Grünstadt Grünstadt: Eine Schneidermeisterin näht jetzt Masken für das Wormser Krankenhaus

Schneidermeisterin Anna Eberts in ihrem Atelier.
Schneidermeisterin Anna Eberts in ihrem Atelier.

Noch vor zwei Wochen hat sich Anna Eberts nicht vorstellen können, dass sie „jemals in ihrem Leben“ Mundschutzmasken näht. Jetzt aber organisiert die Schneiderin eine Hilfsaktion für das Klinikum in Worms. Sie suchte freiwillige Näherinnen. 70 hat sie gefunden. Sie wollen in den nächsten Tagen 4000 Masken für den Notfall nach Worms liefern, falls dort jeglicher Mundschutz ausgeht.

„Gerade habe ich sie im Topf abgekocht“, sagt die 31-Jährige, die seit eineinhalb Jahren zusammen mit ihrem Mann die Stofflounge im Grünstadter Industriegebiet führt und die Aktion organisiert. Die studierte Bekleidungstechnikerin meint die zehn Prototypen. Buntes Band umfasst weißen Baumwollstoff. Die Unternehmerin ist zufrieden. „Sie sind kaum eingelaufen.“ Anna Eberts hat zehn Muster genäht und dabei ein Video gedreht. Das schickte sie, wie sie erzählt, den 70 Näherinnen, die jetzt an der heimischen Nähmaschine und in Zeiten des Coronavirus Außergewöhnliches schneidern wollen. Am Mittwoch könnte es losgehen. Davor müssen erst einmal meterweise Stoff und 500 Rollen Stoff-Schnürbänder ankommen. Normale Gummibänder eignen sich nicht zum Befestigen. „Die halten häufiges Waschen nicht gut aus“, sagt die 31-Jährige aus Offstein.

Eine Freundin sagte: Wir brauchen deine Hilfe

Eine Freundin und Ärztin am Wormser Klinikum bat: „Anna, wir brauchen deine Hilfe.“ Schutzausrüstungen sind nach Angaben des Klinikums in Worms zwar noch vorhanden, sie könnten aber mit mehr Infizierten knapp werden. Anna Eberts startete in den sozialen Medien einen Aufruf. „Mein Handy stand nicht mehr still. Sogar nachts riefen sie an.“ Binnen 24 Stunden hatte sie 400 Nachrichten, 70 Näherinnen hat sie jetzt: aus Grünstadt, Eisenberg, und viele aus Worms, woher Eberts stammt.

Es sind Masken für den Notfall

Ihre Schutzmasken genügen den Sicherheitsstandards der gängig in Kliniken gebrauchten FFP-2- oder OP-Masken nicht. Wären aber ein Notbehelf für den Fall, dass sämtliche medizinische Masken ausgehen sollten. Sobald das Rohmaterial in der Stofflounge eintrifft, so Eberts, hilft ein Nachbar, es an die Freiwilligen zu verteilen. Alles werde nur an der Haustür abgesetzt und später eingesammelt. „So wenig Kontakt wie möglich“, meint sie. Eberts hat sich schon während ihres Studiums Geld durch Nähkurse hinzuverdient. Selbstständig ist sie seit fünf Jahren. Zurzeit sei nur einer der sechs Mitarbeiter im Laden. Dafür aber ein kleiner Helfer: die fünfjährige Tochter. „Eine Herausforderung“, sagt Eberts lachend, bevor ihr Mann sie zum Brötchen-Essen ruft.

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