Grünstadt „Gib noch mal Gas, Max“

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GRÜNSTADT. Einen Saisonauftakt in eigener Halle nach Maß feierten die Zweitliga-Turner der TSG Grünstadt am Samstag gegen das Turnzentrum Bochum-Witten (wir berichteten in RHEINPFALZ am SONNTAG). Mit dem 62:6-Sieg und 12:0 Gerätepunkte zeigten die Jungs von Cheftrainer Michael Danner und seinen beiden Assistenten Florian Bachmann und Alexander „Pogo“ Pogoreltsev ihrem treuen Publikum, dass sie erneut vorne mitturnen werden.

Der Gegner aus Bochum-Witten machte es den Gastgebern sportlich sehr leicht. Die Westdeutschen waren mit nur sieben Turnern angereist und hatten den gut vorbereiteten Grünstadtern nichts entgegenzusetzen. 1:9 am Boden, 0:16 am Pferd und 0:15 an den Ringen – bis zur Pause stand es also schon 1:40 nach Score-Punkten. Die Spannung war längst dahin, aber da zeigte das Fachpublikum, weshalb es ein Publikum vom Fach ist: Jede, aber wirklich jede Übung wurde mit Beifall belohnt. Das war ganz großer Sport auch auf den Zuschauerrängen. Samstagmittag, kurz vor 16 Uhr: Die fünf Kampfrichter, darunter Heimkampfrichter Dieter Gumbinger, ziehen ihre Jacketts an. Das ist für Hallensprecher Rainer Gemm das Zeichen, guten Tag zu sagen und anfangen zu lassen. 26 kleine und größere Nachwuchsturner in den grün-weißen Vereinsfahnen laufen mit den Zweitligaturnern ein. Durch ein Spalier hindurch, das die „Seniors“ der Cheerleadergruppe „Pikes“ aus Kaiserslautern bilden. Für Noah Graf (13) und Joachim Kindler (13) sowie den elfjährigen Tim Schabacker gibt es eine kleine Ehrung. Sie sind in den Perspektivkader aufgerückt und können ab 2017 beziehungsweise 2019 in der Zweiten (vielleicht ja auch in der Ersten) Liga turnen. Dann nimmt Rainer Gemm eine traurige Pflicht wahr. Alle gedenken in einer Schweigeminute Turn-Abteilungsleiter Hans-Joachim Scholl, der im Mai im Alter von 59 Jahren überraschend verstorben ist. Dann geht’s los. „Auf geht’s, Pavel“, „Gib noch mal Gas, Max“ – von den Rängen kommen motivierende Durchhalteparolen. Aushängeschild Max Finzel geht in seine letzte Saison. Pavel Dykmann und Nikita Lezhankin holen am Boden jeweils vier Score-Punkte, Finzel einen und Niko Weickert muss seinem direkten Gegner Shalva Dalakishvili einen Score-Punkt überlassen. Noch deutlicher das Ergebnis am Pferd, wo der Koblenzer Jan Damrau zum ersten Mal für Grünstadt ans Gerät geht. Zwei Punkte holt er, David Jäger gewinnt vier, Finzel und Lezhankin jeweils fünf. Alles wird übersichtlich dokumentiert an der Leinwand, entwickelt hat diese Software Kurt-Jürgen Daum, der mit dieser Art von Präsentation bereits seit vielen Jahren Erfolg im Kunstradsport hat. Hallensprecher Rainer Gemm stellt die Kampfrichter vor, dann ziehen sie, einem ungeschriebenen Gesetz zufolge, ihre Jacketts aus. Längst hatte sich da gezeigt, dass dieser Saisonauftakt in der eigenen Halle mit einem Erfolg enden wird. Die Turner der TSG Grünstadt stellten die schwierigeren und anspruchsvollen Übungen auf und führten sie auch sauberer aus. „Wir hatten heute nur drei grobe Schnitzer gemacht, die passieren immer mal, aber ansonsten gaben wir eine Topleistung ab“, lobte Cheftrainer Michael Danner seine Riege, die nach der deutlichen Niederlage vor zwei Wochen in Kreuztal und nicht nachvollziehbaren Wertungen geknickt nach Hause gefahren war. An den Ringen gefielen erneut Lezhankin und Finzel. Der 23 Jahre alte Russe turnte da zum Beispiel 14,05 Punkte aus, nach 14,15 am Boden erneut eine bärenstarke Übung. Er ließ 14,10 Punkte am Sprung folgen, lediglich an Barren und Reck verließen ihn ein bisschen die Kräfte. Keine Frage aber: Er turnt spektakulär und schön anzuschauen. Viktor Weber ging am Barren und am Reck ins Rennen, erwischte aber nicht seinen allerbesten tag. Am Barren losten Jan Damrau und David Jäger um ihren Start. Damrau gewann, Jäger hat damit schon eine Zusage für den nächsten Kampf. Pavel Dykmann brachte am Samstag am Boden und am Sprung seine besten Leistungen, Tim Brand am Sprung und Nico Weickert am Boden gaben ihre Vorstellung ganz knapp geschlagen ab.

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