Grünstadt Grünstadt: Erstes Abi an IGS steht an

Die Integrierte Gesamtschule in Grünstadt von oben: Die Schule setzt auf gemeinsames Lernen und will Wissen vermitteln, das auch
Die Integrierte Gesamtschule in Grünstadt von oben: Die Schule setzt auf gemeinsames Lernen und will Wissen vermitteln, das auch nach der Schulzeit weiterhilft.

Die Lehrer an der Integrierten Gesamtschule in Grünstadt sind schon aufgeregt. Nächstes Jahr wird der erste Jahrgang das Abitur ablegen. Die Schülerzahlen steigen. Es bewerben sich mehr Kinder für die fünfte Klasse, als Plätze vorhanden sind.

Frank Drews ist ein Fan der Integrierten Gesamtschule (IGS). Drews ist Hausmeister an der Schule im Grünstadter Norden – und für ihn hat sich vieles zum Besseren geändert, seit aus der Hauptschule und der Realschule 2010 die neue Schulform wurde. Die Schüler der IGS hielten mehr Ordnung, seien netter zueinander und machten nicht so viel kaputt wie die Schüler früher, sagt Drews, der seit 15 Jahren Hausmeister am Standort ist. Schulhofschlägereien gebe es kaum noch, der Pausenhof sei wesentlich sauberer, und die Kritzeleien mit Edding-Stiften hielten sich sehr in Grenzen. „Ich bin ein Fan davon, dass man mehr integriert und nicht alles trennt“, sagt Drews (53). Bei diesen Worten dürfte Schulleiter Uwe Chormann das Herz aufgehen. Auch er ist ein Fan der Integrierten Gesamtschule: „Die Gesamtschule ist eine sehr gute Schulart, die Schüler mitnimmt und fördert“, sagt der 44-Jährige, der die IGS seit 2014 leitet und seit 1998 Lehrer in Grünstadt ist. „Der Grundgedanke der Integrierten Gesamtschule ist, dass man Kindern eine echte Bildungschance gibt.“ Und zwar unabhängig vom Elternhaus und vom Hintergrund der Schüler. Für Chormann gehört dazu die Chance, dass jeder die Schule mit einem Abschluss verlässt. Und so gibt es an der Schule Schüler mit besonderem Förderbedarf, es gibt Schüler, die nach der neunten Klasse mit der Berufsreife (früher: Hauptschulabschluss) abgehen, es gibt junge Leute, die die Einrichtung nach der 10. Klasse mit dem Sekundarabschluss 1 (Mittlere Reife) verlassen , und es besteht die Möglichkeit, nach dem 12. Schuljahr mit der Fachhochschulreife ins Leben zu gehen. Und im kommenden Jahr werden die ersten Schüler der IGS das Abitur schreiben, 60 Schüler besuchen derzeit die 12. Klasse. Schulleiter Chormann erzählt, die Lehrer seien „voller Vorfreude“: „Wir fiebern auf das erste Abitur zu. Es ist eine Großaufgabe der ganzen Schulgemeinschaft.“ Und natürlich betreten Schüler und Lehrer damit auch Neuland: So gebe es einerseits die Befürchtung, dass die Schüler des ersten Jahrgangs nicht ausreichend auf das Abitur vorbereitet seien. Andererseits bestehe die Gefahr, dass man die Anforderungen für die Schüler (aus diesem Denken heraus) viel zu hoch ansetze, beschreibt Chormann die beiden Pole. Er sei überzeugt, dass alles gut klappen werde. Ein externer Lehrer, den sich die Schule eingeladen hatte, habe den Grünstadter Lehrern attestiert, dass der Weg stimme. Die Abituraufgaben, die die jungen Leute bearbeiten, seien aus dem gleichen Aufgabenpool wie die für die Abiturienten am Gymnasium, sagt Chormann: „Das Abitur ist gleich viel wert wie auf dem Gymnasium.“ Chormann und seine Lehrerkollegen müssen viel erklären, die Schulform ist nicht jedem eingängig – auch weil die 55 Gesamtschulen im Land nicht nach einem einheitlichen Modell arbeiten. In Grünstadt werden die Kinder immer im gleichen Klassenverband unterrichtet. Der Gedanke ist, dass die Schwächeren von den Stärkeren lernen sollen, aber die Stärkeren nicht stehen bleiben, sondern auch weitergebracht werden sollen. Dafür gibt es in Englisch und Mathe ab der 7. Klasse zwei Niveaus, sie heißen Grund- und Erweiterungsniveau. Später wird auch in Deutsch (ab der 8. Klasse) und den Naturwissenschaften (ab der 9. Klasse) mit zwei Niveaustufen gearbeitet. Vereinfacht gesagt ist es so: Der Lehrer bringt allen Kindern in der Klasse das Gleiche bei, aber die Aufgaben, die sie dann zum Üben haben, unterscheiden sich. Ab der 10. Klasse werden die Fächer mit E-1- Niveau (befähigt zum Sekundarabschluss 1) und E-2-Niveau unterrichtet. Bislang, sagt Chormann, musste man eine bestimmte Anzahl an E-2-Kursen vorweisen, um zur gymnasialen Oberstufe zugelassen zu werden. Das soll anders werden. In Zukunft heiße es: Wer gute Leistungen in den E-1-Kursen habe, könne auch auf die Oberstufe wechseln und das Abitur anstreben. Für die Fünft- und Sechstklässler gibt es noch keine Unterscheidungen in den Schwierigkeitsstufen fürs Lernen. Sie werden in Deutsch, Mathe, Englisch und den Naturwissenschaften jeweils eine Stunde pro Woche in kleineren Gruppen getrennt unterrichtet, dafür werden die Klassen geteilt. Zitiert —„Wir sehen Vielfalt nicht als Manko, sondern als Stärke. Jeder, der zu uns kommt, ist wertvoll“: Uwe Chormann, Direktor der Integrierten Gesamtschule in Grünstadt

Uwe Chormann
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