Frankenthal Schwerstarbeit mit der Druckluftflasche

Wie Profis gegen Rauch und Feuer kämpfen, wissen sie nun aus erster Hand: Im Rahmen des Schulprojektes Ehrenamt besuchten am Dienstagmorgen 42 Schüler der Klassen 4a und 4b der Neumayer-Grundschule die Freiwillige Feuerwehr im Gerätehaus Nordring 3.

„Er sieht aus wie Darth Vader“: In der ersten Sitzreihe im Schulungsraum zucken zwei Mädchen zusammen, als sich Volker Wild das Mundstück seiner Atemmaske aufschraubt. Doch statt des berüchtigten Röchelns wie beim Weltraum-Bösewicht ist die Stimme des Feuerwehrmannes nur noch piepsig zu hören. Dennoch sind die Viertklässler beeindruckt von der rund 25 Kilo schweren Montur, mit der Volker Wild, wie ein Frosch kriechend, mit Druckluftflasche auf dem Rücken und Axt in der Hand einen Rettungseinsatz demonstriert. Eine schweißtreibende Arbeit ist das auch ohne Feuer, erst recht zwischen 600 Grad heißen Flammen. „Versteckt euch nicht im Ernstfall, damit wir euch finden können“, mahnt Wild und fügt hinzu: „Um euch schnell retten zu können, ist ein aufgeräumtes Kinderzimmer wichtig“. „Notruf, Notruf, Notruf“ tönt es unvermittelt aus einem Lautsprecher, doch es ist nur das benachbarte Kaufland, das routinemäßig seine Brandmelder testet. Zu rund 600 Einsätzen ist die Freiwillige Feuerwehr Frankenthal im Vorjahr ausgerückt. Ihr Einsatzgebiet erstreckt sich zwischen Ludwigshafen und Pfeddersheim, Sandhofen und Grünstadt, Oggersheim und Bobenheim-Roxheim. Rund 100 Männer und etwa zehn Frauen widmen sich in ihrer Freizeit der Bekämpfung von Katastrophen. Michael Hans, Volker Wild und Christina Deheck sind nach einer Spezialausbildung an der Landesfeuerwehrschule in Koblenz für die Betreuung des Nachwuchses zuständig. In Frankenthal ist der Feuerwehrdienst freiwillig, das heißt, alle Einsatzkräfte sind ohne Bezahlung und damit ehrenamtlich tätig. „Darin steckt viel Herzblut“, weiß auch Ferdinand Fiege, der Rektor der ganztägigen Neumayer-Grundschule hat für seine Viertklässler das Projekt „Freiwillige Feuerwehr und Hilfsorganisationen“ gestartet, bei dem die Schüler auch noch die Rettungswache des Roten Kreuzes, das Technische Hilfswerk und die Notaufnahme der Stadtklinik besuchen werden. „Über die jährliche Routineübung in der Schule hinaus wollen wir die Kinder frühzeitig sensibilisieren für das Ehrenamt“, so Fiege, der selbst als Reserveoffizier im Kreisverbindungskommando ehrenamtlich aktiv ist. Junge Leute für den Einsatz am Gemeinwohl zu begeistern, werde, so Fiege, angesichts der demografischen Entwicklung zunehmend wichtiger. Bei der Frankenthaler Jugendfeuerwehr, dem DRK und dem THW sind junge Leute ab zehn Jahren willkommen. Die Hilfsorganisationen böten eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung und leisteten einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Während die Klasse 4a mit Lehrer Mario Schmitt Ferreira noch über die schweren Einsatzklamotten staunt, hat die 4b mit Lehrerin Sigrid Völker bereits einige Einsatzfahrzeuge erklettert, in den Umkleidekabinen erfahren, dass der Helm das „Heiligtum der Feuerwehrleute“ ist, und steht nun bei Christian Meisel in der Atemschutzwerkstatt, wo die Sauerstoffflaschen geputzt, geprüft und mit trockener Druckluft gefüllt werden. Rund 1800 Liter Luft passen in eine Flasche, „das ist etwa so viel wie in dem ganzen Raum hier“. Atemluft im Einsatzfall für rund 40 Minuten. Christina Deheck, eine von rund zehn Feuerwehrfrauen in Frankenthal, führt die 4b in den Keller. Auf Stahlregalen warten dort kilometerweise Schläuche zusammengerollt auf ihren Einsatz. Auch sie müssen ständig gewartet und gereinigt werden, „sonst werden sie porös und überall kommt Wasser raus wie bei einer Itsi-Bitsi-Gartenschlauchblume“. In der Wäscherei einen Stockwerk höher drehen sich die Trommeln fast rund um die Uhr, denn die Spezialwäsche der Uniformen mit Desinfektion dauert etwa zwei Stunden. Am Ende der vormittäglichen Besichtigungstour geht es hinaus in den Hof zum gemeinsamen Gruppenbild rund um die Einsatzfahrzeuge.

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