Grünstadt Den Drachen gezähmt

In direkter Konkurrenz zum ESC: das BBO in Hettenleidelheim.
In direkter Konkurrenz zum ESC: das BBO in Hettenleidelheim.

„Germany no points – das kann ihnen hier nicht passieren“, verwies Moderator Wolfgang Breitwieser auf den Umstand, dass gleichzeitig im Fernsehen der Eurovision Song Contest übertragen wurde. Der schien am Samstagabend in Hettenleidelheim kaum jemanden zu interessieren. Und „Twelve Points“, also volle Punktzahl, gab es für das BBO allemal – schon gleich mit dem ersten Stück. Ideale Auswahl als Opener für ein solches Konzert: „Ceremony & Lyric Song“ von Barry E. Kopetz. Der amerikanische Musikprofessor von der Ohio State Universität, der gemeinsam mit Frederick Fennell, einem der berühmtesten Dirigenten und Komponisten für symphonisches Blasorchester, studiert hat, stellt hier in einer überaus anspruchsvollen Mittelstufenkomposition zwei Themen gegenüber, die vom Orchester vorwiegend durch dynamische Elemente ausgearbeitet werden müssen. Das gelang dem BBO auf hohem Niveau. Wie kaum ein anderes Blasorchester der Region verfügt das BBO über eine ganze Anzahl von Leistungsträgern, die im Ensemble aber auch solistisch Höchstleistungen bringen. Das wurde besonders deutlich beim Oberstufenwerk „Pilatus: Mountain of Dragons“ von Steven Reineke, dem zentralen Stück des Abends. Der Schweizer beschreibt den Aufstieg einer Gruppe von Abenteurern, die auf dem Hausberg der Stadt Luzern einen Drachen töten wollen. Mit Atemgeräuschen vorwiegend der Blechbläser wird zunächst eine neblig geheimnisvolle Stimmung erzeugt, bevor ein sehr leises, aber einprägsames Thema die Bergwelt beschreibt. Hier glänzt Susanne Wohlfarth am Alt-Saxophon mit angenehm weichem Ton, sicherem Vortrag und schöner Ausgestaltung. Christine Altheimer, die mit der Flöte das Thema aufgreift, steht ihr in nichts nach. Glänzen kann bei diesem Stück auch Daniela Wenz mit der Oboe, die immer wieder kleine besondere Akzente setzt und die enorme Bedeutung des Instruments für jedes Orchester unterstreicht. Gleiches gilt für Fagott (Ramona Baldes) und Baritonsaxofon (Ina Büffor), beide Instrumente zwar nicht solistisch zu hören, aber für das geschlossene Klangbild, das vom BBO an den Tag gelegt wird, unerlässlich. Bestens aufgestellt ist das Orchester in der Trompeten-Sektion, die von Jonas Rummele geführt wird. Er glänzt mit einem Solo bei „Deep River“, aber auch weitere Kollegen aus diesem Satz wissen im Lauf des Abends an verschiedener Stelle zu glänzen. Neben Tonmalerei stand auch Filmmusik im Mittelpunkt: Ausgezeichnet gespielt „How To Train Your Dragon“ - zu Deutsch „Drachen zähmen leicht gemacht“. Laut Moderator Breitwieser soll dies das Motto von Dirigent Eichinger sein, der sich Woche für Woche der Aufgabe stellt, das BBO zu zähmen und optimale Konzertergebnisse mit den Musikern zu erzielen. Das Programm, in dem auch Melodien von Supertramp und Mark Knopfler zu hören waren, riss am Ende – und auch schon bei manchem Vortrag im Konzertverlauf – das Publikum von den Stühlen. Herzlicher Applaus mit der Bitte um Zugabe, die gerne erfüllt wurde, waren die Folge.

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