Frankenthal Zeitung lesen für die Allgemeinbildung

Bei Siemens und der Congress-Forum GmbH in Frankenthal wird fleißig Zeitung gelesen. Die Auszubildenden beteiligen sich am ZeiLe-Projekt der RHEINPFALZ. „Zeitung lesen macht Azubis fit“, lautet der Slogan, den die Projektverantwortlichen in den Unternehmen nur bestätigen können. Das Projekt fördere den Wortschatz und die Allgemeinbildung der Auszubildenden, sind sich die Betreuer einig.

Beim ZeiLe-Projekt der RHEINPFALZ bekommen die Auszubildenden der teilnehmenden Firmen zehn Monate eine Zeitung, mit der Aufgabe diese zu lesen. In regelmäßigen Quiz testen die Teilnehmer ihren Wissensfortschritt. Gemeinsam mit der Universität Koblenz-Landau wird zu Beginn und zum Ende des Projekts ein Test zur Allgemeinbildung gemacht, mit dem der Lernerfolg über den gesamten Projektzeitraum gemessen wird. „Wir haben uns gedacht, dass wir etwas für die Allgemeinbildung machen müssen“, erklärt Rainer Hay, der bei Siemens in Frankenthal Auszubildende betreut. Es sei aufgefallen, dass die Allgemeinbildung in den letzten Jahren gelitten habe. Zudem wolle man die Auszubildenden animieren, mehr zu lesen und dadurch ihre Rhetorik verbessern. „Die Jugendlichen sprechen oft verkürzt. Sie benutzen ihre Jugendsprache und auch mal komische Ausdrücke“, macht Hay deutlich. Außerdem ist eine gute Sprache für eine erfolgreiche Ausbildung wichtig. „Zur Prüfung zum Mechatroniker gehört auch ein halbstündiges Gespräch vor dem Prüfungsausschuss, und da ist es von Vorteil, wenn man sich gut ausdrücken kann“, betont Hay. Siemens beteiligt sich zum fünften Mal am ZeiLe-Projekt. Zeitunglesen darf der angehende Mechatroniker Christoph Lang eine halbe Stunde während der Arbeitszeit. Das sei sehr vorteilhaft, auch weil er vorher keine Zeitung gelesen habe, so der 20-Jährige. „Den Sportteil lese ich auf jeden Fall, aber auch Politik und Wirtschaft“, erklärt Lang. Beim ersten der regelmäßigen Tests sei er noch aufgeregt gewesen, aber „beim zweiten war es schon Routine“. Seit seinem Ausbildungsbeginn im September liest er die RHEINPFALZ. Einen Wissensfortschritt sieht er wegen des kurzen Zeitraums noch nicht, aber „rhetorisch, denke ich, habe ich mich entwickelt“, ist sich der Lehrling sicher. Beim Gespräch mit anderen Auszubildenden und Betreuern wisse er über aktuelle Themen Bescheid. Das kann auch sein Betreuer Rainer Hay bestätigen. Die Congress-Forum GmbH hat ebenfalls „sehr gute Erfahrungen gemacht“, erzählt Ausbildungsbetreuer Michael Geiger. Sein Kollege Andreas Bothe, der als Beleuchtungsmeister für die Auszubildenden in der Technik zuständig ist, sieht vor allem Vorteile für den Arbeitsalltag: „Als Dienstleister stehen wir oft mit Kunden in Kontakt, und dabei muss die Sprache angemessen sein.“ Das Allgemeinwissen zu verbessern und den Wortschatz auszubauen, sind zwei Gründe, warum die Congress Forum GmbH am ZeiLe-Projekt teilnimmt. Zudem sei die Zeitung mit dem Regionalteil, der über Veranstaltungen im Congress-Forum berichtet, für das Unternehmen sehr wichtig: „Durch die Artikel bekommen wir Feedback. Bei Kritik können wir überlegen, was in Zukunft besser laufen kann“, so Bothe. Auch die angehende Veranstaltungskauffrau Ilora Koch schätzt den regionalen Charakter der RHEINPFALZ. „Dadurch weiß ich, was im Ort vorgeht“, erzählt Koch, die in Leistadt wohnt und deshalb den Bad Dürkheimer-Teil der RHEINPFALZ liest. Im Gegensatz zu Siemens bekommen die Auszubildenden der Congress-Forum GmbH die Zeitung nach Hause geliefert. Christopher Menke, der zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik ausgebildet wird, betrachtet die RHEINPFALZ-App als vorteilhaft, weil er damit auf dem Handy während der Zugfahrt zur Arbeit Zeitung lesen kann. Denn morgens sei die Zeit etwas knapp, gibt der 18-Jährige zu. Seine Kollegin kann sich mit dem Zeitunglesen auf der praktischen App auch anfreunden, aber zum Frühstück „ist es angenehmer, die Zeitung im Papierformat zu lesen“. Dass es die irgendwann nicht mehr gibt, schließen die jungen Erwachsenen aus: „ Ich denke, die Zeitungsmacher müssen Alternativen wie die App ausbauen, aber jeder hat seinen Favoriten, und deshalb wird die Zeitung aus Papier nicht aussterben“, meint Ilora Koch. Betreuer Michael Geiger stimmt ihr zu: Die unterschiedlichen Lesergruppen würden sich die Waage halten, aber die Zeitung aus Papier sei wegen der Haptik schon etwas anderes. „Spätestens beim Kreuzworträtsel ist die Frage geklärt“, merkt Betreuer Andreas Bothe lachend an. (nhe)

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