Frankenthal „Südafrika und Namibia kein Problem“

Die in Afrika ausgebrochene Krankheit Ebola sorgt seit Monaten für immer neue Schlagzeilen und verunsichert viele Menschen. In Frankenthal ist der 43-jährige Arzt Sven Katzenbach, der hier seit 2000 eine Praxis für Allgemeine und Innere Medizin sowie Diabetologie betreibt, Ansprechpartner für Fragen rund um Reisemedizin. Wir haben mit ihm über die Ebola-Gefahr und seine Empfehlungen gesprochen.

Herr Katzenbach, im Prinzip vergeht kein Tag ohne Ebola-Schlagzeile. Merken Sie das als Reisemediziner auch in Ihrer Praxis?

Ja, es kommen vermehrt Anfragen. Vor allem von besorgten Leuten, die eine Afrika-Reise etwa nach Südafrika oder Namibia planen. Doch bei Reisen dorthin sehe ich kein Problem. Was raten Sie Leuten, die eine Reise planen, aber verunsichert sind? Sobald es in die betroffenen Gebiete Guinea, Sierra Leone und Liberia gehen soll, wird aufgrund der Sicherheitslage von einer Reise abgeraten. Für diese Länder gibt es auch eine offizielle Reisewarnung. Bei allen anderen Ländern sehe ich keine Probleme. Eine Ansteckungsgefahr mit Ebola etwa in Flugzeugen ist sehr gering, weil es keine Übertragung über die Atemluft gibt. Generell gibt es ab einem Meter Abstand zu einem Patienten kein Risiko mehr. Eine Ansteckungsgefahr besteht nur bei direktem Kontakt mit Erkrankten oder deren Ausscheidungen. Bei Ebola gibt es eine Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankungen, von zwei bis 21 Tagen. In dieser Zeit ist jemand nicht ansteckend. Erst wenn die Krankheit ausgebrochen ist, das heißt Beschwerden in Form von grippalen Symptomen, Brechdurchfall oder Schleimhautblutungen aufgetreten sind, kann eine Übertragung stattfinden. Es ist aber grundsätzlich sinnvoll, sich gut über sein Reiseland zu informieren und Risiken einzuschätzen – ganz unabhängig von Ebola. Genau. Man sollte sich mindestens vier Wochen vor einer Reise informieren. Dabei gilt, je ausgedehnter eine Reise ist, desto wichtiger ist die Information. Wenn ich pauschal nach Thailand reise , muss ich natürlich nicht so viel wissen wie bei einer Rucksackreise nach Afrika oder Asien. Dann sollte ich schon über die Bedingungen vor Ort Bescheid wissen, was es da an Risiken und ärztlicher Versorgung gibt und mich darauf vorbereiten. Ist Ebola nicht sogar ein bisschen lästig, weil jetzt alle darauf schauen und andere Krankheiten vernachlässigen? Das nicht. Es gibt eben immer wieder aufkeimende Krankheiten, denken Sie zum Beispiel an die Vogelgrippe oder lokale Masernepidemien. Es liegt in der Natur, dass solche Viren immer wieder ausbrechen. Für Risikopersonen wie zum Beispiel ältere Patienten, Diabetiker, Lungenkranke oder Dialysepatienten kann auch eine Influenza lebensbedrohliche Auswirkungen haben. Jährlich sterben in Deutschland zirka 10.000 Personen an Influenza, weltweit rund 500.000. Aber sie sorgt nicht für so viel Furore wie etwas Neues. Ernst nehmen muss man Ebola. Aber der Sicherheitsstandard ist in Europa so hoch, dass die Gefahr einer Ansteckung oder Ausbreitung hier sehr gering ist. Können Sie die Angst vor Ebola nachvollziehen? Auf jeden Fall, denn die Krankheit verläuft ja in zirka 70 Prozent der Fälle tödlich. Es gibt aber Medikamente und ab 2015 wohl auch eine Impfung. Die Krankheit ist auch mit intensivmedizinischen Maßnahmen oft behandelbar. Vor Ort gibt es nur einfachere Mittel und viel weniger Isoliermöglichkeiten, das macht die Lage schwieriger. Die Angst ist nun in der Welt. Was sollte jemand tun, der nach einer Reise krank wird? Wenn er in Länder, die vom Ebolaausbruch betroffen sind – derzeit Guinea, Sierra Leone oder Liberia – reist und danach innerhalb von drei Wochen grippale Symptome auftauchen, sollte er sofort telefonisch Kontakt zum Hausarzt aufnehmen. Bei allen anderen Ländern besteht derzeit kein Grund zu besonderen Vorsichtsmaßnahmen. Kontakt zu Wildtieren, Wildfleisch (sogenanntem Bush-Meat) und Körperflüssigkeiten von an Ebola Erkrankten sollte auf jeden Fall vermieden werden. Noch generell zur Reisemedizin: Womit können Sie Ihren Patienten denn alles helfen? Mit Impfungen, der Zusammenstellung einer Reiseapotheke sowie Informationen über Erkrankungen. Unsere Patienten bekommen auch eine schriftliche Reiseinformation über die aktuelle Gesundheitslage in den betreffenden Ländern, die wöchentlich aktualisiert wird. Zudem geben wir Informationen über die Sicherheitslage vor Ort weiter und informieren Reisende, wo sie dort Hilfe bekommen können.

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