Frankenthal Stadtrat klebt an seinen Sitzen

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Die Frankenthaler Narren gönnten dem neuen Oberbürgermeister Martin Hebich (CDU) nur eine ausgesprochen kurze Amtszeit. Nach nur 35 Chef-Stunden wurde er am Samstag beim Sturm auf das Rathaus trotz erbitterten „Widerstands“ entmachtet. Erstmals hat die Karnevalgesellschaft Royal Studernheim als Stadtschlüsselverein bis zum Aschermittwoch das Sagen.

Trotz miserablen Wetters bezog eine stattliche Schar von Karnevalisten aus der Stadt und den Vororten – unter dem Regenschirm und mit Narrenkappen in schützenden Plastikhüllen – auf dem Rathausplatz Position. „Wir wollen den Schlüssel“, tat Royal-Präsident Heinz Schollenberger auf der Rathaustreppe unmissverständlich kund und glaubte schon an eine Kapitulation, als sich die Tür öffnete. Doch die Stadtoberen und der Magistrat gaben sich kampfeslustig und dachten nicht daran, freiwillig das Feld zu räumen. „Wir kleben an unseren Sitzen und sind zu allem entschlossen. Seit gestern weht ein neuer Wind im Rathaus“, verkündete Martin Hebich selbstsicher und brüstete sich mit zwei „Bodyguards“ aus der Stadtratsriege: dem Eppsteiner „Hammerwerfer“ Uwe Klodt (SPD) und dem ehemaligen Boxer Ulrich Pender (Linke). Die Verteidigungsstrategie schien zunächst aufzugehen, mit leichten „Blessuren“ im Gesicht, kaschiert mit Heftpflaster, wichen die Royals zurück, um dann mit weiblichem Charme eine weitere Offensive zu starten. Prinzessin Yvonne I. proklamierte ihre Antrittsrede und animierte die Untertanen, in der närrischen Zeit viele Freunde zu treffen und Schorle zu trinken. „Martin, komm ’raus“, säuselte die fasnachtliche Hoheit, was aber den Jung-OB nur in Ansätzen schwach werden ließ. Erst als die Karlsterner Hexenzunft aus Mannheim-Gartenstadt mit lautem Gebrüll anrückte, bröckelte die Gegenwehr. Gegen „übersinnliche Kräfte“ war für Martin Hebich kein Kraut gewachsen. Als Friedensangebot wurden die „Insignien der Macht“ herausgerückt – einschließlich der Steuerschraube, die sich laut OB verkantet hat. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit“, verkündete Hebich, der laut den von Prinzessin Yvonne verlesenen närrischen elf Paragrafen den Zusatz a.B.b.A (außer Betrieb bis Aschermittwoch) führt. Dem Stadtschlüsselverein machte der OB zur Auflage, ihre Lieblichkeit während der Kampagne in einer Sänfte zu transportieren. Am Samstag tat es noch ein offenes Cabriolet amerikanischer Bauart, in dem Yvonne I. und ihr „Schirmträger“ Martin Hebich mit Geleitschutz durch den Regen zum Congress-Forum chauffiert wurden. Dort stimmten die Aktiven mit Musik und Gardetänzen auf eine kurze Kampagne ein. Chorania-Präsident Thomas Kehl blickte auf das erste Kanalhafenfest im Juli zurück und stellte voller Stolz fest, dass so eine Veranstaltung, die bei 40 Grad eine Menge Improvisation erfordert habe, nur mit Fasnachtern zu machen sei. Der Erlös von 800 Euro kommt dem Musikunterricht an der Friedrich-Schiller-Realschule plus zugute. (eec)

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