Grünstadt Öko-Haus mit grandioser Akustik

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Beim ORF in Wien, in der Universität Seoul, im Moskauer Olympiastadion und im Kairoer Flughafen. Aber auch in der Semper-Oper Dresden, im Plenarsaal des Bundestages in Berlin, im Evangelischen Gemeindehaus Eisenberg und im Weinstraßencenter Grünstadt: Überall hat die KS Beschallungstechnik GmbH ihre Spuren hinterlassen. Jetzt hat die Hettenleidelheimer Fachfirma knapp eine Million Euro in den Neubau eines Test- und Kundencenters investiert.

„Einige Hersteller von Audio-Systemen haben Vorführhallen, aber so ein Gebäude wie dieses hier ist einmalig in der Bundesrepublik“, sagt Sven Schindler, der auf eine 30-jährige Erfahrung in der Tontechnik blicken kann und seit kurzem Vertriebsleiter bei KS ist. Demnächst wird er im Obergeschoss des Neubaus eines der beiden Büros beziehen. Es liegt über einem Konferenzraum, in dem Kundengespräche und Produktschulungen stattfinden können. Inhaber Dieter Klein führt die RHEINPFALZ ins eigentliche Herzstück des Centers. Sobald die Türschwelle überschritten ist, ändert sich die Akustik radikal. Keinerlei Nachhall stört das Gespräch in dem beeindruckenden Saal mit elf Metern Deckenhöhe. Wie im Theater ist an der Stirnseite eine Bühne mit bodenlangen Vorhängen und riesigen Boxen. Links und rechts stehen Verstärkertürme. „Wir fertigen Lautsprecher mit integrierten oder externen Verstärkern für Großveranstaltungen im Indoor- oder Open-Air-Bereich“, erläutert der Ingenieur. Dank einer ausgeklügelten Wand- und Deckenverkleidung mit Resonanzabsorbern lassen sich in den 2000 Kubikmetern Rauminhalt ausgewachsene Opernhäuser und Kathedralen simulieren. „Da wir keine Massenware verkaufen, sondern individuelle Lösungen entwickeln, müssen wir unsere Produkte beim Kunden unter den real herrschenden Bedingungen vor Ort vorführen“, erklärt Klein. Das sei aber immer mit großem Aufwand und Kompromissen verbunden. Ab sofort könne der Klang im Testcenter demonstriert werden. Neben der guten Akustik waren dem Unternehmer auch ökologische Aspekte wichtig. Das Haus ist in Holzständerbauweise konstruiert, mit Zellulose gedämmt und hat eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. „Ursprünglich hatte ich nur an eine Stahlhalle gedacht, die für unsere Zwecke ausgestattet wird. Doch für das gleiche Geld und in nur acht Monaten ließ sich dieses ansprechende Gebäude errichten“, so der 63-Jährige. Angefangen hat Dieter Klein, wie die meisten Selbstständigen, ganz klein. 1979 gründete er im Tanzsaal einer Kneipe in Heßheim zusammen mit Wolfgang Steck, dem inzwischen verstorbenen Mitinhaber des Musicant in Frankenthal, die KS oHG. „Er war der Kaufmann, ich der Konstrukteur“, sagt der aus Annweiler am Trifels stammende Firmenchef, der als Jugendlicher in einer Band gespielt und Nachrichtentechnik studiert hat. „1984 hatten wir in der Alten Oper Frankfurt unseren ersten Großauftrag“, erinnert sich Klein, von dem nach eigenen Angaben auch so manche Weltneuheit stammt. 1990 ergab sich die Gelegenheit, das 3800 Quadratmeter große Betriebsgrundstück eines ehemaligen Metallbauers in der Hettenleidelheimer Westendstraße zu kaufen, und es wurde die KS Beschallungstechnik GmbH ins Leben gerufen. Das Unternehmen, besser bekannt als KS Audio, hat unter anderem Stevie Wonder, Miles Davis und Kiss mit Tontechnik versorgt. Dabei stützt man sich auf Fachfirmen als Zulieferer und auf ein 14-köpfiges Mitarbeiterteam. Besonders zu erwähnen sei der Teilhaber Markus Bätz, der sich mit der hochmodernen Elektronik auskennt, „die ich nie gelernt habe“, sagt Klein, der auch einen angehenden Mechatroniker beschäftigt. „Ich bilde meinen Nachwuchs selbst aus. Die Marktnische, die wir bedienen, ist zu speziell“, sagt der 63-Jährige, der seinen Jahresumsatz mit rund zwei Millionen Euro angibt. Mitte der Neunziger kam durch Übernahme von B&M – Backes und Müller in Saarbrücken die KS Digital dazu. Geschäftsführer ist Johannes Siegler. Klein erzählt: „Ich hatte einen interessanten Artikel von ihm über digitale Filtertechnik in einer Fachzeitschrift gelesen und Kontakt zu ihm aufgenommen.“

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