Grünstadt Eindrucksvolle Interpretationen

Die Lieder von Jolina Carl kamen in der Kirche Höningen am Sonntag sehr gut an.
Die Lieder von Jolina Carl kamen in der Kirche Höningen am Sonntag sehr gut an.

Ein ansprechendes Konzert haben am Samstagabend die Besucher der protestantischen St.-Jakobs-Kirche in Höningen erlebt. Zu Gast war die Sängerin Jolina Carl aus Elsdorf bei Köln, die es als Deutsche zum Trotz geschafft hat, sich den Respekt der Country-Größen aus Nashville in Tennessee zu erwerben. Die international agierende Musikerin wollte mit ihrer beeindruckenden Darbietung Spenden zur Verschönerung des kleinen Gotteshauses akquirieren.

„Wem das gefällt, was ich hier mache, der darf gern einen Obolus leisten, damit die Malereien in der Kirche wieder erneuert werden können“, sagt Carl, die eine familiäre Verbindung zu dem Altleininger Ortsteil hat: „Meine Schwiegermutter lebt hier.“ Die 48-Jährige verrät, dass sie auch ein besonderes Verhältnis zu Johnny Cash hat und startet mit einer Interpretation von „Ring Of Fire“. Engagiert und voller Kraft singt sie, ihre voluminöse Stimme geht unter die Haut. Dabei begleitet sie sich auf einer zwölfsaitigen Gitarre. Zu einer Mandoline greift sie, um Dolly Partons „Jolene“ vorzutragen – mitreißend und deutlich besser als das Original. Der Klang ihrer gut ausgebildeten Stimme erfüllt den Raum bis in den letzten Winkel. Grandios ist auch „Son Of A Preacher Man“, ein x-mal nachgespieltes Stück, das ursprünglich für die Pfarrerstochter Aretha Franklin geschrieben war, dann aber 1968 von der Britin Dusty Springfield gesungen wurde. Ebenfalls fantastisch aus Jolina Carls Mund klingen die Titel „18 Wheels And A Dozen Roses“ von Kathy Mattea und „My Baby’s Got A Gun“ der belgischen Rockband Triggerfinger, dessen flotten Rhythmus das Publikum mitklatscht. Anschließend ist der Künstlerin, die in ihrem schwarzen ärmellosen Kleid eingangs etwas fror, sicherlich warm. Gänsehaut, allerdings nicht wegen der Kälte, überkommt den Zuhörer unwillkürlich bei der wunderschönen Interpretation von Leonard Cohens „Hallelujah“. Ein Riesenapplaus ist der Lohn. Die Industriekauffrau, die ihr vom Vater geerbtes Gesangstalent („er hat beim Kölner Karneval auf der Bühne gestanden“) seit 2002 professionell einsetzt und zwischen 2004 und 2007 mit intensivem Einzelunterricht optimierte, kann aber nicht nur ausgezeichnet covern. Sie hat auch viele selbst komponierte Songs im Gepäck, wobei sie nicht immer auch die Texte schreibt. Bernd Ege hat ihre Empfindungen bei „What Really Matters“ in Worte gefasst. „Das Lied ist entstanden, nachdem ich mit alten Freunden, die ich lange nicht gesehen hatte, in einer Kneipe saß, und die dann anfingen, auf ihren Handys zu tippen“, erläutert Carl. „Ich wusste nicht, ob die sich nun gegenseitig Nachrichten schicken oder was. Auf jeden Fall kam ich mir irgendwie blöd dabei vor.“ Die Werte gingen in der digitalen Welt immer mehr verloren, meint sie. In „What Really Matters“ („Was wirklich zählt“) wünscht sie sich die alten Zeiten zurück, als Kinder einfach draußen spielen gegangen sind und hofften, dass der Tag nie zu Ende geht. Das Stück ist Teil des Albums „Forward Back Home“, der inzwischen vierten CD der Künstlerin, die sie an dem Abend in Auszügen vorstellt. Eigenkompositionen sind auch „Bent Metal“ und „His Hideaway“, benannt nach Johnny Cashs Farm. Darin beschreibt Carl ein Erlebnis, das sie vor zwei Jahren hatte. „Ich war in Nashville zur Wiedereröffnung der Bühne gebucht, die Cash vor mehr als drei Jahrzehnten betrieben hat. Inzwischen ist es das Storytellers Museum.“

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