Grünstadt „Komödie kann Dinge lichten“

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EISENBERG. Mit der Uraufführung „Halbgott in Nöten“ ist Kalle Pohl, bekannt unter anderem durch die RTL-Comedy-Show „7 Tage – 7 Köpfe“, am Samstag, 13. Mai, auf der Bühne des Evangelischen Gemeindehauses in Eisenberg zu sehen. In dem Lustspiel stellt der aus Düren stammende Musiker und Komiker den Arzt Fritz Tiedemann dar, den seine Tochter Julia mit einem hüllenlosen Auftritt in einer Kirche ziemlich in die Bredouille bringt. Anja Benndorf sprach mit dem 65-Jährigen über seine Beziehung zu Medizinern und seine Metamorphose vom Polizisten zum Comedian.

Herr Pohl, „Halbgott in Nöten“ ist eine Uraufführung. Wie viele Uraufführungen haben Sie in Ihrem Leben schon gehabt? Ist das aufregender als andere Darbietungen, weil es das erste Mal ist?

Meine erste Uraufführung präsentierte ich mit neun Jahren in der Garage meiner Eltern. Das Haus war ausverkauft, die Nachbarkinder waren begeistert. Im Grunde ist jeder Abend eine Uraufführung: Das Publikum ist anders, der Raum nicht derselbe, die Atmosphäre kaum wie am Vorabend. Spannend ist jede Aufführung, wenn man kein Superstar ist, der schon bejubelt wird, nur weil er atmet. Ist das Stück speziell für Sie geschrieben worden? Mit dem Autor Erich Virch arbeite ich schon seit über 30 Jahren zusammen. Ja, ich denke, er hat mich vor Augen gehabt, als er diese brüllend komische Figur des Dr. Tiedemann, dem Halbgott in Weiß, erfunden hat. Zudem verneigen wir beide uns in diesem Stück vor dem großartigen Komiker Louis de Funés. Es ist eine kleine Hommage an ihn. Haben Sie eine spezielle Beziehung zu Ärzten? Oder hätte der Protagonist auch Lehrer oder Polizist sein können? Polizist, Bäcker, Frauenarzt – in vielen Berufen und Menschen stecken urkomische Figuren, oft ungewollt komisch. Wenn man so etwas studieren und auf lustige Art wiedergeben kann, und hat man Humor und kann auch über sich selber lachen, bleibt einem fast nichts anderes, als Komödiant zu werden. Apropos Polizist: Wie kam es zu Ihrer Metamorphose zum Kabarettisten, die zahlreiche Stationen umfasste? Ich wollte schon in meiner Jugend etwas darstellen, also bin ich erst mal Polizist geworden. Damals stellte eine Uniform noch etwas dar. Glücklicherweise – neben Talent und konzentrierter Arbeit braucht man auch in diesem Metier Glück – setzten sich meine Kindheitsträume durch, auf der Bühne zu stehen und Menschen zum Lachen zu bringen. Sie sind jetzt seit zehn Jahren auf der Theaterbühne. Was gefiel Ihnen am Fernsehen nicht mehr? Einen Stammtisch wie „7 Tage 7 Köpfe“ gab es nur einmal. Diese Runde um Rudi Carrell war etwas Außergewöhnliches, übrigens auch nach den Aufzeichnungen, wenn es Kölsch gab, leckeres Essen und jede Menge Spaß. Statt 08/15-TV tingele ich lieber über die Bühnen des Landes und spiele nur das, was mir Freude macht, mein Soloprogramm oder Theater. Und: Standen Sie schon einmal auf der Bühne in Eisenberg? Waren Sie überhaupt schon jemals in Eisenberg? Zu meiner Schande: Nein. Leider ist dies der traurige Teil eines Spaßhandelsreisenden. Selbst von Städten, in denen ich aufgetreten bin, bekomme ich äußerst selten etwas zu sehen. Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort. Welches war das schönste Lustspiel bisher und warum? Mein Theaterdebüt. Das war 2007 mit „Norman, bist du es?“ Eine herrliche Komödie über einen Vater, dessen Frau mit seinem Bruder durchgebrannt ist. Vor lauter Frust besucht er seinen Sohn und sieht den mit einem Mann im Bett. Unmöglich ist das für ihn, wo der Junge doch früher immer den Fußball getreten hat. Hier trafen festgefahrene und konservative Denkmuster auf ganz andere Welten. Dieses Stück war ergreifend und saukomisch. Können Sie auch ernst? Würden Sie gern mal ernste Rollen übernehmen? Eine Komödie soll die Menschen aufheitern, etwas komplizierter ausgedrückt: Sie kann Dinge lichten. Wenn man sich über die Missgeschicke der Figuren auf der Bühne amüsieren kann, erleichtert das im besten Fall auch die eigenen alltäglichen Tragödien, mit denen man zu kämpfen hat. So ist auch in der Komik das Ernsthafte nicht zu unterschätzen. Sind Sie der „geborene Komiker“? Ja, das wurde mir wohl etwas in die Wiege gelegt. Ich hatte das Glück der lustvollen Geburt. Meine Herkunft zwang mich allerdings zunächst, völlig abwegige Schritte zu gehen, um langweilige Berufe auszuüben. Ich musste Komiker werden bei all dem Unfug in dieser Welt. Was ist Ihre Hauptintention: Möchten Sie das Publikum kurzweilig unterhalten oder soll es schlauer nach Hause gehen als es gekommen ist? Kurzweilige Unterhaltung wird bei Kulturschaffenden auf Staatstheater-Niveau häufig als unbedeutend angesehen. In den von Steuergeldern subventionierten Palästen hockt nicht selten ein Publikum, das gerne etwas mitnehmen würde nach der Vorstellung – den Aschenbecher oder die Nachbarin. Pardon! Ich habe mir schon viele sehr gute Filmkomödien angeschaut und danach weder mein Leben noch meine Essgewohnheiten umgekrempelt. Also: Was ist gegen witzige Unterhaltung zu sagen? An welchen Projekten arbeiten Sie derzeit auch noch? Schreiben Sie vielleicht gerade ein Buch? Tja, das Buch, das unfertige. Die Festplatte hält es immer noch in Gewahrsam. Aber es wird erscheinen, das garantiere ich. Vor allem arbeite ich an meinem nächsten Soloprogramm, 2018 im September ist Premiere. KARTEN „Halbgott in Nöten“, Samstag, 13. Mai, ab 20 Uhr, Evangelisches Gemeindehaus Eisenberg. Karten gibt es im Servicebüro der Verbandsgemeindeverwaltung, Telefon 06351/407-444, beim RHEINPFALZ-Ticket-Service, Telefon 0631/37016618, www.rheinpfalz.de, www.reservix.de. |abf

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