Grünstadt Grünstadt will die Bienen locken

So sieht eine Überwinterungshilfe für Insekten aus.
So sieht eine Überwinterungshilfe für Insekten aus.

Was kann die Stadt Grünstadt tun, um für Insekten attraktiv zu sein? Mit dieser Frage hat sich der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung befasst. Ausgangspunkt war ein Antrag der SPD-Fraktion: Darin wird die Stadtverwaltung gebeten, Insektenhotels aufzustellen und Flächen auszuweisen, auf denen sich Bienen, Hummeln und Reptilien gern aufhalten.

Es ist nicht nur ein Gefühl, dass es früher mehr Schmetterlinge und Hummeln gab, es ist erwiesen: In großen Teilen Deutschlands hat die Anzahl an Insekten in den vergangenen Jahren stark abgenommen. Zwischen 1989 und 2014 sei die Gesamtbiomasse der Fluginsekten um 76 Prozent zurückgegangen, berichtet das Bundesamt für Naturschutz. Es beruft sich auf die Ergebnisse einer Forschergruppe, die 2017 im Online-Magazin Plos One veröffentlicht wurden. Was also kann Grünstadt tun, um einen Beitrag zum Erhalt der Insekten zu leisten? Klaus Schwerdel (SPD) hat in der Sitzung darauf verwiesen, dass immer mehr Lebensräume für Insekten verlorengehen – unter anderem durch aufgeräumte Gärten. Bienen, Wespen und Fliegen bräuchten zum Überleben Totholz und Stängel. Schwerdel schlug deswegen vor, Nist- und Überwinterungshilfen – umgangssprachlich: Insektenhotels – in der Stadt aufzustellen. Bürgermeister Klaus Wagner (CDU) war auf die Anfrage vorbereitet. Er zählte städtische Flächen auf, auf denen Bauhofmitarbeiter Blumenwiesen-Samen eingesät haben und auf denen es in den kommenden Wochen summen soll. Zudem, so Wagner, soll am 16. August zusammen mit dem Naturschutzbund ein „Basteltag“ für Insektenhotels angeboten werden. Elke Vetter von den Grünen wies darauf hin, dass es sich bei den „Hotels“ eher um „Asylantenwohnheime“ für Insekten handle, da diese zuvor aus ihren natürlichen Behausungen vertrieben worden seien: „Ist es nicht sinnvoller, die zu erhalten? Wir müssen uns von ordentlichen Fluren entfernen, Totholz muss liegenbleiben.“ Es sei zielführend, Lebensräume zu erhalten – dazu gehöre auch, weniger zu mähen. Wagner berichtete, dass es nicht überall auf Freude stößt, wenn das Gras in die Höhe strebt: „Die Meinungen in der Bevölkerung sind geteilt. Es ist ein Umdenkprozess.“ Im Laufe der Diskussion ging Johannes Adam (FWG) auf Änderung in der Gesellschaft insgesamt ein: „Wir haben Straßen gebaut, auf denen viele Wildtiere umgekommen sind. Jetzt bauen wird Wildbrücken.“ Mimmo Scarmato (CDU) regte an, Schulen und Kitas in den Nisthilfen-Bau einzubeziehen und Gerd Walther (SPD) wies als Anschauungsobjekt auf das neue Insektenhotel am Sausenheimer Weedplatz hin. Allerdings ist nicht nur die Stadt gefragt – auch Privatleute müssten sich einbringen, heißt es im Antrag der SPD, den alle Ratsfraktionen einstimmig mittragen: „Gerade im privaten Garten kann man die Vielfalt der Arten stark fördern.“ Im Netz Die Stadt hat an verschiedenen Stellen Blumenwiesen angelegt. Eine Übersicht gibt es im Internet unter www.gruenstadt.de unter „Grünstadt wird grüner“.

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