Frankenthal Neue Sicht auf die alte Mähr

Der Jüngste unter den Bewerbern ist Jahrgang 1996, der Älteste wird in den nächsten Tagen 35 und bleibt so gerade noch unter der Altersgrenze. Das teilt Petra Simon, die künstlerische Betriebsdirektorin, auf Anfrage mit. Lange habe sie sich gewundert, dass es so viele telefonische Anfragen, doch so wenige konkrete Bewerbungen gegeben habe, erzählt Simon, die den Autorenwettbewerb organisiert hat. „Viele haben auf den letzten Drücker abgegeben. Dreiviertel der Bewerbungen gingen erst in der vergangenen Woche ein, einige sogar erst übers Wochenende mit Poststempel vom 30. Oktober.“ Trotz der strikten Vorgabe seien die Ideen „sehr bunt“, so Simon. Die Autoren mussten sich auf ein Thema konzentrieren: den Königinnenstreit. Jene zentrale Szene vor dem Wormser Dom also, bei der Brunhild und Kriemhild gleichermaßen das Recht für sich reklamieren, als Erste das Gotteshaus zu betreten. In diesem Streit um Rang und Ansehen lässt sich Kriemhild dazu hinreißen, Brunhild zu demütigen, indem sie ihr die Wahrheit über ihren Bezwinger offenbart. Davon ausgehend sollten sich die jungen Dramatiker kritisch und zeitgemäß mit der Sage auseinandersetzen. Mehr wollte Simon inhaltlich gestern noch nicht verraten. Jetzt würden die Entwürfe erst einmal von einer prominent besetzten Jury gesichtet. Die Namen der Juroren sollen am Montag bei einer Pressekonferenz vorgestellt werden. Dann will das neue Führungstrio der Festspiele auch erstmals konkrete Pläne für die Inszenierung 2015 vorstellen. So sollen das Stück skizziert, der Regisseur vorgestellt und Details zur Inszenierung erläutert werden. Vertreten in der Jury ist auf jeden Fall das neue Dreigestirn, das in der kommenden Saison die Leitung der Nibelungen-Festspiele übernimmt, mit dem Fernsehregisseur und Produzenten Nico Hofmann als Intendanten, Thomas Schadt von der Filmakademie Baden-Württemberg als künstlerischem Leiter und Albert Ostermaier als Autor der Inszenierung 2015. Die anderen Juroren kommen aus verschiedenen Bereichen wie Regie, Schauspiel, Dramaturgie oder Theaterkritik. Die Jury soll am 1. März 2015 fünf Autoren nominieren, die zu Entwicklungsgesprächen eingeladen werden und anschließend ihr Stück bis 1. Juli 2015 ausarbeiten sollen. In einem Workshop mit Autor Ostermaier wird schließlich der Preisträger ermittelt. Diesem winkt sowohl ein Preisgeld von 10.000 Euro als auch eine Uraufführungsoption im Rahmenprogramm der Festspiele für das darauffolgende Jahr. Zudem werden alle nominierten Stücke dem Publikum in einer öffentlichen Lesung präsentiert. Dabei wird ein Publikumspreis von 2000 Euro vergeben. Intendant Hofmann verspricht sich von dem Autorenwettbewerb, das Theater-Freiluftfestival mit frischen Ideen zu versorgen und zugleich den Nachwuchs zu fördern. Bei einem Interview mit der RHEINPFALZ am SONNTAG am Rande der Premiere im Juli sprach er bereits euphorisch über erste Einsendungen. Die Festspiele könnten durch den Wettbewerb gute Leute gewinnen und mit ihrer Nachwuchsarbeit Durchschlagkraft in ganz Deutschland entwickeln, so Hofmann damals.

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