Grünstadt Gemeinsam durch dick und dünn

Die Erfolgsgaranten der KVG I (von links): Sven Hien, Thomas Hartig, Fabian Buch und Timo Fingerle.
Die Erfolgsgaranten der KVG I (von links): Sven Hien, Thomas Hartig, Fabian Buch und Timo Fingerle.

«Grünstadt.» Während die Erste Herrenmannschaft der Keglervereinigung Grünstadt (KVG) in der vergangenen Saison noch bangen musste, von der Zweiten Bundesliga in die Regionalliga abzusteigen, mischt sie diesmal permanent vorne mit. Seit dem siebten Spieltag steht die KVG I auf dem Relegationsplatz. Zu verdanken ist der Erfolg der Strategie, auf die „jungen Wilden“ zu setzen – ein Quartett aus sehr ambitionierten Männern zwischen 20 und 30 Jahren, die für ihren Sport leben.

Die vier führen die vereinsinterne Schnittliste an, die 33 Positionen aufweist. Tabellenführer ist Sven Hien, mit 28 Jahren der älteste im Bunde. Im Mittel wirft er 995,1 Holz, wobei er in rund 50 Prozent der Wettkämpfe die 1000er-Marke knackt (gegenwärtiger Spitzenwert: 1079 Leistungspunkte). Seine ausgezeichneten Ergebnisse dürften unter anderem damit zusammenhängen, dass es ihm gelingt, seine Kugeln besonders stark zu beschleunigen. Sie rollen mit 45 bis 47 Kilometer pro Stunde (km/h) auf die Kegel zu, rund zehn km/h schneller als üblich. Etwa bei der Hälfte der Turniere kann auch der Zweite der Liste, Thomas Hartig, mehr als 1000 Holz für sich verbuchen. Der mit 23 Jahren Jüngste im Kleeblatt hat aktuell einen Schnitt von 978,0 Punkten, wobei er bislang maximal 1032 Holz warf. Ihm folgen die beiden 24-Jährigen, Timo Fingerle (961,9; 1045) und Fabian Buch (960,7; 998). Wie ihre Leidenschaft geweckt wurde, ähnelt sich: Mit sechs Jahren kam Buch über seinen Vater ans Kegeln, Fingerle als Grundschüler über den Großvater, Hartig als Abc-Schütze durch die Großmutter und Hien als Achtjähriger über seinen Opa. Und sie sind hängengeblieben – wie an einer (positiv wirkenden) Droge. „Das gehört für mich zum Leben, man kommt nicht mehr weg“, sagt Hartig und Buch meint: „Kegeln ist ein Sport für Verrückte, man verbringt nahezu jedes Wochenende an der Bahn.“ Der gebürtige Frankenthaler Timo Fingerle, der für die Turniere und das Training stets aus seinem jetzigen Wohnort Ludwigshafen kommt, schwärmt von dem guten Teamgeist, der Gemeinschaft in der Grünstadter Mannschaft. „Auch nach Niederlagen hockt man noch gemütlich zusammen, wie in einer Familie“, erklärt er. „Der Zusammenhalt ist einzigartig“, bestätigt Hien, der auf die Frage, was ihn am Kegeln so fasziniert, grinsend antwortet: „Fußball kann ja jeder.“ Schmunzelnd hakt Fingerle ein: „Mein Vater wollte, dass ich kicke, aber ich habe den Ball in die Hand genommen und gerollt. Da war klar, dass ich kein Fußballer werde.“ Der 24-Jährige, dessen Opa BASF-Turniere gespielt hat, warf seine ersten Kugeln in Mutterstadt. „2005, in der U14, bin ich dann nach Grünstadt gewechselt“, erinnert er sich. Warum zur KVG? Weil er Fabian Buch und Thomas Hartig wiederholt auf Einzelmeisterschaften begegnet ist. In der Jugend sei er auch acht oder neun Mal auf deutschen Meisterschaften gewesen. „Meinen größten Erfolg hatte ich 2011 mit Fabian und Thomas zusammen bei der deutschen Meisterschaft in Eppelheim. Dort wurden wir Dritte“, so Fingerle, der regelmäßig ins Fitnessstudio geht. „Mein Traum wäre es, mal in der Ersten Bundesliga zu spielen – wenigstens für ein Jahr“, sagt der Industriemechaniker. „Das wäre schon was“, sinniert Hartig, schränkt aber sofort ein: „Nur mit der KVG, wir sind ein Superteam. Ich will hier nicht weg.“ Erfolgreich an der Bahn zu sein, sei vor allem Kopfsache und natürlich Technik, so der Maschinen- und Anlagenführer. Da er Schicht arbeitet, sei es ihm nicht immer möglich, am Training teilzunehmen. Buch gelingt das schon seit zwei Jahren gar nicht mehr. „Ich schaffe auf Montage“, begründet das der Industriemechaniker. Welche Ergebnisse man bei Wettkämpfen erzielt, hänge auch vom Talent und der inneren Verfassung in den entscheidenden Momenten ab. „Das A und O ist Konzentration“, erläutert Buch, dessen Partnerin Lea Beitz Leistungsträgerin der KVG-I-Damen ist, die bislang ungeschlagen an der Tabellenspitze der Regionalliga stehen. Auch Fabian Buch hat sich das hohe Ziel gesteckt, irgendwann einmal in der Ersten Bundesliga mitzumischen. „Ja, aber noch nicht jetzt“, findet Hien, „uns fehlt ein weiterer Mann, der konstant daheim wie auswärts gut ist.“ Etliche Akteure der KVG I arbeiteten Schicht und könnten deshalb nicht immer ihre volle Leistung abrufen. „Auch ist der Druck in der Ersten Bundesliga deutlich größer. In der Zweiten haben wir momentan sicherlich mehr Spaß.“

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