Bockenheim Magischer Gottesdienst: Was Harry Potter und die Bibel gemeinsam haben

Pfarrerin Ute Metzger hielt an der magisch geschmückten Kanzel ihre Predigt.
Pfarrerin Ute Metzger hielt an der magisch geschmückten Kanzel ihre Predigt.

Harry Potter und die Kirche? Das passt auf den ersten Blick nicht wirklich zusammen. Bei näherem Hinsehen lassen sich aber doch einige Parallelen finden. Das hat der magische Gottesdienst in Bockenheim gezeigt. Dort gab es magische Melodien, Fürbitten gepaart mit Zaubersprüchen und ein besonderes Quiz mit überraschendem Ende.

Am Freitagabend wurde es magisch in der kleinen Lambertskirche in Bockenheim. Über 200 Menschen kamen dort zusammen, um gemeinsam einen Harry-Potter-Gottesdienst zu feiern. Bis in die letzte Reihe war die Kirche besetzt, die für diesen Abend in eine Miniaturversion der Zauberschule Hogwarts verwandelt wurde. Die Empore der Orgel war mit Bannern der vier Häuser Gryffindor, Ravenclaw, Hufflepuff und Slytherin geschmückt. Von der Decke hingen fliegende Kerzen wie in der großen Halle und der Altar war mit weiteren Symbolen aus der Harry-Potter-Welt dekoriert, wie beispielsweise dem Sprechenden Hut, kleinen Zaubertrankfläschchen und der Karte des Rumtreibers.

An dieser Stelle finden Sie ein Video via Glomex.

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Am Rednerpult prangte die Hogwarts-Flagge. Mit dem Unterschied, dass an dem Pult nicht Albus Dumbledore als Leiter der Zauberschule stand, sondern Pfarrerin Ute Metzger. Dennoch hätten ihre Worte stellenweise auch von dem magischen Schulleiter kommen können. Immer wieder verwies sie in der Predigt auf den Zauberspruch „Expecto Patronum“, der sich als Thema durch den gesamten Gottesdienst zog. „Das Ausrufen des Schutzgeistes, also unseres Patronus, ist ein starkes Symbol – sowohl in Harry Potter als auch in der Bibel“, sagt Metzger.

Harry-Potter- oder Bibel-Zitat?

So sei auch die Idee zu dem magischen Gottesdienst entstanden: „In vielen Filmen und Romanen gibt es göttliche Momente. Große Themen wie Opfer, Liebe, Freundschaft und Vergebung sind nicht nur in der Bibel zu finden, sondern auch in Harry Potter.“ Die Parallelen zwischen den beiden Werken wurden während des Gottesdienstes mehrfach deutlich. Unter anderem während des kleinen Quiz’, in dem die Gemeinde erraten musste, ob es sich bei den vorgelesenen Stellen um Passagen aus der Bibel oder aus Harry Potter handelt. Wer glaubte, es handelt sich um einen Vers aus der Bibel, sollte das Gesangbuch in die Höhe halten. Für ein Zitat von Harry Potter streckten viele selbst mitgebrachte Zauberstäbe in die Höhe, sogar ein Besen wurde hochgehalten.

Der Altar der Kirche war ebenfalls im Harry-Potter-Motto dekoriert.
Der Altar der Kirche war ebenfalls im Harry-Potter-Motto dekoriert.

Bei einigen Passagen fielen die Antworten sehr eindeutig aus, es gab aber auch einige Fälle, in denen sich die Gemeinde unsicher war. Eine Überraschung gab es zum Schluss des Rätsels: Bei den zwei letzten Ausschnitten „Der letzte Feind, der zerstört werden wird, ist der Tod“ und „Wo dein Schatz ist, ist auch dein Herz“ gab es keine falsche Lösung, denn: Diese Sätze lassen sich sowohl in der Bibel als auch in Harry Potter finden.

Bei der Gestaltung des Rätsels sowie der anderen Elemente der besonderen Messe wurde die Pfarrerin von ihren Jugendmitarbeiterinnen und -mitarbeitern unterstützt, allen voran den drei Schwestern Hanna, Nele und Leoni Meisinger-Bechtel. Alle drei sind große Harry-Potter-Fans und kennen sich zugleich mit der Symbolik der Kirche aus. Leoni Meisinger-Bechtel studiert Buchwissenschaften in Mainz und sagt: „Je mehr man sich mit der Bibel auskennt und je mehr man sich mit Harry Potter auskennt, desto mehr Ähnlichkeiten entdeckt man.“

Über 200 Menschen sind zum zauberhaften Gottesdienst gekommen. Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt.
Über 200 Menschen sind zum zauberhaften Gottesdienst gekommen. Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt.

Ihr Wissen um die Werke von Joanne K. Rowling konnte sie nutzen, um der Pfarrerin bei der Predigt und den Fürbitten zu helfen. „Das war mal eine ganze andere Predigtarbeit“, sagt Metzger. Unter anderem wurden während der Predigt passende Stellen aus den Harry-Potter-Büchern zitiert.

Für die Fürbitten haben sich Meisinger-Bechtel und Metzger ebenfalls etwas Besonderes überlegt: Vor jeder Fürbitte wurde ein dazu passender Zauberspruch ausgerufen. Nach „Lumos“ – einem Spruch, der den Zauberstab aufleuchten lässt – folgte zum Beispiel die Fürbitte „Gott, du bist unser Licht. Lass es hell in mir und um mich werden“.

Magische Klänge auf der Orgel

Zwischen den einzelnen Gottesdienst-Elementen konnten die Anwesenden durch die Musik aus den Harry-Potter-Filmen noch mehr in das Universum von Joanne K. Rowling eintauchen. Dafür sorgte ein 4-köpfiges Ensemble, das berühmte Filmtitel wie das „Hedwigs Theme“ spielte. Begleitet wurde die Musiker von Timo Benß an der Orgel.

Die Lambertskirche wurde für einen Abend zur großen Halle der Zauberschule Hogwarts.
Die Lambertskirche wurde für einen Abend zur großen Halle der Zauberschule Hogwarts.

Zum Abschluss des Gottesdienstes gab es noch die Gelegenheit, Fotos vor dem geschmückten Altar zu machen. Diese Chance nutzten viele der Gemeindemitglieder, von denen einige verkleidet waren: Mit Hut, Umhang oder einem Schal in den Farben ihres jeweiligen Lieblingshauses posierten sie für die Fotos. Im Gespräch mit einigen Gemeindemitgliedern zeigt sich: Allen hat der außergewöhnliche Gottesdienst sehr gut gefallen. Sogar so gut, dass bereits im Nachgang über eine Fortsetzung nachgedacht wurde. Diese könnte es eventuell bald in einer Kirche in Ludwigshafen geben.

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