Donnersbergkreis Interkulturelle Woche: So lief der Auftakt in Eisenberg

Die Kindertanzgruppe erfreute die Zuschauer mit ihrer Vorstellung "Derwische".
Die Kindertanzgruppe erfreute die Zuschauer mit ihrer Vorstellung »Derwische«.

„Neue Räume“ – so lautet das Motto der Interkulturellen Woche, die bundesweit in 600 Städten und mit 5000 Veranstaltungen über die Bühne geht. Auch der Donnersbergkreises macht mit. So lief der Auftakt im Eisenberger Thomas-Morus-Haus.

Internationalität, Integration, multikulturelle Vielfalt – Themen, die ziehen. Entsprechend viele Besucher waren denn auch zur Eröffnungsfeier ins Thomas-Morus-Haus gekommen, der Saal war prall gefüllt. Zum Auftakt spielte die Multi-Kulti-Band Bazaar. Die Gruppe existiert seit Sommer 2016 und besteht aus fünf Musikern und einer Sängerin, die aus Algerien, der Pfalz, Russland und den Niederlanden stammen. Ihr Stil: ein Crossover aus afrikanischer und westlicher Musik und das überaus eingängig. Eigens aus Kaiserslautern ist ein junges Paar mit ihren Kindern angereist, einzig und allein deshalb, um die Band zu hören. „Wir sind totale Fans der Gruppe und schauen immer in der Umgebung, wo sie spielt, dann kommen wir auch“, sagt Can Gediz.

Dann ergriff die Integrationsbeauftragte des Donnersbergkreises, Erika Steinert, das Wort. „Das Motto ,Neue Räume’ lässt viel Freiraum für Begegnungen neu zugezogener und alteingesessener Bürger. Es geht darum, neue Räume zu erkennen, zu öffnen, zu gestalten, zu schaffen, zu verbinden, zu nutzen oder auch einfach nur zu betreten“, sagte sie. Eine Übersetzerin übersetzte ins Ukrainische, die anwesenden syrischen Gäste benötigten laut Steinert keine Übersetzung.

Kindertanzgruppen unterhalten

Zwei Kindertanzgruppen der DITIB Türkisch-Islamischen Gemeinde aus Eisenberg erfreute die Zuschauer mit ihren traditionellen Kostümen, zunächst die acht- bis zehnjährigen Mädchen und dann die gemischte Gruppe aus sieben- bis neunjährigen Kindern in kleinen Derwisch-Kostümen, die den sogenannten Sema tanzten, einen Drehtanz, gegen den Uhrzeigersinn. Landrat Rainer Guth (parteilos) betonte, dass Eisenberg eine Stadt sei, die Integration lebe und dass es gerade in diesem Bereich ohne den Einsatz von Ehrenamtlichen nichts gehe. „Migration ist viele Jahre gelungen, aber gerade in letzter Zeit bringen kriminelle Schleuserbanden Menschen nach Deutschland und das Thema droht deshalb, aus dem Ruder zu laufen – Eisenberg ist kurz vor dem Ende seiner Aufnahmemöglichkeiten“, bedauert er.

Während seiner Rede wurde am anderen Ende des Raumes das Büffet eröffnet, wodurch die Geräuschkulisse, die vorher schon recht hoch war, nochmals anstieg – unangenehm auch für die auf ihn folgenden Redner und Rednerinnen. „Gut, dass manche Reden deshalb spontan gekürzt wurden, es war zu einem Begegnungsformat mit geselligem Charakter eingeladen, da waren lange Reden unangebracht“, sagte Steinert und ergänzte: „Aber die starke Geräuschkulisse war doch beim Zuhören störend, zumal das Saalmikro wenig unterstützend war. Deshalb benutzten wir dann später das optimale Mikro der Band.“

„Für eine friedvolle Zukunft“

Sissi Lattauer war als Vertreterin der Stadt Eisenberg da, weil Stadt- und Verbandsbürgermeister beide in Urlaub waren. Sie sagte: „Jede Kultur hat andere Geschichten, die man besonders in diesen Tagen kennenlernen und verstehen kann. Es ist wichtig, offen zu sein für andere Kulturen.“ Anschließend stellte sich der Helferkreis Göllheim mit einer Präsentation von Roland Peters vor und für den Helferkreis Eisenberg sprach Anneliese Ecker-Henn. „Ich bin seit 2015 in der Flüchtlingshilfe aktiv, seit 2018 mache ich alles alleine, wobei ich inzwischen mit Berwin Mohammad eine tolle Übersetzerin gefunden habe“, sagt sie. Sie stellte auch Alaa Ibrahim vor, der im Publikum saß. „Er war der erste Flüchtling, den ich vor acht Jahren kennenlernte, konnte kein Wort Deutsch und ist heute Sozialarbeiter und Lehrer für Deutsch als Fremdsprache an einer Berufsschule“, erzählt sie nicht ohne Stolz, denn zu seinem erfolgreichen Weg habe auch sie viel beigetragen.

Güven Sayan ist der stellvertretende Vorsitzende der türkisch-islamischen Gemeinde in Eisenberg. Der 48-Jährige, der in Grünstadt geboren ist und, wie er sagte „als Pälzer Bub“ regelmäßig auf den Betzenberg geht, sagte: „Wir leisten heute und grundsätzlich einen Beitrag zum friedlichen Miteinander, wollen miteinander sprechen, uns kennenlernen, vertrauen und gemeinsam eine friedvolle Zukunft aufbauen.“

Übrigens: Das Kinderprogramm wurde an diesem Auftakttag nicht angenommen. „Vermutlich, weil es bei muslimischen Treffen sehr kinderfreundlich zugeht und überdies die Tänzerinnen und Tänzer mit ihren Kostümen verständlicherweise im Saal bleiben wollten“, so Steinert. Mehrere Portraitfotos von Frauen waren im Raum ausgestellt, alles Ukrainerinnen, die sich im Willkommenszentrum in Rockenhausen ehrenamtlich engagieren. Einige der Frauen waren anwesend und wurden von der Integrationsbeauftragten vorgestellt. „Wir fühlen uns der Integrationsarbeit verpflichtet und vergeben auch Kleinkredite, wenn beispielsweise jemand einen Führerschein machen möchte, um eine Arbeit aufzunehmen – wir fördern Hilfe zur Selbsthilfe“, betonte Steinert und ergänzte: „Alles in allem bin ich sehr zufrieden: Gute Stimmung, volles Haus, Begegnungen unterschiedlicher Gruppen.“

Termine

Nächste Veranstaltung in Eisenberg: Interkulturelles Frauenfrühstück am Freitag, 29. September, 10 bis 12 Uhr im Thomas-Morus-Haus, veranstaltet vom Frauenvorstand DITIB Eisenberg und der Integrationsbeauftragten des Donnersbergkreises.

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