Zwischenbilanz Eisenbergs Stadtchef Peter Funck über Erfolge und Enttäuschungen

Bei der Arbeit: Eisenbergs Stadtbürgermeister Peter Funck.
Bei der Arbeit: Eisenbergs Stadtbürgermeister Peter Funck.

Die Grundsteuer wurde in Eisenberg nicht angehoben. Und trotzdem ging der Haushalt durch. Ein Erfolg für Stadtbürgermeister Peter Funck (FWG), der in dieser Zwischenbilanz über Erfolge und Enttäuschungen spricht – und auch einen Ausblick auf die Kultursaison gibt.

Wir sprachen mit Peter Funck über ...

... die Bilanz des ersten Halbjahres 2023:
„In den ersten sechs Monaten eines Jahres lebt man immer von der guten Arbeit der sechs Monate davor“, sagt Funck über die erste Jahreshälfte. Mittlerweile seien Zuschüsse geflossen, darunter für die Umgestaltung des Friedhofs und der Beethovenstraße. Beides sei als Erfolg zu verbuchen.

... das Aus für die geplante Waldkita: „Keine Frage, das hat mich geschmerzt. Das hat weh getan“, sagt Funck. Das erste Mal überhaupt hat sich die Stadt an einem Konzept zu einer Waldkita versucht. „Wir hatten sonst immer lange Wartelisten, konnten auch keine U2-Kinder mehr aufnehmen. Da schien eine Waldkita eine gute Idee zu sein, damit hätten wir Abhilfe schaffen können“, so Funck. Es sei auch alles gerichtet gewesen, man hatte Personal an der Hand und Räumlichkeiten gefunden. „Die waren im Vergleich zu anderen Waldkitas sogar ziemlich edel, gerade was die sanitären Einrichtungen angeht“, so Funck. Man habe Waldkitas besucht, wo das Prinzip Schaufel und Baum galt. Hier hätte man im Pfadfinderhaus ausreichend Klos zur Verfügung gehabt.

Letztlich sei das Projekt aber gescheitert. Von ursprünglich 16 Interessenten wollten am Ende nur fünf ihre Kinder in eine Eisenberger Waldkita schicken. „Das lag vor allem an der Betreuungszeit. Wir konnten sieben Stunden anbieten, viele wollten aber neun. Dafür hätten wir aber unter anderem Ruheräume benötigt, auch das Essen hätten wir anders organisieren müssen. Das wäre alles in der Kürze der Zeit nicht zu stemmen gewesen“, so Funck. Er hofft, dass die Stadt im neuen Jahr einen neuen Anlauf wagen wird. Funck: „Das muss dann natürlich erst genehmigt werden. Wir würden dann sicherlich früher mit der Bewerbung anfangen.“

Positiv: Eine der Erzieherinnen, die man für die Waldkita an der Hand hatte, gehört zum Erzieherinnen-Stamm der Stadt. Funck: „Wir sind personell in den Kitas in diesem Jahr gut aufgestellt.“

... den Kita-Neubau: „Ich hoffe, dass wir 2024 Einzug feiern können“, so Funck. Derzeit werde diskutiert, ob man wirklich bei der Stahlmodulbauweise bleibt oder sich nicht doch auch einer Holzmodulweise öffnet. „Das hatten wir seinerzeit zunächst ausgeschlossen, weil die Holzpreise zu der Zeit ziemlich nach oben gingen. Jetzt scheint das aber wieder eine Möglichkeit zu sein“, so Funck.

... den Eisenberger Haushalt. Die gute Nachricht: Er ist genehmigt worden. Und die Grundsteuer musste nicht angehoben werden, so wie andernorts. Es waren sogar 160.000 Euro für eine neue, notwendig gewordene Kehrmaschine drin. „Wir hatten den ersten Haushaltsentwurf sehr konservativ gerechnet“, so Funck. Das Thema Steuererhöhungen sei aber für die Zukunft nicht vom Tisch. Funck: „Das wird uns leider begleiten ...“

... Industrie: Eisenberg ist eine Industriestadt. Und da bereiten dem Stadtbürgermeister die derzeitigen Energiepreise natürlich Bauchschmerzen. „Ich habe im Jahresgespräch vor einer Deindustrialisierung Deutschlands gewarnt und im Grunde tritt das ja auch langsam ein. Viele Unternehmen wandern nach Amerika ab. Wir müssen da in Deutschland was tun“, sagt Funck. In Eisenberg gebe es derzeit zwar keine Abwanderungstendenzen. So weit soll es aber natürlich auch nicht kommen. Funck plädiert daher für eine Deckelung der Energiepreise für die Industrie.

... die Innenstadt: Natürlich treibt das Siechen der Eisenberger Innenstadt auch den Stadtbürgermeister um. Wenn es um die Eisenberger Innenstadt geht, ist in der Regel die Rede von Geschäftsschließungen, eher nicht von Neueröffnungen. Zuletzt hat sich sogar die Eisenberger Werbegemeinschaft aufgelöst, weil nicht mehr klar war, für wen man überhaupt noch werben könnte. „Das ist auch ein bisschen der Spiegel der Zeit. Die Menschen kaufen im Netz, der Stadt bleiben da nicht viele Handlungsmöglichkeiten“, sagt Funck. Er habe ein paar Ideen, wie man die Attraktivität der Innenstadt steigern könnte, spruchreif ist aber noch nichts. Keine Infos habe er, wie es mit der ewigen Baustelle am Marktplatz weitergeht. Seit acht Jahren steht das Gebäude leer, eigentlich von der Lage her ein Filetstück in Eisenberg. Ein Investor ist dabei, das Objekt zu sanieren, will es einer vielseitigen Nutzung zuführen. Allerdings tut sich in den vergangenen Jahren an dieser Baustelle wenig.

... Kultur in Eisenberg: Das Kulturwerck ist Geschichte, die Stadt will in der kommenden Herbst-Winter-Saison wieder selbst als Veranstalter im Evangelischen Gemeindehaus auftreten. Für die anstehende Spielzeit sind drei Events geplant: ein Konzert von Marcel Adam (18. November), ein Auftritt der Drei jungen Tenöre (16. Dezember) und ein Neujahrskonzert mit dem Johann-Strauß-Orchester Frankfurt. „In Zukunft wollen wir da gerne wieder sechs, sieben Veranstaltungen anbieten“, so Funck. Man fange jetzt erst einmal klein an. Wichtig sei ihm, dass das künftige Programm wieder vornehmlich Eisenberger anspreche. Funck: „Das Kulturwerck hatte eher Menschen von außerhalb angesprochen.“

Die Serie

Für unsere Serie „Zwischenbilanz“ haben wir bei Bürgermeistern nachgehakt, wie es mit Projekten vorangeht, die für ihre Gemeinden besonders bedeutend sind. Wir knüpfen damit an die Jahresgespräche und wollen wissen, ob alles nach Plan läuft, ob es unerwartete Fortschritte oder Rückschläge oder sonstige unvorhergesehene Entwicklungen gab.

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