Frankenthal Wie Hummeln fliegen Finger über Ventile

„Uffgebrasst“ hieß die Überschrift über dem faszinierenden Programm der fünf Blechbläser von Brasserie, die am Freitagabend im Congress-Forum auf Einladung des Rotary Clubs gastierten. Dem gewählten Motto wurde das Quintett im wahrsten Sinne des Wortes gerecht. Mit viel Elan und unbändigem Spielwitz blies sich die Truppe um die Brüder Matthias (Horn) und Karl (Tuba) Berkel durch den Abend, machte vor keiner Stilrichtung halt, ließ keinen Musikfreund unbewegt.

Bevor sich Brasserie im barocken Glanz von Henry Purcells „Sound The Trumpet“ als Koryphäen ihres Fachs auswiesen, fanden sie Zeit zum Bekenntnis zur Pfalz. Mit Jara Benes Marschlied „In die Pfalz“ machten sie vor ihrer Heimat, geblasen wie gesungen, eine Verbeugung und verbrüderten sich mit den begeisterten Landsleuten im Saal. Posaunist Konstantin Päßler, seines Zeichens Entertainer und Marketing-Manager, sorgte zudem mit gewitzter Moderation für treffende Pointen und beste Stimmung. Er stellte Trompeter Manuel Viehmann als Pfälzer mit Migrationshintergrund vor. Aus dem Hessischen zugewandert, fand er wohlwollende Aufnahme und habe sich bestens integriert. Bei der Brasserie ist er neben Björn Bein (Trompete) für die strahlend-hochtönenden Sounds, die die beiden in virtuoser Brillanz erklingen ließen, zuständig. Mit den in der mittleren und tieferen Tonlage beheimateten Berkel-Brüdern treten in diesem Ensemble Horn und Tuba öfter als üblich in die erste Reihe und nehmen eine exponiertere Stellung ein. In einem mozartlichen Rondoexzess spielte sich der Solohornist der Bremer Philharmoniker im fliegenden Wechsel durch die Rondos dreier Hornkonzerte. „Rondo neu“ betitelte Brasserie dieses originelle Arrangement der Wiener Klassik-Evergreens. Bruder Karl, der am Staatstheater Cottbus die Solotuba bläst, ließ es sich nicht nehmen, mit Rimski-Korsakows „Hummelflug“ nachzulegen, seinem Instrument einen Hummelschwarm zu entlocken und auf den Flug zu schicken. Wie die Hummeln durch den Saal, flogen die Finger über die Ventile. Um Schwindelanfällen vorzubeugen, verzichtet man besser auf Überlegungen zur Atemtechnik, die solch einen Parforceritt ermöglicht. Der Rumba-Klassiker „Besame Mucho“ und Nils Landgrens „Ave Maris Stella“ gaben Konstantin Päßler viel Raum für sein sonores und gefühlvolles Tuba-Spiel. Als einziger nicht hauptberuflicher Musiker, widmet er sich der Vermarktung edler Düfte und überzeugt auch als Erfinder neuer Klanghorizonte. So stellte er ein gemeinschaftlich vom Publikum zugespieltes Instrument vor, das das Rauschen von Schellack-Platten stilgerecht wiedergeben soll. Ein Körbchen Schokobonbons brachte den Raschelchor in Besitz des erforderlichen Hilfsmittels, des Bonbonpapierchens, mit dem sich die Schellack-Klangkulisse für Edit Piafs „Je ne regrette rien“ bestens erzeugen ließ. Am späteren Abend schickte Moderator Päßler dann die beiden Trompeter zu Bett. „Die Großen bleiben wach und spielen Bach“, kommentierte er. So verblieb ein Trio, das ein Arrangement nach den Bach′schen Goldbergvariationen intonierte. Schon seit gut zehn Jahren verlässt sich Brasserie nicht mehr auf die Auswahl an Arrangements, die auf dem Markt sind, sondern spielt in eigener Bearbeitung, was gefällt. So auch die Filmmusik „Children of Sanchez“ von Chuck Mangione. Die Trompeter hatten sich längst wieder auf die Bühne geschlichen und brillierten nun in höchsten Tönen mexikanischen Kolorits. Den fünf Akteuren gelang es, ein authentisches Klangerlebnis zu zelebrieren und Big-Band-Sound zu kreieren. Mit dem Bass von Karl Berkel als unerschütterlicher Fels in der Brandung der aufwühlenden Rhythmik im Rücken, konnten Horn und Tuba pulsierend akkordisch auftrumpfen, die schmetternden Trompeten eine Vision von Stierkampfarena, mexikanischer Landschaft und Lebensart beschreiben. Mit „Boas Festas“ kam dann ein Hauch brasilianischer Weihnachtslaune in die Benefizveranstaltung des Rotary Clubs Frankenthal. Die Erlöse der Veranstaltung gehen in medizinische Hilfsprojekte im afrikanischen Ghana und südasiatischen Nepal.

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