Grünstadt Briefe an die Lokalredaktion:

Liebe „Idioten“ (danke für die treffende Bezeichnung, Frau Benndorf), „den Wert einer Gesellschaft erkennt man daran, wie sie ihre Tiere behandelt“, hat Albert Schweitzer schon einmal gesagt. In dieser Woche habe ich mich beim morgendlichen Zeitunglesen mehrfach gefragt, in welcher Gesellschaft ich lebe. Gegen das bestialische Morden in japanischen Gewässern sind wir Pfälzer relativ machtlos, aber die Brutalitäten und das mutwillige Töten von unseren Mitgeschöpfen sollten und dürfen wir hier in der Pfalz nicht kommentarlos hinnehmen. Die wunderbaren Menschen, die zwei Monate nächtelang 6342 Kröten gerettet haben, verdienen Respekt und Bewunderung. Ich hoffe, dass sich die engagierten Helfer von Unmenschen nicht einschüchtern lassen und auch im nächsten Jahr wieder Tausende Amphibien retten. Tierschutz ist seit Jahren im Grundgesetz festgeschrieben. Ich würde mir wünschen, dass die „Ehrfurcht vor dem Leben“ (Albert Schweitzer) endlich auch in Köpfen unserer Behörden ankommt und dass die mutigen Tierschützer alle Unterstützung bekommen. Die Beschimpfungen und Bedrohungen hinzunehmen ist eine Sache, aber dass „Idioten“ Tiere, deren Leben man gerade gerettet hat, mutwillig töten, darf in einer zivilisierten Gesellschaft im 21. Jahrhundert nicht sein! Ich würde von niemandem verlangen, dass er wie Albert Schweitzer und ich „Pflanzenfresser“ wird, aber die „Ehrfurcht vor dem Leben“ müssen Kinder lernen. Ein Vater, der seinem Kind zuschaut, wie es eine Ziege mit Steinen bewirft, ist dazu wohl nicht in der Lage. Ich hoffe sehr, dass diese Familie weder vom Forsthaus Lindemannsruhe noch von irgend jemandem anders einen Hundewelpen bekommt. Im Übrigen hat meine Mutter, eine sehr gute, erfahrene und hoch geschätzte Pädagogin, nie gesagt „quäle nie ein Tier zum Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz“, sondern „so beginnt die Karriere eines Mörders“. Denn wer vor dem Leben eines Tieres keinen Respekt hat, der respektiert auch keine Menschen. Siehe die Angriffe auf die Amphibienschützer. Als Erzieher weiß ich sehr genau, wie problematisch die Streiks für die Eltern sind. Dennoch bedauere ich, dass es in dem Artikel „Kita Streik: Wenig Hoffnung auf Änderung“ weitgehend um die derzeitigen Organisationsschwierigkeiten geht (im Hinblick der Notbetreuung, nicht auf die Schwierigkeiten der Eltern!). Dabei ist dieser Arbeitskampf keineswegs unvorhergesehen auf uns zugekommen. Fünf Verhandlungen über Monate hinweg inklusive Warnstreiks haben ein deutliches Signal gegeben. Der Beruf der Erzieher ist wichtig, aber wird nicht besser bezahlt. Einen anderer Weg für die Kollegen/innen als einen Erzwingungsstreik gab es deshalb nicht. Mehrere Verhandlungstage sind nur deshalb ergebnislos gewesen, weil der Arbeitgeberverband sich unzureichend informiert hat. Das liegt auch daran, dass es für den Sozial- und Erziehungsdienst keine geeignete Fachgruppe gibt. Das hat mit einer Wertschätzung eines anerkannten Berufes, der ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft ist, nichts zu tun. Genauso ist es mir unerklärlich, warum in Grünstadt jetzt erst versucht wird, auf ein Problem einzugehen. Notdienstvereinbarungen sind vor einem Streik abzuschließen. Vorausschauende Planung! Auch hier muss man sich fragen, ob sich überhaupt mit dem Thema und seinen Folgen befasst wurde. Wir kämpfen nicht nur um eine bessere Bezahlung, sondern auch um bessere Personalschlüssel, Fachberatungen, verbesserte Fort- und Weiterbildungsangebote et cetera. Dabei stellen wir eine große Frage: „Was ist der Gesellschaft der Sozial- und Erziehungsdienst wert?“ Ich bin Moselanerin, auch hier kämpfen Winzer gegen Wildschweine. Sie kämpfen, das heißt, sie tun auch selbst etwas, um Schäden in Ihren Weinbergen vorzubeugen. Sie ziehen Zäune um ihre Weinberge. Sind Pfälzer Winzer nicht dazu in der Lage? Ich möchte dies Herrn Karl-Otto Gabel-Müller als Vorschlag ans Herz legen: einen Zaun. Bestimmt haben das die Jäger vor Ort auch bereits vorgeschlagen. Es wird den Wildtieren immer mehr Lebensraum genommen, es müssen immer noch mehr Felder, Weinberge und Wohngebiete sein. Was kümmert die Menschen die Natur, schließlich gibt es Jäger und die sollen vernichten auf Teufel komm raus. Einer der Jäger aus diesem Revier ist mein Freund und Partner. Viele Abende und Nächte am Wochenende verbringe ich mit ihm im Revier und habe viele Abschüsse mit ihm erlebt. Ich bekomme die Arbeit und Einsätze im Revier sehr gut mit. Die meisten der Jäger dieses Reviers sind noch berufstätig, trotzdem verbringen sie den größten Teil ihrer Freizeit auf Hochsitzen und Pirsch. 80 Sauen in einem Jagdjahr ist nicht gerade wenig, aber kann man überall sein? Sind nicht auch die Winzer und Landwirte ebenfalls in der Pflicht, Maßnahmen gegen Wildschäden zu ergreifen? Man sollte auch die Jäger zu Wort kommen lassen und nicht nur eine Seite darstellen. Alles hat bekanntlich zwei Seiten. Bereits vor einer Woche las ich Ihren Artikel über die Ratssitzung in Battenberg. Nur 1875 Euro Verfahrenskosten musste Battenberg bezahlen! Offensichtlich hat die Gemeinde keine Geldprobleme, weil sie von „nur“ spricht – schön. Klingt nach einer Einladung für weitere Prozesse. Ich bin schon gespannt, was als nächstes gegen die Wranglein Ranch kommt. Man kann ja auch auf solche Art jemanden zermürben, denn die Ranchinhaberin musste die Kosten sicherlich selbst tragen. Wäre das Geld nicht besser angelegt, um eine Schlichtung anzustreben, anstatt nach einer Nadel im Heuhaufen zu suchen? Ich würde mir wünschen, irgendwann mal einen Bericht über die Ranch zu lesen, der den Lesern zeigt, wie viel harte Arbeit, Geduld, Liebe und natürlich Geld hinter der Pferdehaltung steht. Einen Bericht über eine Frau, die für ihre Tiere und ihre Existenz kämpft und obwohl sie viele Pferde besitzt, nicht auf einem hohen Ross sitzt

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