Grünstadt Der Champion aus Championpatta

TIEFENTHAL/PFUNGSTADT. So manchem eingefleischten Fan des Faustball-Bundesligisten TSG Tiefenthal ging am vergangenen Sonntagvormittag das Herz auf: In der Eisenberger Schulsporthalle hechtete Ajith Fernando den Bällen hinterher. Der 29-Jährige hat in seiner Karriere schon zahlreiche Titel gesammelt. Und nun spielte er endlich wieder in der Halle seines Heimatvereins. Allerdings: Nicht für die TSG, sondern für den TSV Pfungstadt, der für den 1,69 Meter großen Abwehrspieler zur zweiten Heimat geworden ist.

Geboren ist Ajith Fernando in der Stadt Championpatta, in Sri Lanka. Als er noch ein Kleinkind war, kamen seine Eltern nach Deutschland. In Hettenleidelheim und Tiefenthal hat er seine Kindheit verbracht. Robert Happersberger, Teamchef der TSG Tiefenthal und lange Jahre Abteilungsleiter und Jugendtrainer, brachte dem jungen Ajith und seinem Bruder Andrew das Faustballspiel nahe. Noch heute kommt der Faustballer ins Schwärmen, wenn er von den beiden Fernandos spricht. „Das sind zwei ganz tolle Jungs, unheimlich gute Abwehrspieler, flink, schnell und Teamspieler.“ Robert Happersberger kennt Ajith genau. Er arbeitete jahrelang mit ihm zusammen. Jugendliga, Zweite Bundesliga, Erste Liga. Acht Jahre lang. Doch 2009 verließ Ajith zusammen mit seinem Bruder Andrew die TSG und wechselte zum TSV Pfungstadt. Im Faustball ist dieser Wechsel vergleichbar mit einem Transfer vom 1. FC Kaiserslautern zum FC Bayern München. Tiefenthal, das ist einer der besten Faustball-Klubs im Südwesten. Pfungstadt aber verkörpert Weltklasse. Schon beim Blick auf das Trikot von Ajith Fernando wurde das am Samstag deutlich. Während auf dem Jersey der Tiefenthaler ein einzelner Schriftzug zu sehen war, war das Hemd des „verlorenen“ Tiefenthaler Sohns fast völlig zugeklebt mit Logos von Werbepartnern. Das Angebot aus Pfungstadt musste Fernando deshalb einfach annehmen. Natürlich waren die alten Kollegen verstimmt. Doch die Zeit heilt bekanntlich alle Wunden. Der jetzige Spielertrainer Christoph Happersberger ist einer der besten Kumpels von Ajith geblieben. Wenn der TSV Pfungstadt spielfrei hat, dann schaut Fernando immer noch bei seinem alten Klub vorbei. In Pfungstadt hat sich der Defensivspezialist in den vergangenen Jahren richtig etabliert. 2010 gab Fernando sein Debüt in der deutschen Nationalmannschaft. Der Kader dort ist nicht sehr groß. Einmal das Trikot mit dem Adler zu tragen – das ist im Faustball der Ritterschlag. Fernando trug auch seinen Teil dazu bei, dass Pfungstadt in den vergangenen fünf Jahren eigentlich alle Trophäen gewann, die es im Klubwettbewerb zu gewinnen gibt. Viermal wurde Fernando mit dem TSV auf dem Feld Deutscher Meister. 2013 und 2014 holte Pfungstadt in der Halle den nationalen Titel. 2012 und 2013 wurde der TSV Europapokalsieger. In diesem Jahr im Sommer holten die Südhessen dann den Weltcup. Zudem gewann Fernando mit seinem Pfungstädter Teamkollegen Patrick Thomas im August 2013 im Team der Deutschen Nationalmannschaft Gold bei den World Games in Cali/Kolumbien. Zwei Monate später wurde Fernando nach ins Schloss Bellevue eingeladen. Bundespräsident Joachim Gauck überreichte den World-Games-Gewinner das Silberne Lorbeerblatt - die höchste Auszeichnung für einen deutschen Sportler. „Das war toll, der Bundespräsident ist ein netter Mann“, erinnert sich Fernando und lacht. In Pfungstadt hat der Sportlehrer seine zweite Heimat gefunden. Er arbeitet dort, hat eine Wohnung. „Ich fühle mich hier sehr wohl“, sagt er. Am vergangenen Sonntag stand Ajith Fernando die kompletten fünf Sätze auf dem Feld. Dass es nicht mehr wurden, lag daran, dass seine Mannschaft für die TSG einfach zu stark war. Es ist eben tatsächlich wie Bayern gegen Kaiserslautern gewesen. „Eigentlich können die Jungs richtig guten Faustball spielen, aber sie zeigen es leider zu wenig“, musste Fernando die Fans der TSG trösten. Nach der Begegnung unterhielt er sich noch ausgiebig mit den alten Bekannten. Schnell wurde deutlich: Auch wenn ein e Rückkehr derzeit wohl kein Thema ist, in Tiefenthal geben die eingefleischten Fans der TSG die Hoffnung jedenfalls nicht auf, dass das Eigengewächs irgendwann doch zurückkommt – und er dann vielleicht im richtigen Trikot hinter den Bällen herhechtet. (rgb)

x