Frankenthal Puzzleteil in Schweden gefunden

Ein zufällig entdecktes und ebenso überraschend wieder verschwundenes Puzzleteil ist nach fast 60 Jahren in Schweden wieder aufgetaucht: Es handelt sich um ein Fragment der Stifterinschrift für die 1213 errichtete Wormser Frauensynagoge. Der Sandstein mit hebräischen Schriftzeichen wurde gestern im Jüdischen Museum Worms vorgestellt.

Oberbürgermeister Michael Kissel (SPD) hob die Bedeutung des Fragments für die Wissenschaft hervor, das wie ein Wunder nun wieder nach Worms zurückgekehrt sei. Das entdeckte Teil ist deshalb wichtig, weil in dessen Text die wichtigsten Elemente der Inschrift, nämlich der Stiftername Meir und die Jahreszahl enthalten sind, so die Kunsthistorikerin Irene Spille in einer schriftlichen Ausführung.

Spille, die mit dem schwedischen Besitzer korrespondierte, und Historiker Gerold Bönnen vom Wormser Institut für Stadtgeschichte (Stadtarchiv) erläuterten den Irrweg des verschollenen Sandsteinfragments, das als rechte obere Ecke nun mit dem vorhandenen linken Teilstück wieder fachmännisch zusammengefügt werden soll. Insgesamt hatte die Sandsteintafel eine Höhe von 68 Zentimetern und eine Breite von 60 Zentimetern. In der Mitte zwischen den beiden Tafeln sind einige Buchstaben herausgebrochen. Deshalb hofft Irene Spille auch künftig auf überraschende Funde.

Zur um 1175 errichteten Wormser Synagoge stifteten 1213 der Gemeindevorsteher Meir ben Joel und seine Gattin Judith eine Frauensynagoge. Mit dieser ersten Frauensynagoge in Europa seien die Wormser Vorreiter gewesen, betonte Irene Spille. Die damals in Sandstein getrennt gemeißelten Inschriften des Ehepaares seien im 17. Jahrhundert in einem Anbau neu platziert worden. Die Inschrift Judiths wurde im 19. Jahrhundert ausgebaut und im Gemeindemuseum ausgestellt, ging aber 1938 verloren. Die Inschrift des Gatten Meir wurde wohl nach der Zerstörung von Worms im pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 Baumaterial. Der linke Teil wurde dann Mitte des 19. Jahrhunderts an einem Haus in der Judengasse entdeckt und in der Raschikapelle ausgestellt.

Dessen Bedeutung erkannte erst der Wormser Theologe und Judaist Otto Böcher, der als Student seine Doktorarbeit über den Wiederaufbau der Synagoge schrieb und im Schutt nach Originalsteinen suchte. Er fand zufällig 1957 die rechte obere Ecke. Die unterschiedliche Färbung des Sandsteins begründet Irene Spille durch unterschiedliche Lagerung. Böcher entzifferte damals trotz Absplitterungen die komplette Inschrift. Wie viele steinerne Zeugnisse wurden die Inschriften in den frühen 60er-Jahren im Freien ausgestellt. Das gelbe Sandsteinsteinfragment verschwand - als Souvenir?

Hier kommt jener unbekannte Schwede ins Spiel, der in den 1960er-Jahren eine Gastprofessur in Frankfurt innehatte und dem ein Unbekannter den Stein zu treuen Händen übergeben haben soll. Dessen Sohn habe den Stein zusammen mit einer Veröffentlichung Otto Böchers gefunden und hat ihn nun zurückgegeben. Die Frachtkosten über rund 100 Euro seien ihm ersetzt worden. Irene Spille habe er gemailt:

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