Frankenthal Mordfabrik Auschwitz

Die Verbindungen zwischen der BASF und Auschwitz sind nach wie vor ein heikles Thema, besonders in Ludwigshafen. Zurzeit zeigt das Stadtmuseum die Ausstellung „Die IG Farben und das Konzentrationslager Buna/Monowitz“. Sie kommt spät. Aber besser spät, als nie.

Schon in den 50er-Jahren vermisste der inzwischen verstorbene Schriftsteller Arno Reinfrank in Ludwigshafen ein Denkmal für die Zwangsarbeiter aus ganz Europa, die während des Krieges auf dem BASF-Gelände bis zum Umfallen schuften mussten. Der Umgang mit der Nazi-Vergangenheit in der Adenauer-Ära, das Verdrängen und Verschweigen war für den früheren Verfolgten des NS-Regimes Reinfrank neben der Wiederbewaffnung ein Grund, Deutschland und Ludwigshafen, wo er aufgewachsen war, zu verlassen. Jetzt also gibt es in Ludwigshafen eine Ausstellung über die Verwicklungen zwischen der BASF, damals Teil des IG Farben-Konzerns, und dem Konzentrationslager Buna/Monowitz oder Auschwitz III. Seit den 90er-Jahren ist die vom Frankfurter Fritz Bauer Institut, das sich der Erforschung der Geschichte und der Auswirkungen der Shoa verpflichtet weiß, als Wanderausstellung in ganz Deutschland unterwegs. Dass sie jetzt auch in Ludwigshafen zu sehen ist, ist dem in Ludwigshafen lebenden Schriftsteller Billy Hutter zu verdanken. Er habe zum ersten Mal vor ein paar Monaten von der Ausstellung gehört und ihre Präsentation in Ludwigshafen mit der Kulturdezernentin Cornelia Reifenberg besprochen, sagt Kulturbereichsleiter Dietrich Skibelski. Während der 22 Jahre, die er bei der Stadtverwaltung beschäftigt sei, habe er aber nie gehört, dass die Verbindung zwischen der BASF und der Mordfabrik Auschwitz im sogenannten Dritten Reich ein Tabuthema sei. Das Thema sei aber in Ludwigshafen wohl „besonders wenig einfach“ und „eine unvoreingenommene Beschäftigung“ mit ihm nach einer gewissen Zeit besser möglich, wenn es weniger direkte Betroffene gebe und die Nachkommen mit weniger Vorbehalten an es herangingen. Als die ersten Soldaten der Roten Armee am 27. Januar 1945 gegen neun Uhr morgens auf Buna/Monowitz, einen Teil des gewaltigen Lagerkomplexes von Auschwitz trafen, fanden sie im dortigen Krankenbau noch an die 800 ausgemergelte Gestalten vor. 500 starben bald darauf, für weitere 200 kam ebenfalls jegliche Hilfe zu spät. Die übrigen, noch kräftigeren Zwangsarbeiter der Chemiefabrik zur Herstellung von synthetischem Kautschuk, waren vor der Ankunft der Rotarmisten auf einen „Todesmarsch“ Richtung Deutsches Reich gezwungen worden. Schätzungsweise 10.000 Menschen sind innerhalb von drei Jahren in Auschwitz III ums Leben gekommen. Entweder gingen sie durch Schwerstarbeit bei Mangelernährung, Schikanen und unter Bedingungen, die den allergeringsten Ansprüchen an Arbeitssicherheit hohnsprechen, zugrunde. Oder sie wurden als nicht mehr arbeitsfähig eingestuft und in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau ermordet. Die Ausstellung zeigt wenige Fotos. Das Grauen vermitteln die Erinnerungen Überlebender. Der Besucher muss daher eine gehörige Lesebereitschaft mitbringen. Dafür wird er über die Geschichte der IG Farben, des damals weltweit führenden Chemiekonzerns mit der BASF als einem Hauptunternehmen, unterrichtet, über die Rücksichtslosigkeit der Wirtschaftsführer und über ihre späteren Bemühungen, in den Kriegsverbrecherprozessen Auschwitz III noch als eine humanitäre Leistung darzustellen. Alle kamen mit geringen Haftstrafen davon. Und in den 50er-Jahren nahmen sie erneut führende Positionen in der Wirtschaft der Bundesrepublik ein. Termine Führungen für Schulklassen nach Voranmeldung unter Telefon 0621 504-2574 oder stadtmuseum@ludwigshafen.de. Kostenlose Fortbildung für Lehrer am Freitag, 18. September, 9 bis 13 Uhr.

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