Grünstadt Keine Durchfahrt für Lkw über 7,5 Tonnen

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Dass auch große Laster während der Sanierung des Kreisels an der A 6 bei Wattenheim die Ortsdurchfahrt als Umleitung nutzen, hat zu großen Problemen und heftigen Protesten geführt. Deshalb hat der Landesbetrieb Mobilität (LBM) nachgebessert: Seit Freitag ist die Durchfahrt aus allen Richtungen für Lkw über 7,5 Tonnen gesperrt.

Andreas Werle hatte sich seine eineinhalb Wochen Urlaub erholsamer vorgestellt. Pech für ihn, Glück für die Bürger. Denn so konnte sich der Ortschef intensiv der Verkehrsprobleme annehmen, die es seit dem 29. Juli in der Carlsberger, Haupt- und Hettenleidelheimer Straße gibt, weil der LBM Speyer bis zum vergangenen Freitag diese Achse durch den Ort während der Baumaßnahme auch für schwere Laster als Ausweichroute zugelassen hatte. Was zu Protesten der Einwohner führte. „Möchten Sie mal einen 40-Tonner streicheln?“ Dietmar Sasse ist einer der Anwohner, die sich an den Bürgermeister, die Beigeordneten Robert Grünenthal und Regina Imblan sowie an das Ordnungsamt der VG Hettenleidelheim gewandt haben. Für sie ist es ein Unding, dass seit Beginn der Arbeiten bis Freitag Schwerverkehr durch den Ort geleitet wurde. Sasse wohnt in der Hauptstraße; dort, wo sie zwischen Kirche und Schule eine scharfe S-Kurve macht, abschüssig ist und die Bürgersteige am schmalsten sind. Eigentlich dürfen auch jene Lkw, die über die Bundesstraße 47 aus Eisenberg/Göllheim kommen und zur Autobahn Richtung Mannheim streben, seit Freitag nicht mehr durch den Ort fahren. Doch am Montagvormittag fahren innerhalb einer Viertelstunde immer noch mehr als 15 Lastwagen, schwere Tank- und Silozüge. Wenn Sasse im Wohnzimmer im ersten Obergeschoss ein Fenster öffnet, könnte er das Dach der Brummis berühren, so nah kommen sie am Haus vorbei. Einem Nachbarn ist schon die Regenrinne abgefahren worden, erzählt das Ehepaar Sasse. Unfälle mit Blechschäden habe es gegeben, auch gefährliche Begegnungen von Fußgängern mit Lkw. Weil der Lärm der Laster morgens um 4 Uhr einsetzt und erst gegen 22 Uhr endet, haben die Sasses ihr Schlafzimmer in einen hinteren Raum verlegt. Auf der Straßenseite sei an Schlaf nicht mehr zu denken. Der Rentner hat Verständnis dafür, dass die Ortsdurchfahrt für Pkw empfohlen wird, damit den Menschen aus der Region wegen der Kreiselbaustelle weite Umwege erspart bleiben; zumal die Ortsdurchfahrt Neuleiningen nach wie vor gesperrt ist. Dass sich ab und an ein Lkw verfährt, könne man auch akzeptieren. Aber nicht, dass sich – wie zu befürchten ist – während der sechswöchigen Bauzeit Lkw hinter Lkw durch den Ort schieben. Und das nicht immer mit Tempo 30, wie vorgeschrieben. Dem kann Andreas Werle nur zustimmen. Es habe zwar im Vorfeld der Großbaustelle „intensive Gespräche gegeben“. Doch bereits zwei Tage, nachdem die Kreiselbaustelle eingerichtet war, sei es zum Verkehrschaos gekommen, weil die beiden Bypässe am Kreisel nicht nur von Pkw, sondern auch von Lkw genutzt wurden, so der Bürgermeister. Grund genug, dass sich Orts- und Verbandsgemeinde, LBM und Polizei erneut zusammensetzten. Das Ergebnis: Es muss nachgebessert werden. Nicht nur Lkw aus Richtung Kaiserslautern, die in Wattenheim/Hettenleidelheim abfahren wollen, werden weiträumig umgeleitet, sondern jetzt auch jene Laster, die von der B 47 auf die A 6 Richtung Mannheim wollen. Wer aus Kaiserslautern kommt, fährt in Grünstadt ab und gleich wieder in Richtung Kaiserslautern auf, um in Hettenleidelheim die B 47 zu erreichen. Wer aus Richtung Eisenberg/Göllheim kommt, fährt auf der A 6 bis Enkenbach-Alsenborn, dort von der Autobahn ab und wieder in Richtung Mannheim auf. Wenn alle diesen Hinweisen folgen, fährt kein Lkw mehr durch Wattenheim. „Meine Position war deutlich“, sagte Werle. „Durch unsere Gemeindestraße fahren keine Lkw über 7,5 Tonnen!“ Bis jedoch die zusätzlichen Schilder geliefert waren, gingen Tage ins Land. Seit Freitag stehen aber die Hinweise für Lkw, bestätigte Kurt Ertel, der Chef des LBM Speyer. Die neue Verkehrsführung bedeute für Laster einen Umweg von etwa 30 Kilometern, bringe Wattenheim aber die notwendige innerörtliche Entlastung vom Schwerverkehr. Überrascht wurde die Polizei von der zusätzlichen Beschilderung für Lkw. Als Beamte der Inspektion Grünstadt, unterstützt von der Bereitschaftspolizei, am Montagvormittag in Höhe der Autobahnmeisterei Laster aus Richtung Kaiserslautern abfingen, gingen sie noch davon aus, dass der Lkw-Verkehr in Richtung Mannheim durch Wattenheim erlaubt sei. Die Beamten hätten kaum Beanstandungen gehabt, sagte Polizeihauptkommissar Bernhard Schmitt auf Anfrage. Was die geplagten Wattenheimer nicht wundert. Machen doch gerade die Brummis in Richtung Mannheim den Löwenanteil in der Ortsdurchfahrt aus. Schmitt, auf die neue Situation angesprochen: „Da dürfen wir nicht nachlassen.“ Doch der erfahrene Verkehrsexperte weiß, dass die Polizei nicht überall sein kann. „Wir können nicht so oft kontrollieren, wie es die Leute sich wünschen!“ Und er weiß auch, dass Brummi-Fahrer gut vernetzt sind. Kaum sei eine Kontrollstelle eingerichtet, verbreite sich diese Information in Windeseile über Funk. Und diese Warnung verstünden alle Lkw-Fahrer, meinte Schmitt vielsagend.

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