Grünstadt „Möglichst blutig und kurzweilig“

„Schön wenn du lachst, wenn du stirbst“: Szene aus Titus Antronicus mit (von links) Patrick Twinem, Tobias Brohammer und Rebekka
»Schön wenn du lachst, wenn du stirbst«: Szene aus Titus Antronicus mit (von links) Patrick Twinem, Tobias Brohammer und Rebekka Herl.

Am Theater Alte Werkstatt in Frankenthal laufen die Vorbereitungen für eine ausgesprochen ehrgeizige Eigenproduktion: „Shakespeares gesammelte Werke (leicht gekürzt)“ – ein Schnelldurchlauf seiner Komödien und Dramen. Es wird geliebt, geweint, gerächt und gemetzelt, was das Zeug hält. Premiere ist am Donnerstag, 7. Juni, um 20 Uhr.

„Schön wenn du lachst, wenn du stirbst.“ Im fahlen Lichtschein erinnert eine Hinrichtung schonungslos daran, dass William Shakespeare zwar gerne die großen Gefühle, oft aber auch deren Abgründe in Szene gesetzt hat. Ein leichtes Erschaudern kann man daher bei der Szene aus „Titus Andronicus“ nicht unterdrücken. Die grausame Tragödie handelt davon, dass Egoismus, Gewalt und Rache das Leben bestimmen. Gleichzeitig erblickt man aber auch den süffisant lächelnde Schauspieler Patrick Twinem mit Schlachtermesser und Metzgerschürze. Darf man sich trauen, trotz aller Dramatik zu lachen? Man darf – und man soll. Klar wird dies spätestens in der nächsten Szene, wenn Rebekka Herl in ihrer Rolle als Julia mit einer Pippi-Langstrumpf-Perücke die Worte „Ach schwöre nicht beim Mond“ haucht, und Tobias Brohammer als Romeo ihr mit einer Vokuhila Frisur aus den 80er-Jahren an den Lippen hängt. Etwa 120 Stunden bräuchte man, um sämtliche Werke William Shakespeares aufzuführen. Am Theater Alte Werkstatt (TAW) versucht sich Uwe Heene indes an einer gekürzten Fassung mit nur drei Darstellern in 100 Minuten. Seine Inszenierung basiert auf einer Idee der Amerikaner Adam Long, Daniel Singer und Jess Winfield. Sie haben ihre Komödie „Shakespeares gesammelte Werke (leicht gekürzt)“ 1987 uraufgeführt. Seither wurde ihr Shakespeare-Medley weltweit erfolgreich gespielt. Die Frankenthaler Inszenierung ist Heenes erstes Engagement im TAW, und das, obwohl ihn bereits seit fast 30 Jahren eine Freundschaft mit Theaterleiter Jürgen Hellmann verbindet. Warum es so lange gedauert hat? Heenes Antwort ist so einfach wie bestechend: „Man hat mich lange gefragt, und ich hatte lange keine Zeit. Aber jetzt passt es.“ Etliche Theaterstücke, die teilweise gleichzeitig ablaufen und mehr als zehn zu spielende Rollen für jeden Darsteller: Die Handlungsgeschwindigkeit bei „Shakespeares gesammelten Werken“ ist enorm. Und gerade das fasziniert Heene, der selbst Schauspieler ist und sich unter anderem beim Kinder- und Jugendtheater KiTZ in Ludwigshafen engagiert, am meisten. Einem expliziten Schema folgt seine Inszenierung nicht. Jede Szene habe ihren eigenen Reiz, und dabei werde es „möglichst blutig und möglichst kurzweilig“ zugehen. Lange galt die Komödie wegen ihrer zahlreichen Anspielungen als nicht übersetzbar ins Deutsche. Über echte Shakespeare-Fans im Publikum freue er sich sehr, sagt Heene. Er legt ihnen allerdings dringend einen gewissen Sinn für Klamauk ans Herz. Und auch als Zuschauer ohne Vorkenntnisse der Dichterkunst aus dem 16. Jahrhundert könne man sich entspannt zurücklehnen. Es müsse auch niemand selbst auf die Bühne und mitspielen, sagt der 50-jährige Speyerer und lacht. „Das Publikum wird nicht involviert, ist aber Teil des Stückes.“ Eine echte Herausforderung sei die Menge an Text, die sie als Darsteller lernen müssen – da sind sich Tobias Brohammer, Rebekka Herl und Patrick Twinem einig. Der Text ist zwar in Reimform geschrieben, erklärt Brohammer, doch die Sinneinheiten stimmen damit nicht überein. Seine Vorgehensweise: „Ich lerne den Text zunächst wie ein Gedicht über den Reim und versuche dann, die richtige Betonung zu setzen.“ Aufgrund der Vielzahl darzustellender Charaktere sind auch die Kostümwechsel ein eher schwieriges Thema. Uwe Heene wird sie deshalb nur an zentralen Stellen einsetzen und dabei sei ihm eine alberne Perücke allemal lieber als ein vollständiges Mittelalterkostüm. Einführung Zur Einführung am Sonntag, 3. Juni, um 11 Uhr hat TAW-Leiter Jürgen Hellmann Gäste geladen. Der Freundeskreises sorgt für Kaffee und Kuchen. Der Eintritt ist frei.

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