Grünstadt „Hatten andere Prioritäten“

TIEFENTHAL. Die Hallenbundesliga-Saison ging am vergangenen Samstag für die Faustballer der TSG Tiefenthal zu Ende. Das Ziel Klassenerhalt wurde nicht erreicht. Die TSG beendete die Runde als Tabellenschlusslicht. RHEINPFALZ-Mitarbeiter Reiner Bohlander sprach nach dem letzten Saisonspiel gegen den TV Vaihingen/Enz (3:5) mit dem Tiefenthaler Spieler Ricardo Happersberger, der in der Rückrunde seinen Bruder Christoph als Trainer vertrat.

Herr Happersberger, die Saison ist vorbei, Ihre Mannschaft konnte von 14 Spielen nur eines gewinnen. Sind Sie enttäuscht?

Natürlich haben wir uns vor der Runde mehr vorgestellt, aber irgendwie hatten wir alle in der Spielphase von Oktober bis Februar andere Prioritäten. Um in der Bundesliga zu bestehen, hat es eben nicht gereicht. Obwohl wir uns wirklich bei jedem Spiel den Allerwertesten aufgerissen haben. Andere Prioritäten, das müssen Sie kurz erklären? Mein Bruder Christoph war beispielsweise privat und beruflich sehr eingespannt. In der Rückrunde habe ich ihn dann entlastet, weil er einfach keine Zeit mehr hatte, regelmäßig Training zu machen. Unser Angreifer Tobias Fuchs hat gerade erst seine Ausbildung abgeschlossen. Christoph Wyrobek und Julian Gaub waren ebenfalls beruflich stark eingespannt. Ich selbst bin gerade dabei, eine Kernsanierung bei meinem Haus durchzuführen. Tim Ohlrich beispielsweise ist in der vergangenen Woche extra von seinem Job von Salzburg nach Frankfurt geflogen, ins Auto gestiegen und ins Training gefahren. Also wir wollten alle, aber private und vor allem berufliche Dinge standen eben im Vordergrund. Letztlich haben wir in den Spielen nicht konstant genug gespielt. Wir Faustballer sind eben keine Profis. Selbst beim TSV Pfungstadt spielen nur Halbprofis. Wie geht es nun weiter? Wir bleiben so zusammen. Der Teamgeist stimmt, die Stimmung war trotz der Niederlagen immer gut. Wir werden nun in die Sommerrunde in der Zweiten Bundesliga hineingehen, mit dem Ziel guten Faustball zu zeigen. Sie werden dann als Trainer fungieren? Das müssen wir erst einmal besprechen. Zum jetzigen Zeitpunkt steht da noch nichts fest. Im Sommer des letzten Jahres hat Dennis Gruber die Mannschaft überraschend verlassen. Er hat als Zweitangreifer in dieser Runde sichtlich gefehlt. Als Ersatz kam der erst 17-jährige Maik Knoch. Er hat zuletzt aber auch nicht mehr gespielt. Was ist da gewesen? Bei Dennis war das eine normale Sache. Er konnte nur noch einmal ins Training kommen. Andere waren öfters da und haben dann eben den Vorzug bekommen. Aber mit ihm haben wir tatsächlich auch eine gute Hallensaison 2013/2014 absolviert. Letztlich hat er gesagt, es macht für ihn keinen Sinn, wenn er nur einmal hier ins Training kommen kann, und deshalb auf der Bank sitzt, deshalb ist er zum TV Wünschmichelbach gegangen. Das war in Ordnung. Bei Maik Knoch ist es so: Bei seiner alten Mannschaft, die unterklassig gespielt hat, war er mit Abstand der Beste. Doch in der Bundesliga weht ein anderer Wind. Er dachte, er könne sofort spielen, hat nicht verstanden, dass er erst einmal langsam aufgebaut werden soll. Letztlich hat das keinen Sinn mehr gemacht. Es gibt immer wieder Gerüchte, dass die beiden Fernando-Brüder Ajith und Andrew, die derzeit beim TSV Pfungstadt spielen, sozusagen dem Bayern München des deutschen Faustballs, zurück zur TSG kommen. Ist da etwas dran? Das ist aktuell kein Thema, aber man weiß ja nicht, was in der Zukunft passiert. In der kommenden Feldrunde gibt es für Ihre Mannschaft wieder das Problem der Trainings- und Heimspielstätte. Wann wird denn nun endlich ein Bundes- und oder Zweitliga-Faustballplatz in Tiefenthal gebaut? Sehr gute Frage, aber ich kann sie Ihnen leider noch immer nicht beantworten. Zuletzt wollte man ein Lärmgutachten von uns. Das haben wir geliefert, aber scheinbar reicht das immer noch nicht. Scheinbar soll es nun Probleme mit einer Eidechsenpopulation auf dem Gelände oberhalb der TSG-Klubgaststätte geben. Was wissen Sie da? Ja, habe ich auch gehört, aber genaueres weiß ich nicht. Ich finde es nur tragisch, warum man uns immer wieder Steine in den Weg legt. 25.000 Euro würde der Bau zu einem Spielfeld kosten. Das ist eigentlich keine große Summe. Vor allem weil wir als Erste Mannschaft sehr viel selbst machen würden. Ich verstehe es nicht, an was es liegt. Ob man uns als Klub tot kriegen will? Nun, bislang leben wir noch und es läuft aktuell auch sehr gut. Der Verein macht seit 35 Jahren Jugendarbeit, ist sehr engagiert und tut etwas für das Image für die Gemeinde. Momentan haben wir zwei Herren-, eine AH-, fast zwei Damen- und zwei Jugendmannschaften. Aber keinen eigenen Platz. Trainieren für die Feldrunde werden wir nicht mehr in Kleinkarlbach, weil die Verletzungsgefahr dort zu groß ist. Jüngst hat sich der SV Lautersheim gemeldet. Die haben ja einen Rasen, der nicht benutzt wird. Das könnte etwas werden. Außerdem fragen wir wieder in Eisenberg nach, ob wir dort trainieren können. Aber ein Bundesligist ohne eigenes Spielfeld. Das ist schon irgendwie lächerlich.

x