Grünstadt Kabinett der Jubiläums-Kuriositäten

In einem gemütlichen Rahmen mit fast schon familiärer Atmosphäre feierte die Neuleininger Blaskapelle am Samstag ihr 40. Gründungsjubiläum. Kein steifer Festakt sollte es sein, sondern eine Feier für die aktiven und passiven Mitglieder des Musikvereins, „eben etwas anders“, wie es Ulrike Neumann, die Erste Vorsitzende, in ihrer Begrüßung im gut besuchten Dorfgemeinschaftshaus ausdrückte.

Sie erinnerte kurz an die Gründung des Musikvereins, die 1975 auch „etwas anders“ verlief, als man sich so etwas allgemeinhin vorstellt. Gewissermaßen „von oben“, nämlich per Beschluss aus dem Gemeinderat, wurde vor 40 Jahren die Gründung eines Musikvereines in die Wege geleitet. Das eigentlich Kuriose daran: Um den Kauf der ersten Garnitur Musikinstrumente finanzieren zu können – auch damals schon eine fünfstellige Summe – verkaufte die Gemeinde einen Teil ihres Waldes. Verbandsbürgermeister Reinhold Niederhöfer und Ortsbürgermeister Franz Adam ergänzten die Ausführungen Neumanns dahingehend, dass die Gemeinde unter der Federführung ihres damaligen Bürgermeisters Helmut Rüttger, des späteren Bürgermeisters der Verbandsgemeinde Hettenleidelheim, das Vorhaben seinerzeit gegen den Widerstand der ehemaligen Bezirksregierung in Neustadt durchsetzte. Damals wie heute war der Haushalt des Burgdorfs defizitär. Die Neustadter Behörde betrachtete den Kauf von Musikinstrumenten als freiwillige und damit verzichtbare Ausgabe. Zwölf Dirigenten gaben in den vergangenen 40 Jahren den Takt bei der Blaskapelle an, zwei von ihnen, Jouri Kitagawa und Jürgen Sottung, standen mit zeitlichem Abstand sogar zweimal am Dirigentenpult, wie Ulrike Neumann betonte. Auch hier ein Kuriosum: Als man in Neuleiningen vor 15 Jahren das 25. Jubiläum des Musikvereins feierte, stand Jürgen Sottung am Dirigentenpult, der vor zwei Jahren erneut die musikalische Leitung der Kapelle übernahm. Als mutigen und vorausschauenden Schritt bezeichnete Bürgermeister Reinhold Niederhöfer die Gründung der Blaskapelle vor 40 Jahren. „Das war eine gute Investition in die Dorfgemeinschaft, die sich bis heute auszahlt“, sagte er und betonte das ehrenamtliche Engagement unzähliger Freiwilliger in den zurückliegenden vier Jahrzehnten. „Setzen Sie diese Arbeit bitte fort“, appellierte Niederhöfer an die Vorstandschaft und die Musiker der Blaskapelle. Ortsbürgermeister Franz Adam richtete seinen Dank an jene, die seit 1975 Verantwortung im Musikverein übernommen haben und sprach ihnen Mut zu, sich auch in Zukunft für den Verein einzusetzen. Für die dörflichen Vereine sprachen die Vertreter des Heimat- und Kulturvereins, der Feuerwehr, des Feuerwehrfördervereins und des Sportvereins wohltuend kurze Grußworte und für den Musikverband Deutsche Weinstraße überbrachte dessen Vorsitzender Bernhard Welsch die entsprechenden Glückwünsche. Welsch übernahm auch die Ehrungen langjähriger Musiker, darunter ungewöhnlich viele, die seit 40 Jahren in einem Musikverein aktiv sind und teilweise schon seit der Gründung der Neuleininger Blaskapelle ihrem heimatlichen Musikverein die Treue halten. Das dritte Kuriosum des Abends: Ausgerechnet jene, die am längsten ein Instrument spielen, mussten ohne Ehrennadel und Urkunde den Heimweg antreten, denn die Ehrengaben, die vom Landesmusikverband mit Sitz in Trier ausgestellt werden, kamen durch den Poststreik nicht mehr rechtzeitig an der Weinstraße an. Die Jubilare nahmen es mit dem für Musiker eigenen Humor und amüsierten sich köstlich über die „etwas andere“ Ehrung. Für stilvolle musikalische Umrahmung sorgten Isabel Gonzalez Villar (Querflöte) und Randolf Stöck (Klavier) von der Pfälzischen Musikschule Altleiningen. (ink) Ehrungen Für 40 Jahre im Musikverein wurden Christine Ober, Hubert Neumann, Hartmut Leist, Günter Moses, Harald Ober, Volker Kottke, Volker Ober, Markus Eichinger und Jürgen Link geehrt. 30 Jahre gehört Martina Moses der Neuleininger Blaskapelle an, Ramona Baldes und Nina Moses spielen seit 20 Jahren ein Instrument, Marleen Rieder wurde für zehn Jahre und Rebekka Sauer für fünf Jahre aktives Musizieren geehrt.

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