Eisenberg Gienanth: Hoffen auf den Industriestrompreis – Was Arbeitsminister Schweitzer sagt

Small Talk in der Ausbildungswerkstatt: Arbeitsminister Alexander Schweitzer (SPD) im Gespräch mit den Betriebsräten Alexander K
Small Talk in der Ausbildungswerkstatt: Arbeitsminister Alexander Schweitzer (SPD) im Gespräch mit den Betriebsräten Alexander Kosolowski und Rico Günther (Vorsitzender), daneben Eisenbergs Stadtbürgermeister Peter Funck (FWG) und Azubis.

Die deutsche Industrie ächzt. Fachkräftemangel, Klimaschutz-Ziele und Energiepreise machen so manchem Unternehmer das Leben schwer. Die Gießerei-Gruppe Gienanth ist da keine Ausnahme. Davon konnte sich der rheinland-pfälzische Arbeits- und Sozialminister Alexander Schweitzer bei seinem Besuch in Eisenberg überzeugen.

Im Sommer nutzen viele Politiker die Zeit, um Firmen oder Verbänden Besuche abzustatten. In der Regel geht es dann nicht darum, eine Tagesordnung abzuarbeiten, sondern darum, sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen – und vor allem zu hören, wo der Schuh drückt. Anfang der Woche besuchte der rheinland-pfälzische Arbeits- und Sozialminister Alexander Schweitzer (SPD) das Eisenberger Unternehmen Gienanth. Dabei ging es um Fachkräftemangel, aber auch die Umsetzung der Treibhausgasminderungsziele.

In Begleitung der Bundestags- und Landtagsabgeordneten Matthias Mieves und Jaqueline Rauschkolb (beide SPD) sowie von Eisenbergs Stadtbürgermeister Peter Funck (FWG) ging es zunächst zum Betriebsrat. „Uns muss es gelingen, den Standort Deutschland gegenüber dem europäischen Ausland behaupten zu können“, meinte Betriebsratsvorsitzender Rico Günther angesichts einer drohenden Deindustrialisierung Deutschlands.

Themen, die herausfordern

Günther berichtete auch von Branchentreffen mit Betriebsräten anderer Gießereien. Er habe den Eindruck gewonnen, dass Gienanth mit seinen Produkten auf dem internationalen Markt im Vergleich zu anderen Gießereien recht gut aufgestellt sei. Sorge bereite ihm allerdings die politische Diskussion um die Themen Umwelt und Energie. „Um die Ziele beim Thema Reduzierung von CO² erreichen zu können und gleichzeitig die Marktposition nicht zu verlieren, müsste man einen gewaltigen Umbau wagen“, so Rico Günther.

Arbeitsminister Alexander Schweitzer betonte, dass man hierfür in der Politik zwar die Weichen stellen muss, aber nicht die tatsächliche Machbarkeit aus den Augen verlieren darf. Die gesellschaftliche Bedeutung eines Unternehmens wie Gienanth sei elementar für die gesamte Region. Einige Tausend Menschen seien direkt und indirekt von Unternehmen dieser Größenordnung abhängig, um in ihrem gewohnten sozialen Umfeld leben zu können.

Einen positiven Eindruck gewann Schweitzer bei der Präsentation des technischen Geschäftsführers Torsten Stein, der aufzeigte, wie das Traditionsunternehmen die gesteckten Klimaziele erreichen will. Hierfür müsse der mit Steinkohle-Koks betriebene Kupolofen (ein Schachtofen, in dem Metalle geschmolzen werden können, Anm. d. Red.) durch hochmoderne elektrische Schmelzöfen ersetzt werden. Dies erfordere eine Investition im mittleren achtstelligen Bereich und eine deutliche Abkürzung von Genehmigungsfristen. Für dieses Vorhaben, so Stein, fehle aber letztlich die Perspektive, wie solch ein Schmelzbetrieb mit Elektrizität wirtschaftlich betrieben werden könne. Hierzu müsse sehr schnell die Entscheidung fallen, die Energiekosten für Betriebe der Grundstoffindustrie, zu der auch Gienanth zählt, zu deckeln. „Wir müssen wissen, was auf uns zukommt“, unterstrich Stein.

Die Thematik sei einer der wichtigsten Punkte auf der politischen Seite der Energiediskussion, bestätigte daraufhin der Bundestagsabgeordnete Matthias Mieves. Der rheinland-pfälzische Arbeitsminister Schweitzer machte deutlich, dass man trotz der langwierigen Diskussionen innerhalb der EU sehr schnell Nägel mit Köpfen machen soll. „Wir dürfen der schleichenden Deindustrialisierung nicht tatenlos zuschauen“, fasste Schweitzer zusammen.

Mangel an Fachkräften

Das Thema Mangel an Facharbeitern wurde bei dem Minister-Besuch in Eisenberg ebenfalls angesprochen. Um sich zu rüsten, engagiere sich Gienanth stark beim Thema Berufsausbildung, hieß es seitens des Unternehmens. Stolz präsentierten Geschäftsführer Hans-Jürgen Brenninger und der Betriebsrat die Ausbildungswerkstatt, die vor gut vier Jahren in modernisierten historischen Gemäuern eine neue Bleibe fand. Schweitzer suchte direkt das Gespräch mit den Auszubildenden. „Es ist wichtig, dass die Unternehmen ihrem Nachwuchs auch eine Perspektive für das spätere Leben geben können“, betonte der Minister.

Er hatte den Eindruck, dass sich die jungen Menschen – nicht nur junge Männer, sondern auch junge Frauen übrigens – wohlfühlen und Spaß an der Berufsausbildung haben. Für Eisenbergs Stadtchef Peter Funck ist die Berufsausbildung bei Gienanth ein Aushängeschild für die Region.

Ausbildungswerkstatt: So lief der Zukunftstag bei Gienanth

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