Grünstadt Der letzte Vorhang

GRÜNSTADT. Mit dem letzten Saisonwettkampf im Kunstturnen der Herren zwischen der TSG Grünstadt und dem TV Großen-Linden endet auch die aktive sportliche Karriere eines sympathischen Athleten: Max Finzel wird gegen die Hessen zum letzten Mal für die Pfälzer in der Zweiten Bundesliga an die Geräte gehen.

Der 25-jährige Ex-Junioren-Europameister (er holte bei den Titelkämpfen 2006 in Griechenland Gold mit der Mannschaft und am Reck sowie Bronze im Mehrkampf) wurde 2004 mit seinem Team, dem MTT Chemnitz, deutscher Meister, wechselte nach seinem Abitur 2008 nach Hamburg. Dort absolvierte der Sechskämpfer an einer Privatschule mit einem Stipendium eine Ausbildung zum Fitnessmanager, ehe er als Praktikant respektive Personaltrainer sechs Monate in Montreal/Kanada verbrachte. Danach bewarb er sich bei Zweitligaclubs im Deutschen Turnerbund und landete so 2009 bei der TSG Grünstadt. Finzel: „Daran war Rudi Brand, der damalige Chefcoach, schuld.“ Die erste Zeit pendelte er immer zwischen Hamburg und Grünstadt, dann wohnte er ein halbes Jahr bei Ute Kronemayer und Rainer Gemm. „Das war eine tolle Zeit, die ich nicht vergessen werde“, so Finzel. Er sei in der Pfalz nun heimisch geworden, möchte keineswegs mehr die netten Menschen und die herrliche Landschaft missen. Er werde in Grünstadt bleiben. Künftig könne er sich intensiv um die Nachwuchsarbeit bei der TSG kümmern. Von Leiter der Turntalentschule will er nicht viel hören, er verwende lieber den Begriff „Nachwuchstrainer“. Finzel: „Ich war mit unserem Nachwuchsathlet Noah Graf letzte Woche vier Tage in Kienbaum, etwa 40 Kilometer östlich von Berlin, im Bundesleistungszentrum und habe mit unserem 13-jährigen Talent privat mittrainiert. Das war ein Erlebnis, zumal Noah den aktuellen Junioren-Bundes-Perspektivkader des DTB ganz nah erleben durfte.“ Diese Erfahrungen seien wichtig, die Jungen müssen schon früh an solche Leistungslehrgänge herangeführt werden.“ Das alles könne er besser bewältigen, wenn er mit dem aktiven Hochleistungssport aufhöre, und für ihn sei dafür jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen. Der Mannschaft und den Trainern habe er es bereits vor einiger Zeit gesagt, sie hätten seine Entscheidung akzeptiert. Auch könne er sich nun auf seine Vortragsreihen bei Firmen konzentrieren. Über eine Agentur in Bayern werde er an Unternehmen vermittelt, die für ihre Mitarbeiter und insbesondere zur Förderung derer Leistungen Seminare anbieten. Seine Erfahrungen, die er bei nationalen und internationalen Wettkämpfen und als Leistungssportler machte, nutze er, so Finzel, mit dem Ziel aus, anderen eine optimale Leistungssteigerung zu ermöglichen. Die Erfahrungen aus seiner langjährigen Sportlerlaufbahn überträgt er gezielt auf die Anforderungen im wirtschaftlichen Alltag. Die „Fünf-Sterne-Redner“-Agentur in Dillingen an der Donau vermittelt den Motivationsredner und Mentalcoach, der sich in der Referentenliste dieser Agentur in prominenter Gesellschaft befindet: Fußball-Ex-Europameister Hansi Müller, Fifa-Schiedsrichter Knut Kircher, Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Katarina Witt, Boxweltmeister Henri Maske oder TV-Moderatorin Gundis Zambo, um nur einige zu nennen, gehören zu diesem Kreis. Trotz aller Erfolge ist Max Finzel auf dem Boden geblieben und überzeugt durch Kompetenz und Natürlichkeit. Es bereitet viel Spaß, mit diesem höflichen und bescheidenen Menschen, der 2011 sein erstes Buch „Eine Frage der Einstellung“ herausgab, zu reden. Er müsse nun auch nicht mehr so auf seine Ernährung achten oder entsprechend ausgeruht sein, um fit an die Geräte zu gehen. Finzel: „Ich kann alles gelassener angehen, freue mich riesig, dass unser TSG-Nachwuchs im letzten Jahr 18 Medaillen mehr erkämpfte als im Jahr zuvor.“ Seinem eigentlichen Hobby, Songs mittels einer Computer-Software selbst zu komponieren und zu produzieren, will der Kunstturner in seinem neu eingerichteten Tonstudio vermehrt in seiner Freizeit nachgehen. Finzel: „So ähnlich wie Robin Schulz oder Felix Jaehn stelle ich mir das vor; dann werde ich meine selbst produzierten Songs aufnehmen und veröffentlichen.“ (lau)

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