Grünstadt Einmal quer durch die Hitlisten

Hat es drauf, für Stimmung zu sorgen: John Noville.
Hat es drauf, für Stimmung zu sorgen: John Noville.

Mit Bob Marleys „No Woman, No Cry“ hat John Noville 2013 bei „The Voice of Germany“ ein Millionenpublikum beeindruckt. Am Freitag begeisterte der aus dem kleinen Inselstaat Barbados stammende Musiker die Besucher des Lokals „Piano“ in Carlsberg. Allerdings nicht – wie von den meisten erwartet – mit einem Reggae-Konzert und eigenen Songs. „Um Party zu machen, ist ein gemischtes Cover-Programm besser“, so der 64-Jährige.

So präsentiert Noville, dem man sein Alter nicht glauben mag, im Lauf des Abends unter anderem „Mighty Quinn“ aus der Feder von Bob Dylan, Elton Johns „Blue Eyes“, „Stand By Me“ von Ben E. King, „Don’t Let Me Be Misunderstood“ (Animals) und „Sweet Dreams“ von Eurythmics – mit kräftiger Soulstimme, zur Selbstbegleitung mit der Gitarre, unterstützt von einem elektronischen Rhythmusgerät. Der Künstler kopiert die Stücke gut, aber nicht perfekt. Er glänzt auch nicht mit Soli auf seinem Instrument, jedoch mit mitreißendem Groove und ansteckender Fröhlichkeit. Offensichtlich kommt es ihm nicht darauf an, als Virtuose gefeiert zu werden. Vielmehr geht es ihm darum, gute Laune zu verbreiten, Menschen zusammenzubringen. Die Gäste des Restaurants singen und klatschen mit, tanzen ausgelassen. Dabei ist im „Piano“ nicht wirklich viel Platz dafür. Aber die Enge stört niemanden – im Gegenteil, sie wird genossen. Nein, Musik habe er nicht studieren müssen, sie sei in ihm drin, sagt Noville lachend auf eine entsprechende Frage. Seine ganze Kultur sei musikalisch, auch seine Familie, wobei er der einzige sei, der als Profimusiker weltweit auf Tournee geht. „Als Jugendlicher habe ich in meiner Heimat bei Radio- und TV-Sendern gearbeitet“, erzählt das Energiebündel, das auf Barbados in Jam-Sessions mit berühmten Leuten wie Mick Jagger und Eric Clapton spielte. 1978 zog Noville nach Deutschland und wohnt nun nach verschiedenen Stationen in Waiblingen bei Stuttgart. Gemeinsam mit dem italienischen Sänger Al Bano gelang es ihm, 1999 mit der Reggae-Version des Dean-Martin-Klassikers „Volare“ einen Hit zu landen, der sich acht Wochen lang auf Platz eins der österreichischen Charts hielt. Die Teilnahme bei der Gesang-Castingshow „The Voice of Germany“, bei der er bis zum Halbfinale gekommen ist, habe seinen Bekanntheitsgrad erhöht und sich positiv auf seine Karriere ausgewirkt, sagt Noville. Die Betreiber des „Piano“, Helene (Pupa) und Alexandru (Adi) Ilinca, kenne er von Gigs in Mannheim. Das rumänische Ehepaar hat als Atlantis-Duo jahrzehntelang bundesweit für Unterhaltung gesorgt, insbesondere bei Veranstaltungen in Hotels. „Ich bin bei der Eröffnung des Lokals im Mai 2015 hier aufgetreten“, erzählt Noville. Am Freitag präsentieren er und seine Gastgeber das eine oder andere Stück gemeinsam. Nach einer Runde Tequila setzt sich der Mann mit den langen Rastalocken die Sonnenbrille auf und stimmt „Another Day In Paradise“ (Phil Collins) an. Adi hängt sich eine Gitarre um und spielt ein ausgezeichnetes Solo. Später greift Pupa zum Mikrofon und lässt den Beatles-Klassiker „Twist And Shout“ mit ihrer schönen Stimme nahtlos in das mexikanische Volkslied „La Bamba“ übergehen. Bei „Gimme Hope, Jo’anna“ von Eddy Grant, mit dem Noville auf Barbados einst aufgetreten ist, tanzt Pupa. Adi sitzt derweil am Klavier. Auch am Saxofon kann man ihn erleben. „Proud Mary“ wird auf den Tasten von Sohn Victor begleitet, der gegen Mitternacht zeigt, dass auch er singen kann.

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