Frankenthal Talent mit Schlagkraft

Frankenthal

. Andreas Riedel und Dietmar Geier müssen schmunzeln, als sie im Trainingsraum der Halle Am Kanal über ihren Schützling reden. Dass Alberto Mustafi den sportlichen Weg in den Ring gefunden habe, wundere sie nicht. Denn schon sein Vater boxte, und sein Onkel gewann 1984 bei den Olympischen Spielen sogar die Silbermedaille. Dabei ist Alberto Mustafi noch gar nicht allzu lange im Box-Club dabei, erst seit Januar 2012. Er wohnt mit seiner Familie in Freinsheim. Die Mustafis sind vor dreieinhalb Jahren aus Serbien geflüchtet und warten nun auf die behördliche Entscheidung, ob sie in Deutschland bleiben dürfen. Der 18-Jährige hofft es. Er fühlt sich wohl hier, hat an der Schule in Weisenheim am Berg die Berufsreife erlangt und besucht nun in Bad Dürkheim die Berufsschule. „Das mache ich, bis ich eine Lehrstelle habe.“ Dabei hätte er im Sommer eigentlich einen Ausbildungsplatz gehabt. Doch Mustafi durfte nicht loslegen, da er keine Arbeitserlaubnis hat. Doch der 18-Jährige hadert deswegen nicht, er hofft einfach auf das Beste. Sich selbst hat er auf sein neues Zuhause gut vorbereitet. Er spricht sehr gut Deutsch: „Ich habe mir das selbst beigebracht und von Anfang an viel gelesen.“ Geier und Riedel bestätigen seine offene Art. „Er ist sehr trainingsfleißig, zieht die anderen mit und ist absolut ein sportliches Zugpferd“, betont Andreas Riedel. Dass der BC-Athlet vor ein paar Wochen in Moers Deutscher U-21-Vizemeister geworden ist, habe erneut gezeigt: „Alberto ist in unserem Verband und auch deutschlandweit eines der größten Talente.“ Geier verdeutlicht die Dynamik von Mustafi: „Sein Gegner im Halbfinale ging nach 29 Sekunden zum ersten Mal zu Boden.“ Noch in der ersten Runde war der Kampf entschieden. Dass es nicht zur Goldmedaille reichte, sei überhaupt nicht schlimm. „Sein Finalgegner war ein richtig starker Boxer. Es ist vielmehr ein toller Erfolg, dass er so knapp nach Punkten verloren hat“, unterstreicht Dietmar Geier. Alberto Mustafi hat mit dieser Niederlage auch keine Probleme. Er freut sich vielmehr über seine äußerst positive sportliche Entwicklung. Und den nötigen Ehrgeiz hat er auch: „Nächstes Jahr will ich wieder gegen ihn ran – und dann gewinnen.“ Dabei steckt er in Sachen Kampferfahrung noch in den Kinderschuhen. Daheim in Serbien boxte er zwar auch schon, „aber nur mit meinem Papa bei uns im Haus“. Den Weg in einen Verein und zum offiziellen Sport-Boxen fand er erst in Deutschland. „Ich bin im Internet auf den Box-Club aufmerksam geworden und dann einfach mal hergekommen.“ Mustafi gefiel’s bei der Schnupperstunde, er machte dann gleich mit. Schon nach wenigen Wochen schaffte er den Sprung in die Fortgeschrittenengruppe. Es dauerte 2012 auch nicht lange, ehe er zu Kämpfen durfte. Alberto Mustafi schaffte sogar die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft und wurde dort Dritter in der Klasse bis 52 Kilo bei der U 18. Ein erstes Ausrufezeichen. Im Vorjahr hatte er dann Lospech: „Ich kam gleich gegen den Favoriten und habe knapp verloren.“ Dafür feierte er vor wenigen Wochen mit der U-21-Silbermedaille seinen bislang größten Erfolg. „Ich will Erster werden und werde hart trainieren“, verspricht Alberto Mustafi. Er gehört inzwischen dem D-Kader an und hat für 2015 einen Traum: „Ich will in der Bundesliga kämpfen.“ Aber beim Frankenthaler Verein fühle er sich pudelwohl: „Meine Trainer sind sehr gut, ich habe viel von ihnen gelernt. Hier habe ich viele Freunde, die mir helfen.“ Die Zugfahrten mehrmals die Woche von Freinsheim nach Frankenthal macht inzwischen auch Mustafis jüngerer Bruder mit. „Er ist auch sehr gut“, lobt Alberto. Und seinen ganz großen Traum verrät er auch noch: Start bei Olympischen Spielen. „Gerne für Deutschland, denn hier habe ich ja alles gelernt“, bekennt Mustafi. Dietmar Geier und Andreas Riedel trauen ihrem Schützling diese Entwicklung zu. „Wenn er noch ein bisschen trainiert, wird er in Deutschland in seiner Klasse bis 52 Kilo der Beste sein“, ist Riedel überzeugt. Dass der Olympiastützpunkt in Heidelberg Interesse zeige, sei ein wichtiger erster Schritt. „Vor Meisterschaften trainiert er jeden Tag. Wir fahren überall mit ihm hin in Deutschland. Denn wir müssen ja starke Gegner für ihn finden“, so Geier. Und wie kann man Mustafis Boxstil beschreiben? Riedel: „Er boxt technisch schön, geht aber auch immer nach vorne.“ Geier ergänzt: „Für seine 52 Kilo hat er eine enorme Schlagkraft.“ Man darf also gespannt sein, was noch kommt.

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