Frankenthal Waschschüsseln für SV-Kicker

Wie es in den Jahren 1950 bis 1960 in Studernheim zuging – das lässt sich jetzt in einer bebilderten umfangreichen Broschüre studieren, die sieben Bürger in Eigeninitiative zusammengestellt haben. „Studernheim – Versuch eines Rückblicks auf die Jahre 1950 bis 1960“ nennt sich das Werk.

„Was wissen wir über diesen Zeitabschnitt, wie sah es da aus im kleinsten Frankenthaler Vorort? Wer waren die Bewohner, welche Berufe übten sie aus?“ Das sind einige der Fragen, die sich Peter Göbel und seine Mitstreiter Gerhard Göbel, Gerda Weber, Hannelore Roth, Erich Schwind, Manfred Prutscher und Paul Müller gestellt haben. „Wir wollten mithilfe von Zeitzeugen Wissenswertes über diese Zeit dokumentieren und dachten, dass diese Aufzeichnungen auch für die Nachfolgegenerationen interessant sind“, so Göbel. Seit März 2013 haben sich die Zeitzeugen alle vier Wochen etwa drei Stunden zusammengesetzt und versucht, ihre Erinnerungen und ihr örtliches Wissen aufzuschreiben. Das Ergebnis, ergänzt durch einige historische Fotos, liegt jetzt als 73-seitige Broschüre im DIN A 4-Format vor. Peter Göbels Hobby sind historische Darstellungen und Aufzeichnungen über das eigene Leben, die Familie, seine Freizeitaktivitäten. So entstand eine an das Uraufnahmekataster von Studernheim und weitere alte Pläne angelehnte Karte des Vorortes unter dem Thema „Was verlor seine Funktion in den letzten 30 Jahren?“ Rot gekennzeichnet sind darauf markante Gebäude, Plätze, Gräben, die mittlerweile verschwunden sind, wie das Lehrerhaus, Bahnhäuser, der durchgehende Pilgerpfad, Gaststätten und anderes. Bei einer Fotoausstellung in Studernheim, organisiert von Rolf Sehr, sei dieses Bild der Bevölkerung schon einmal gezeigt worden, berichtet Peter Göbel. Die neue Broschüre erzählt im Vorspann etwas über die wechselvolle Geschichte Studernheims, angelehnt an Arbeiten von Autoren wie Karl Kreuter, Volker Christmann und Anna Maus. Im besonders beleuchteten Zeitabschnitt von 1950 bis 1960 geht es unter anderem um den Kindergarten, die Schulzeit, die bäuerlichen Vollerwerbsbetriebe, den Verkehr, das Familienleben. Weitere Themen sind Gaststätten, Verkaufsstellen, Vereine und die Kerwe. Alle Studernheimer Straßen mit ihren Vereinen, Gaststätten und Bewohnern wurden durchgegangen, erzählt Göbel – Hilfe gab es aus Erzählungen der Anwohner selbst, die teils auch mit Augenzwinkern dokumentiert wurden. Wer weiß beispielsweise noch, dass in der Gaststätte Rheinischer Hof zuletzt Apostelbräu-Bier aus Worms in kleinen Holzfässern angeliefert wurde, die durch die mit Lederschürzen ausgestatteten Fahrer durch das Kellerloch gerollt wurden? Oder dass dieses Lokal ab 1952 Vereinsgaststätte des SV Studernheim war, wo sich die Spieler nach ihren Spielen in bereitgestellten Waschschüsseln im Hof wuschen? Ein Blick ins damalige Familienleben lässt aufhorchen und schmunzeln. Heißt es doch da: „Nach der Arbeit wurde an den Häusern gewerkelt, in den Gärten der Eigenbedarf angebaut. Als Düngemittel halfen von uns Jungen auf Straßen und Feldwegen eingesammelte „Pferdeäppel“, die „Knoddle“. Auch der Inhalt der häuslichen Abfallgrube wurde in den Gärten als Düngemittel verteilt.“ „Wir haben die Aufzeichnungen Bürgern Studernheims aus unseren Erinnerungen heraus gewidmet. Die einzelnen Angaben erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit“, betont Peter Göbel, der sich über interessierte Leser freut.

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