Grünstadt „Man muss auch mal nachgeben können“

Bei einer Theateraufführung in der Turnhalle in Colgenstein hat es zwischen Hans Kronenberger und Erika Blaum gefunkt. Das war an Weihnachten 1947. Knapp zwei Jahre später haben sie sich trauen lassen. Heute feiert das Ehepaar aus Obrigheim Eiserne Hochzeit und zählt vier Kinder, acht Enkel und eine Urenkelin zu seiner Familie, die regelmäßig zu Besuch kommen und beim Einkaufen helfen.

„Er war Schornsteinfeger, und ich habe die Leiter vor ihm versteckt“, lacht die 84-jährige gebürtige Obrigheimerin. „Richtig kennengelernt haben wir uns dann bei der Theateraufführung, bei der ich mitgespielt habe.“ Hans Kronenberger war 51 Jahre lang in seinem Traumberuf tätig. Er hat in Grünstadt bei Miller gelernt. Seinen Goldenen Meisterbrief hat er 2001 bekommen. Seine Frau arbeitete erst als Verkäuferin in einem Schuhhaus in Grünstadt, dann im Aafes-Depot. „Wir sind in der Kriegszeit aufgewachsen. Es herrschten arme Verhältnisse. Mein Bruder ist mit 18 Jahren gefallen, mein Vater wurde mit 48 Jahren als Soldat nach Frankreich geschickt. Mich haben sie mit 17 zum Arbeitsdienst eingezogen. Auf dem Rückweg von Berlin kam ich in amerikanische Gefangenschaft, aus der ich im Dezember 1945 entlassen wurde“, erzählt der 86-jährige Jubilar, der aus Albsheim stammt. Mit 19 Jahren hat er dann seine Frau getroffen, die ihn seitdem nicht mehr loslässt. Nach ihrer Hochzeit zogen sie in eine Zwei-Zimmer-Wohnung nach Albsheim. „Danach haben wir noch ein paar Mal den Wohnort gewechselt. Letzten Endes haben wir uns ein Haus in Obrigheim gebaut“, sagt Erika Kronenberger. Die Eheleute waren früher im Grünstadter Kegelverein und nahmen am Partneraustausch von Obrigheim und Crèvecœur-le-Grand teil. Ein großes Hobby waren Urlaubsreisen, unter anderem nach Ägypten, Israel, Griechenland und an die Nord- und Ostsee. Zudem campten sie oft am Saarbacher Hammer. „Die gemeinsamen Reisen haben uns besonders schöne Erinnerungen geschenkt“, meint Erika Kronenberger, die früher viel gemalt und Teppiche geknüpft hat. Heute strickt sie noch gerne, erledigt den Haushalt oder entspannt mit ihrem Mann zusammen vor der Fernseher. „Früher sind wir oft zusammen tanzen gegangen oder waren auf Kerwen“, erzählt die 84-Jährige. In ihren 65 Ehejahren hatten die beiden nie Krach. „Man muss auch mal nachgeben können und nicht immer dagegen gehen“, meint Erika Kronenberger. Probleme müsse man offen ansprechen und klären. Ihr Mann, der bis 2001 Mitglied im Bauausschuss der Gemeinde und Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses war, nickt zustimmend. Die beiden lieben sich noch wie am ersten Tag. (cara)

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