Frankenthal Samt in der Stimme

Bei einem gut besuchten Konzert stand am Sonntagnachmittag die Frankenthaler Sängerin Sigrun Schumacher mit der Wüste Welle Big Band auf der Bühne des Kulturzentrums Gleis 4. Mit ihrem warmen Alt zog Schumacher das Publikum in ihren Bann. Präsentiert wurde das Konzert von der IG Jazz Frankenthal, deren neu gewählter Präsident Christian Schatka die Gäste begrüßte.

Die Big Band aus Tübingen wurde 2011 als erstes Orchester eines freien Radiosenders von Lothar Ladenberger gegründet. Das Jazzorchester spielt in der klassischen Besetzung mit vier Trompeten, vier Posaunen, fünf Saxofonen, Klavier, Bass und Schlagzeug. Das Konzert in Frankenthal war sein erster Auftritt außerhalb von Baden-Württemberg. Gleich von Beginn an überzeugte die Wüste Welle Big Band mit zwei packenden Instrumentaltiteln. Reihum wechselten die Solisten bei den Stücken „Lisette“ von Sammy Nestico und dem Latin-Stück „Snow Samba“ von Paquito d’Rivera. Im lila Samtkleid, auf Stöckelschuhen, aber vor allem mit dem Samt ihres dunklen Timbres zog dann Sigrun Schumacher die Aufmerksamkeit auf sich. Das Programm spannte einen weiten Bogen von dem den 40er-Jahre-Musical-Klassiker „My Romance“ (Rodgers/Hart) bis zu dem bekannten Alicia-Keys-Hit „If I Ain’t Got You“. Dazwischen erklangen Evergreens wie Frank Sinatras „I’m Gonna Live Till I Die“, „When the Sun Comes Out“ (Arlen/Koehler) oder der Burt-Bacherach-Titel „The Look of Love“ , der im 1967 gedrehten James-Bond-Parodie „Casino Royale“ zu hören ist. Meisterhaft bewies Sigrun Schumacher, zu welcher Power sie ihre ausgebildete Stimme steigern kann. Dieses unterstrich die Altistin eindringlich mit der Aretha-Franklin-Nummer „Dr. Feelgood“. Bemerkenswert war auch, dass die Big Band ohne Dirigent auskam – die beiden Bandleader Günter Flumm (Trompete) und Lothar Landenberger (Saxofon) saßen selbst in den Reihen der Musiker. Dennoch kamen die Einsätze punktgenau. Erstaunlich sicher präsentierte sich die 19-jährige Pianistin Clara Vetter, die in diesem Jahr den baden-württembergischen Landeswettbewerb Jugend jazzt gewonnen hat. Im zweiten Teil des Konzerts war Saxofonist Olaf Schönborn zu Gast. Mit zwei Arrangements von Klaus Wagenleiter, dem Leiter der SWR-Bigband, brachte er das Publikum in Tanzstimmung. Die eindrucksvollen und virtuos vorgetragenen Stücke „Sweet Emma“ und „Chips’n Salsa“ unterstrichen seine spielerische Extraklasse. Mit Randy Crawfords groovigem Song „Streetlife“ sollte eigentlich Schluss sein. Dabei ermunterte Sigrun Schumacher die Zuschauer aber so erfolgreich, sich von den Stühlen zu erheben und mitzuklatschten, dass die Musiker hernach lautstark mit großem Applaus zur Zugabe aufgefordert wurden. So gab es noch „Up to Date“ (bekannt durch „Das aktuelle Sportstudio“) und „Bye, Bye Blackbird“ (Ray Henderson). Das endgültig letzte Lied des Abends war das „Abschiedslied“ von Rainer Tempel mit einem beeindruckenden Posaunensolo, bevor die Künstler mit viel Beifall von der Bühne entlassen wurden. Es war ein mitreißendes Konzert für Alt und Jung mit herausragenden Musikern im satten Bigband-Sound.

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