Grünstadt Blonder Lausbub mit ganz viel Talent

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Grünstadt. Die Turn-Talentschule der TSG Grünstadt stellt in diesem Jahr gleich drei Rheinland-Pfalz-Meister. Der jüngste von ihnen ist der achtjährige Silas Lambrix.

Mit vier Punkten Vorsprung – was in der Wettkampfwertung ein sehr deutlicher Abstand ist – holte Lambrix sich im Juni kurz vor seinem Geburtstag in der Koblenzer Conlog-Arena den Titel. Zuvor gewann er schon die Gau- und Pfalzmeisterschaften. Alles andere als schlecht für einen, der gerade mal seit eineinhalb Jahren in der Talentschule der TSG Grünstadt turnt. Er sieht ein bisschen aus wie der Michel aus Lönneberga, dieser Silas Lambrix: Typ blonder Lausbub, freches Grinsen, ein Wirbelwind vor dem Herrn. „Die Eltern müssen immer voll dahinter stehen, wenn ihr Kind im Turnen in den Spitzenbereich kommen will, und das macht man bei Silas“, erläutert sein Trainer Florian Bachmann, der auch Co-Trainer der Bundesligamannschaft der TSG ist und den Jung-Champion viermal die Woche, jeweils zweieinhalb Stunden, trainiert. Talent war bei Silas von Beginn an erkennbar. Denn eigentlich wollte der Bub aus Mertesheim nur mal „ein bisschen turnen“, wurde deshalb bei der TSG angemeldet. Schnell erkannte die Übungsleiterin Liesel Weber dort seine Begabung und empfahl ihn für die Turn-Talentschule. Diese wird von dem ehemaligen Junioren-Europameister am Reck und Mannschaftsgold-Gewinner Max Finzel geleitet. Und hier kam Silas in die Obhut des 26-jährigen Bachmann, der außer ihm noch sechs andere Jungs trainiert. Für den Coach liegt die Stärke seines Schützlings darin, dass „er sehr schnell umsetzt, was man ihm vorgibt, er ein Auge für die fehlerhaften Bewegungsabläufe bei einer Übung entwickelt hat und diese dann relativ zügig abstellen kann“. Nervenstark sei der Achtjährige zudem. Bachmann, der sich mit seiner Mannschaft akribisch auf die Rheinland-Pfalz-Meisterschaften vorbereitet hat, erlebte in Koblenz einen eher durchwachsenen Start von Silas. Nach der ersten Einheit, dem Sprung, lag der Junge eineinhalb Punkte hinter dem Führenden. Das ist nicht gerade wenig. Umso höher ist der Vier-Punkte-Vorsprung einzuordnen, mit dem Lambrix schließlich den Wettbewerb gewann. Soll heißen, der Bursche hat das Feld fast von hinten aufgerollt. Da gehört auch was dazu. „Als es bei der ersten Übung nicht so lief, war ich schon ziemlich enttäuscht“, erinnert sich Silas. „Aber dann hab’ ich mir gedacht, ich turne die restlichen Übungen jetzt so gut ich kann und dann gucken wir mal.“ Mit so einer „Schau mer mal“-Einstellung ist ein Franz Beckenbauer Fußballweltmeister geworden, die reichte für Silas dann auch für die Rheinland-Pfalz-Meisterschaft. Sein Trainer nennt das die Fähigkeit, „sich zu fokussieren. Silas ist sofort in der Lage auszublenden, wenn etwas nicht so lief. Auch im Training übt er oft an anderen Geräten, wenn er nicht gerade dran ist. Aber sobald er aufgerufen wird, ist er voll und ganz da“. Hinzu komme ein enormer Ehrgeiz. „Der ist stinksauer, wenn die Übungen nicht so klappen, wie er sich das vorstellt, da lässt er dann nicht locker“, lobt Bachmann. Und Energie hat er, der junge Mann. Wer ihn mal beim Training beobachtet hat, der sieht einen Burschen, der immer in Bewegung ist, über eine enorme Kraft und Körperbeherrschung verfügt. Zusammen mit seinem Trainer hat Lambrix sehr früh angefangen, die Übungen einzustudieren. Schon drei Monate vorher stand das Gerüst. Ziel war es, die Übungsabläufe so zu festigen und zu stabilisieren, dass „ein Automatismus einsetzt, wenn der Wettbewerb losgeht“, erklärt Bachmann. Hat ja prima geklappt. „Ich war schon aufgeregt und zittere auch immer ein bisschen, bevor es losgeht. Aber ich weiß dann genau, was ich machen muss und turne dann einfach“, bestätigt Silas. Sicher, dass er die Rheinland-Pfalz-Meisterschaften gewinnen wird, war der junge Mann übrigens nicht. Mindestens ein oder zwei Turner seien „genauso gut wie ich“, findet er, aber an dem Tag habe eben alles gepasst. Mit neun Jahren entscheidet sich, wo es für die jungen Turner hingeht. Dann steht ein Wechsel an, in Richtung Breiten- oder eben Spitzensport. Bachmann sieht Lambrix beim Spitzensport. Einen Vorgeschmack hat er schon bekommen, denn er durfte die Bundesliga-Mannschaft der TSG auf einen Wettkampf begleiten, saß mit im Bus und auf der Bank. Da die TSG diesen Wettkampf gewann, war die anschließende Heimfahrt dann auch ziemlich ausgelassen. Spätestens da war Silas Lambrix klar, dass er später auch mal Bundesliga turnen will. „Es ist toll, mit den Großen zusammen zu sein, und außerdem singen die immer so lustige Lieder“, sagt er.

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