Grünstadt Bei den „Benzinern“ hören alle auf sie

91-71174751.jpg
LUDWIGSHAFEN

. „Frau Schwesinger, da wurde ein Paket für Sie abgegeben. Wollen Sie es gleich mitnehmen?“ – wer er mit der 27-Jährigen über den Mannheimer Hochschulcampus läuft, muss sich auf Unterbrechungen gefasst machen. Rund 5200 Studenten sind an der Hochschule Mannheim eingeschrieben und die Ludwigshafenerin wird von fast allen erkannt. Auch und gerade von den Hausmeistern, die Einblick ins Innenleben der Hochschule haben. Schwesinger hat sich diesen Respekt erarbeitet. Im vierten Semester studiert sie Maschinenbau, „weil ich einen Beruf brauche, der mir Spaß macht, der spannend ist und mich herausfordert“. Dafür schmiss sie nach dem Abitur am Wilhelm-Humboldt-Gymnasium ein Lehramtsstudium auf Mathematik und Sport in Landau – nach dem ersten Staatsexamen. „Ich habe gemerkt, dass es nicht das Richtige für mich ist. Technik interessiert mich einfach viel zu sehr.“ Sie kehrte zurück nach Ludwigshafen und begann ein Studium in Mannheim. „Ich kannte das Delta-Racing Team da noch gar nicht, aber wenn ich es schon gekannt hätte, wäre es ein guter Grund gewesen, mich für die Mannheimer Hochschule zu entscheiden“, sagt sie heute. In vier Semestern Maschinenbau hat sie immerhin schon eine Rennsaison lang Erfahrung gesammelt. „Letztes Jahr war ich aber vor allem im Chassisbau und im Marketingbereich tätig. Vor einem Jahr haben wir uns dann zusammengesetzt und diskutiert, und dann kam der Vorschlag: ,Mach doch Du den Chef’, und dann wurde ich gewählt.“ Gewählt als Chefin für das Team des DR15-C, wobei das „C“ für „Combusting“, also einen Verbrennungsmotor, steht. Das Team für das Auto mit dem Elektroantrieb (DR15-E) wird von Sascha Gaberdiel geleitet. „Er hat das auch schon im Vorjahr gemacht. Da gab es also keine Vakanz.“ Bei den „Benzinern“, rund 60 Personen, hört alles auf das Kommando der Ludwigshafenerin – auch beim Testtag auf dem Gelände der Benjamin-Franklin-Village gab sie die Befehle. „Ich habe lauter super Jungs“, freut sich die Rennstall-Chefin. Dabei sind nicht nur die Kommandos ihr Aufgabenbereich, sondern vielmehr auch die Planung. „Die gesamten Zeitpläne zum Ablauf kamen von mir. Dabei habe ich versucht, die Klausurenphase freizuhalten. Wenn etwas anlag, dann stand ich dafür selbst in der Werkstatt.“ Ein Knochenjob. „Es gab Tage, da mussten zwei Stunden Schlaf reichen.“ Die Erfahrung als Leiterin eines Rennstalls möchte sie trotzdem nicht missen: „Wer vorher kein Zeitmanagement hatte, der bekommt es spätestens in diesem Jahr.“ Sie habe gelernt, wie wichtig die kleinen Dinge sind. „Mein Zeitmanagement war vorher schon nicht schlecht, aber in diesem Jahr habe ich es perfektioniert“, lacht sie. Wenn Schwesinger abschalten will, ist sie froh, wenn sie über die Brücke zurück nach Ludwigshafen kommt. „Beim Laufen auf der Parkinsel oder beim Deich am Nordhafen bekomme ich den Kopf wieder frei.“

x