Grünstadt „Ich kandidiere – und will gewinnen“

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Direktkandidaten zur Landtagswahl: Fünfviertelstunden braucht der überzeugte Bahnfahrer Manfred Geis mit dem Zug von Bad Dürkheim nach Mainz. Dort wirkt er seit 1998 für die SPD im Landtag mit. Das Ticket dafür hat er dreimal mit dem Direktmandat gelöst. Für das vierte in Folge gibt er mit 66 Jahren noch einmal Volldampf.

Nein, ins Bett nimmt Manfred Geis den roten Schal nicht mit. Aber sonst trägt er ihn derzeit, wo immer er auftritt. Wäre er Fußballtrainer, würde man wohl von Glücksbringer sprechen. Immerhin hat der Dürkheimer damit dreimal das Direktmandat zum Landtag gewonnen. Und auch den „Roten Ellerstadter“, einen Rotwein vom Weingut Vollmer aus seinem Heimatdorf Ellerstadt, hat er als Wahlwerbung wieder abfüllen lassen. „Meisterstück“ heißt die Cuvèe – und jenes auch in vierter Auflage zu schaffen, darauf kommt es für den 66-Jährigen diesmal besonders an, ahnt er. Auf der Landesliste steht er zwar auf Platz 28, aber 42 Sitze wie zuletzt wird die SPD kaum halten können. Zumal sich das Drei-Parteien-Parlament in Mainz auf sechs, womöglich gar sieben Fraktionen ausdehnen könnte. „Um sicher zu gehen, muss ich gewinnen“, sagt Geis. Sprich: Erneut die meisten Erststimmen im Wahlkreis holen. Diese Verpflichtung für seine Partei nimmt Geis sehr ernst – das ist nach 46 Jahren als Sozialdemokrat selbstredend. Der Grund, dass er mit 66 überhaupt noch mal antritt, „ist ein toller!“ Sein designierter Nachfolger für diese Landtagswahl stand schon lange fest, als alles anders, aus SPD-Sicht besser kam: Christoph Glogger eroberte den Bürgermeisterstuhl im Dürkheimer Rathaus für die SPD zurück. Und noch am Wahlabend hätten ihn Genossen angesprochen, dass er, Geis, jetzt für den Landtag noch mal ran müsse. Geis knüpfte dies an drei Bedingungen. Dass die Familie einverstanden war, muss nicht wundern. Alle vier haben das Parteibuch, Ehefrau Ruth ist seit Jahrzehnten passionierte Kommunalpolitikerin, der jüngste Sohn Thomas kandidierte auf der Stadtratsliste. Für den Vater ist es „erfreulich, dass es offenbar nicht abstoßend war, dieses Politikerleben.“ Gesund ist Geis soweit noch – und ein Jüngerer habe auch keine Ambitionen gezeigt, sagt er. Ob sich das bei Christoph Spies, seinem 30 Jahre alten B-Kandidaten aus Grünstadt, in den nächsten Jahren ändert, sei dahingestellt. Unverhofft kommt oft, wie man bei Glogger gesehen hat. Ob Geis mal mit 70 noch im Landtag sitzen will, ist für den Moment irrelevant: „Jetzt kandidiere ich und will alles dafür tun, auch zu gewinnen!“ Klare Ansage. Die trifft er auch in Sachen AfD. Dass die Rechtsextremen, obwohl zwischenzeitlich fast kein Thema mehr, mit dem der Flüchtlinge größer denn je geworden sind, ist für ihn „fürchterlich und für unsere Gesellschaft ein ganz ernstes Thema. Wir müssen den Leuten klarmachen, dass man in der Demokratie auch etwas zu verteidigen hat, dass wir uns die Demokratie und die Menschenwürde erhalten müssen – das ist gefährdet!“ Das Gebaren der AfD sei undemokratisch und unanständig – und da habe auch der Wähler eine Verantwortung, sagt Geis. Dass landespolitische Themen dabei derzeit untergehen, findet er bedauerlich. Andererseits wirkt er sehr entspannt. Weil er etwas vorzuweisen hat nach 17 Jahren im Landtag, und weil er sich selbst dabei immer treugeblieben ist. Mitten unter den Menschen war Manfred Geis schon immer, auch ohne „übergroße Plakate“, längst ist er gut vernetzt in der Region, gerade in Sachen Bildung und Kultur, und das persönliche Gespräch sucht er seit jeher mit allen Generationen. Am liebsten freilich mit der jüngeren. Seine Mainzer Reihe „Kunst im Abgeordnetenbüro“ ist eine Plattform für junge Künstler unter 30, und seit er im Landtag ist, hat er mehr als 50 Praktikanten Politik nähergebracht. Die beiden aktuellen revanchieren sich gerade. Mit der „Aktion roter Schal“ auf seiner Internetseite. War ihre Idee. Was Manfred Geis am meisten freut.

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