Grünstadt Die Stumm-Orgel

Eine nicht besonders lange existierende Zweiglinie des Leininger Grafenhauses baute sich 1617 bis 1620 eine kreuzförmige Schloss- und Hofkirche an den mittelalterlichen Mühlheimer Kirchturm an, die 100 Jahre später nach einem Brand neu ausgestattet wurde. Hier erbaute 1737/38 der Johann Michael Stumm aus Rhaunen (-Sulzbach) im Hunsrück, einer der fähigsten Orgelbauer seiner Zeit im Südwesten, eine zweimanualige Orgel, die noch 100 Jahre später als „vortrefflich“ gerühmt wurde. Dies ist sie wahrhaftig. Die große technische und klangliche Qualität des Instruments, verbunden mit der Kleinheit der Kirchengemeinde, verhinderte größere Veränderungen, wie sie den meisten wertvollen Barockorgeln nicht erspart blieben. Als um 1980 eine grundsätzliche Instandsetzung nicht mehr zu vermeiden war, stellten die Experten der Landeskirche erstaunt fest, dass die Grundsubstanz des Instruments fast vollständig erhalten war. Und es war damals genug Geld vorhanden, eine denkmalgerecht strenge, das Fehlende originalgetreu rekonstruierende Restaurierung zu unternehmen, die sogar die originalen Keilbälge hinter der Orgel nach altem Vorbild neu herstellte. Für den Hörer entscheidend ist indes, dass die klangliche Frische, die warme Pracht und der bemerkenswerte Klangfarbenreichtum des Instruments wiedergewonnen wurde. Insofern gehört die Stummorgel zweifellos zu den größten kulturellen Schätzen des Leiningerlandes und verdient es zweifellos, häufiger konzertant zu Gehör gebracht zu werden, als es derzeit geschieht. Das so aufwendig wiederhergestellte Instrument ist überdies von einem heimtückischen Feind bedroht: Wie so viele Kircheninstrumente ist sie von Schimmel befallen, der auf lange Frist sukzessive die Ventile zusetzt und die Funktionsfähigkeit beeinträchtigt. Die von interessierter Seite schon seit Jahren angemahnten Reinigungsarbeiten sind unbedingt notwendig, freilich wird sie die kleine Kirchengemeinde kaum allein stemmen können; es wird der Hilfe durch Kulturfreunde bedürfen. (hap)

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