Frankenthal Ohne Worte

Papier, Schere, Stift, etwas Klebeband und die passende Musik – mehr braucht Ennio Marchetto nicht, um Stars und Sternchen von damals und heute zu karikieren. Am Freitag gastierte der Venezianer mit „The Living Paper Cartoon“ im Wormser Theater. Die Reihen waren nur zu gut einem Viertel besetzt – wer aber gekommen war, zeigte sich am Ende der Show restlos begeistert.

Ob Marilyn Monroe, Michael Jackson, Hildegard Knef, die Königin von England oder gar Papst Franziskus – vor Ennio Marchetto ist niemand sicher. Auch wenn sein „Living Paper Cartoon“ ohne Worte auskommt, nimmt Marchetto kein Blatt vor den Mund: Seine Papp-Outfits wechselt er meist schon nach wenigen Augenblicken – die aber reichen dicke, um das menschliche Original in der Papierform in ihren Schwächen und Macken aufs Korn zu nehmen. Und das – bis auf wenige Ausnahmen – so charmant und treffsicher, dass kaum ein Auge trocken bleibt. Mona Lisa kaute Kaugummi, U2-Frontman Bono verlor seine Brille, R’n’B-Queen Beyoncé ließ die bombastischen Hüften wackeln, Rihanna legte einen Papier-Strip hin und Whitney Houston hatte beim herzzerreißenden „I Will Always Love You“ einen Hänger in der Platte. Mit 70 Minuten Länge war Marchettos Show relativ kurz, dafür aber sehr kurzweilig. Stets fragte man sich, welche Berühmtheit wohl als Nächstes hinter der Bühne auftauchen würde. Begeisterung löste Marchetto vor allem mit jenen Kostümen aus, die sich mit wenigen Handgriffen in neue verwandeln ließen. Wer da hinter wem zum Vorschein kam, sorgte für einige Überraschungen und viele Lacher und ließ reichlich Raum für Interpretationen. US-Präsident Barack Obama wurde zu Boney M und Cher zu Roboter C-3PO, Angela Merkel – natürlich stilecht in rotem Dreiknopfblazer und mit der „Raute der Macht“ – verwandelte sich in eine atemlose Helene Fischer und Queen Elizabeth in Freddie Mercury. Miley Cyrus, die eben noch halbnackt auf der Abrissbirne schaukelte, wurde in die Zwangsjacke gesteckt und ihre Zunge, die sie immer so gerne herausstreckt, bekam den Maulkorb von Kannibale Hannibal Lecter verpasst. Höhepunkt der Show: Marchetto als Celine Dion, deren Kleid sich in die Titanic verwandelte, auf dessen Bug sogar Leonardo DiCaprio und Kate Winslet im Miniaturformat zur Melodie von „My Heart Will Go On“ in den Sonnenuntergang schipperten. Ziemlich daneben hingegen Marchettos Imitation von Sängerin Adele, die er ein Tortenstück nach dem anderen futtern ließ. Dennoch applaudierte das Publikum am Ende stehend und rief nach Zugabe. Marchetto kam der Bitte gerne nach: als Nina Hagen, Rex Gildo und Katja Ebstein.

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