Grünstadt Grünstadt: Leininger-Gymnansium am Puls der Zeit

Oberstudiendirektorin Cornelia Diehl mit Abiturienten im Jahr 2017: Die Leiterin des Leininger-Gymnasiums empfiehlt jungen Leute
Oberstudiendirektorin Cornelia Diehl mit Abiturienten im Jahr 2017: Die Leiterin des Leininger-Gymnasiums empfiehlt jungen Leuten, die Lehrer werden wollen, Mathe, Physik oder Kunst zu studieren – das sind »Mangelfächer«, sagt sie.

«GRÜNSTADT.»Schulen müssen sich gesellschaftlichen und bildungspolitischen Veränderungen anpassen. Wie berichtet, startet das Leininger-Gymnasium in Grünstadt nach den Sommerferien mit einer flexiblen Nachmittagsbetreuung für die Orientierungsstufe. Darüber hinaus gibt es weitere Neuerungen wie das Angebot eines bilingualen Zweiges und eine Verbindung mit der Technischen Universität Kaiserslautern, wie Schulleiterin und Oberstudiendirektorin Cornelia Diehl im RHEINPFALZ-Interview mit Anja Benndorf berichtet.

Sie wollen am Leininger-Gymnasium künftig zweisprachigen Unterricht anbieten. Wie soll der aussehen? Und warum machen Sie das?

Ja, im nächsten Schuljahr starten wir mit einem bilingualen Zug im Fach Englisch. Die Genehmigung des Ministeriums liegt vor. Mit sechs Lehrkräften mit Zusatzqualifikation sind wir gut aufgestellt. In der Orientierungsstufe steht zusätzlicher Englischunterricht zur Erweiterung des Wortschatzes und der Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit auf dem Lehrplan. Ab der siebten Klassenstufe werden die Fächer Erdkunde, Geschichte und Sozialkunde auf Englisch gegeben, zusätzlich ist jeweils eine Stunde Unterricht in der Muttersprache vorgesehen. Das wertet die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer enorm auf und führt zu einer deutlichen Erweiterung der Sprachkompetenz, die in einer modernen globalisierten Welt immer wichtiger wird. Dieses Angebot steht allen neu angemeldeten Schülern offen. Entscheiden müssen sich die Kinder und ihre Eltern jedoch erst im Dezember. Kann man dann am Leininger-Gymnasium auch ein zweisprachiges Abitur ablegen? Im Fach Geschichte beispielsweise ja, aber zugegebenermaßen reichen unsere Planungen noch nicht so weit. Zunächst sind wir gespannt, wie groß die Nachfrage sein wird. Seit Dezember ist das LG Netzwerkschule der TU Kaiserslautern. Wie kam das? Und was bedeutet das? Der Kontakt kam darüber zustande, dass wir eine von bundesweit 26 Pilotschulen mit Schulcloud sind. Seit dem Digitalgipfel 2017 sind wir offiziell „Smart School“, womit eine Ausstattungsinitiative einhergeht. Die Infrastruktur mit WLAN und allem, was dazu gehört, steht, die ersten iPad-Koffer sind angeschafft und jetzt gilt es, einen pädagogischen Mehrwert daraus zu ziehen. Mit der TU entwickeln wir Konzepte, wie sich digitale Medien im Unterricht sinnvoll einsetzen lassen. Wir können die Einrichtungen der TU – wie zum Beispiel Labore – nutzen. Für unseren Schwerpunkt Naturwissenschaften ergeben sich viele Möglichkeiten. Andererseits haben die Lehramtsstudenten die Chance, bei uns Praxis zu erwerben. Letztendlich hofft die TU auch, den einen oder anderen unserer Abiturienten für ein Studium in Kaiserslautern zu gewinnen. Mit 100 Abiturienten sind es in diesem Jahr deutlich weniger Absolventen als in der jüngeren Vergangenheit. Woran liegt das? 100, das ist noch eine sehr stolze Zahl. 2016 hatten wir einen Jahrgang mit 138 Abiturienten, aber das war eine absolute Ausnahme. Es lag daran, dass wir 2007 in der fünften Klasse siebenzügig gestartet sind. Seitdem sind die Schülerzahlen insgesamt rückläufig. Zum einen ist der demografische Wandel in den weiterführenden Schulen angekommen, zum anderen ist das Angebot in den letzten Jahren vielfältiger geworden: Die benachbarten Integrierten Gesamtschulen in Eisenberg und Grünstadt bieten seit zwei Jahren ebenfalls eine Oberstufe an. Sind Sie glücklich mit der geringeren Schülerzahl, oder unternehmen Sie gezielt etwas dagegen? Durch die gesunkene Schülerzahl haben wir mehr Räume zur Verfügung, so zum Beispiel auch für die Nachmittagsbetreuung. Natürlich wollen wir die Zahl stabilisieren, denn davon hängt die Stundenzuweisung ab. Insofern hoffe ich, dass sich jetzt im Februar mehr als 100 Fünftklässler anmelden. Aktuell haben wir 1031 Schüler, darunter noch sieben von ursprünglich mehr als 20 Flüchtlingen. Generell ist aber für mich weniger die absolute Zahl entscheidend, als vielmehr die Qualität. Mit mehr als 300 Schülern in der Oberstufe können wir immer noch ein umfassendes Angebot garantieren, mit Leistungskursen auch in allen gesellschaftswissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Fächern, in den Sprachen sowie in Sport und Bildende Kunst. Wenn es uns gelingt, die verschiedenen Begabungen der Kinder und Jugendlichen gleichermaßen zu fördern und die Studierfähigkeit auf der Basis einer weitgefächerten Grundbildung zu vermitteln, bin ich in der Tat glücklich. Wie sieht es denn mit der Unterrichtsversorgung aus? Gibt es auch Personalveränderungen? Wir haben knapp 80 Lehrkräfte und überhaupt keine Unterrichtskürzungen. Lediglich in Bildende Kunst haben wir einen kleinen Engpass. Wer sich für das Lehramtsstudium entscheidet, dem kann ich nur die klassischen „Mangelfächer“ Mathematik, Physik und Bildende Kunst empfehlen. Zum ersten Mal seit ich Direktorin bin – das sind fünf Jahre – sind jetzt auch alle Stellen in der engeren und erweiterten Schulleitung besetzt. In diesem Jahr gab es keine Abiturprüfung in Latein. Ist der Fach out? Das Interesse, Latein in der Oberstufe zu belegen, hat schon vor vielen Jahren landesweit nachgelassen, und zwar auch an altsprachlichen Gymnasien. Das hat damit zu tun, dass die zweite Fremdsprache in Klasse sechs und nicht mehr in Klasse sieben beginnt. So hat man die fünf Jahre für das Latinum automatisch mit dem Qualifizierten Sekundarabschluss I, sofern die Leistungen in Latein in der zehnten Klasse mindestens ausreichend sind. Seit zwei Jahren läuft bei uns aber wieder ein Latein-Leistungskurs. Den Leistungskurs Französisch haben wir durchgängig. Zur Person Cornelia Diehl leitet das Leininger-Gymnasium seit 2013. Sie hat dort selbst 1981 ihr Abitur gemacht. Diehl, die Deutsch und Französisch in Mainz studiert hat, war lange Zeit Lehrerin in Niederolm, bevor sie berufliche Veränderungen ihres Mannes wieder zurück in die Pfalz brachten.

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