Grünstadt Gewusel zwischen Crémant und Igelgurken

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Ein angenehmer Duft-Mix aus Kuchen und Bratwurst, Käse und Fisch, Wein und Kaffee liegt über dem Luitpoldplatz. Dort herrscht bei Kaiserwetter gleich mit Eröffnung der rund 40 Stände des Deutsch-Französischen Bauernmarktes von Erzeugern aus dem Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen ein reges Treiben. In der Fußgängerzone ist derweil noch nicht so viel los: Der verkaufsoffene Sonntag der Geschäfte beginnt erst zwei Stunden später. Als die Läden aber öffnen, ist im Herzen Grünstadts diesseits und jenseits der den Platz und die Hauptstraße trennenden Häuserzeile kein Durchkommen mehr. „Ja, wir verbinden den Besuch des Marktes mit einem Einkaufsbummel durch die Läden“, sagt Simone Kühberger, die mit ihrem Mann Robert aus Mannheim gekommen ist. Die zwei haben sich gezielt übers Internet auf die Suche nach einem Deutsch-Französischen Bauernmarkt gemacht und sind in Grünstadt fündig geworden. Dort ist er bereits das fünfte Jahr in Folge zu Gast, davon das dritte Mal das Original über den Naturpark Pfälzerwald, wie Ernst-Uwe Bernard, Zweiter Vorsitzender des Wirtschaftsforums für die Innenstadt, betont. Igelgurken, Spirit of Spice, Kürbiskuchen, Granatapfelessig – die Palette an nicht Alltäglichem ist enorm. Den Kühbergers gefällt besonders die Überschaubarkeit des „nicht zu großen Marktes“. Die Atmosphäre und die regionalen, nachhaltig erzeugten Produkte heben Ulrike und Stefan Denzler heraus. Die beiden Kirchheimer wollen nichts Bestimmtes kaufen und sind auch mehr zufällig noch in einem Mode-Haus gelandet. Sie lassen sich treiben und genießen den Tag – jetzt gerade bei einem Glas Crémant (elsässischer Sekt). Familie Singer aus Bechtheim (Landkreis Alzey-Worms) lässt sich derweil Flammkuchen schmecken. „Wir haben es in der Zeitung gelesen und uns dann kurzfristig entschieden, herzufahren“, erläutert Hans-Jörg Singer. Was gekauft wird, stehe noch nicht fest, auf jeden Fall wollten die Frau und die 14-jährige Tochter in die Geschäfte. An den beiden Crepes-Brätern von Gabriel Frumholtz aus Ormersviller kommt jedoch kaum jemand vorbei. Die Warteschlange ist lang. Der Franzose bietet die hauchdünnen Eierpfannkuchen unter anderem mit Latwerge an. Auch wenn die Pflaumen zwölf Stunden und länger gekocht haben, seien noch Vitamine drin, versichert er auf kritische Nachfrage. Das Mus enthalte keine Konservierungsstoffe und keine Verdickungsmittel. „Alles bio, Handarbeit und mit Liebe gemacht“, sagt Verkäuferin Trixi Rahm über die Produkte der Brotmanufactur von Andreas Schaible aus Landau. Es gebe sogar Brot, das zu 100 Prozent aus Roggenmehl besteht. Ebenfalls aus Landau kommt Alfred Lauth, der Senf und Essig in allen Variationen im Sortiment hat. Wer gern etwas in Butter anbrät – was bekanntlich wenig gesund ist –, sollte mal Albaöl probieren, empfiehlt er eine Rapsölzubereitung, die riecht und schmeckt wie Butter, sich aber auf 230 Grad erhitzen lässt. Die Chance, die verschiedenen Erzeugnisse an seinem Stand zu probieren, wird gern wahrgenommen. Der Andrang ist groß. Ebenso am Wagen der Imkerfamilie Lehr aus Struth, wo die Kunden an Lavendel- und Honig-Seifen schnüffeln, und vor der Auslage der Bürstenfabrik Josef Klein aus Ramberg, die auf 200-jährige Handwerkserfahrung verweisen kann. Auch Patrick Filip, Betreiber der Pilzfarm Bärenbrunnermühle in Schindhard, hat alle Hände voll zu tun. Permanent bereitet er Pfannengerichte für hungrige Besucher vor. Er lobt die gute Lage und den großen Einzugsbereich, den der Deutsch-Französische Bauernmarkt in Grünstadt hat. „Der Umsatz ist hier deutlich besser als anderswo“, sagt Monique Steiner aus dem elsässischen Dörfchen Windstein, bei der es unter anderem Pflanzensirup, Konfitüre und kleine Gugelhupfs gibt. Wie zu hören ist, trifft man in Grünstadt auch auf sehr interessiertes Publikum.

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