Spitzenpolitikerin ist, dann muss man auch Menschen mögen. Als bekennende Fasnachterin gehe ich gerne zum Karneval. Sie betonen das jetzt immer, dass Sie eine bekennende Fasnachterin sind. Gibt es da eine traditionelle Verbindung? Gab es Malu Dreyer als Mädchen tanzend in einer Garde? Die Fasnacht hat für mich so richtig erst begonnen, als ich nach Mainz gezogen bin. Seither bin ich immer in der Fasnacht unterwegs. Allerdings: Ich habe am 6. Februar Geburtstag, und dieser Tag fällt oft in die Fasnachtszeit. Als Kind feierte ich dann häufig an meinem Geburtstag auch eine Fasnachtsfete. Meine Mutter hat tolle Sachen gebastelt. Meine Gäste und ich wir waren verkleidet. Das sind sehr schöne Erinnerungen. Und man sieht: Positive Anknüpfungspunkte gibt es also schon. Sie sprechen den Familienkreis an. Was viele nicht wissen, Sie haben eine familiäre Verbindung nach Bad Dürkheim. Ihr Cousin Hans Dreyer ist beim Kulturbüro der Stadt tätig. Sind Sie so sehr Familienmensch, dass Sie sagen, er muss an diesem Abend unbedingt dabei sein? Das ist eine gute Idee. Ich frage mal, wie viele Menschen ich mitbringen kann. Dann lade ich meine Familie mit ein. Meine Mutter überrascht mich sowieso manchmal und ist dann einfach da, wenn ich irgendwo in der Pfalz bin. Mit Bad Dürkheim verbindet mich ja einiges. Mein Vater war Schulleiter an der Berufsschule. Dürkheim ist halt immer Nachbargemeinde gewesen, wenn man aus Neustadt kommt. Frühere „Goldene Winzer“ waren von dem Programm und der Stadt derart begeistert, dass sie noch einen Tag drangehängt haben. Ich nehme mal an, das werden Sie nicht können? Im Moment gehe ich nicht davon aus, dass ich am nächsten Tag frei habe. Die Fasnachtszeit ist im nächsten Jahr derart kurz, dass man gar nicht überall hingehen kann, wo man gerne hingehen möchte. Und auch in der Fastnachtszeit steht natürlich meine Arbeit als Ministerpräsidentin im Vordergrund.

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