Frankenthal „Mitarbeitern Freiräume lassen“

Wenn Andreas Schwarz zum Spaziergang mit der RHEINPFALZ vor die Haustür tritt, ist es nicht weit zu Baustellen, die mit seiner Arbeit als Beigeordneter zu tun haben. Nur einige Schritte weiter, wo früher die alte Landwirtschaftsschule stand, wird mit Hochdruck gearbeitet: Einen neue Kindertagesstätte mit 125 Plätzen entsteht an der Haydnstraße. „Im Herbst soll sie in Betrieb gehen“, sagt Schwarz. Noch ein paar Meter, und der Blick nach Norden fällt auf die Stadtklinik. Dort wird zurzeit der OP-Bereich erneuert. Mittelfristig, sagt Schwarz, stehe auch das Thema Erweiterung auf der Tagesordnung. Denn die Nachfrage sei da. Dass auf Bundesebene immer wieder von einem Überangebot von Krankenhausbetten gesprochen wird, decke sich nicht mit seiner Erfahrung hier: „Die Verzichtbarkeit unserer Stadtklinik kann ich nicht erkennen.“ Seit zwei Jahren wohnt der Sozialdemokrat mit seiner Frau, der Ärztin Antje Kummer-Schwarz, und den drei zehn Jahre alten Töchtern hier im Neubaugebiet im eigenen Haus. Es ist ein überschaubares Quartier, eher ruhig, die Nachbarn kennen sich. Die Töchter – es sind Drillinge – seien „Paten“ für den Spielplatz nebenan, erzählt der Vater. Er selbst nutze für den Weg ins Rathaus zumindest ab und zu das Fahrrad. Bei der Frage nach politischen Vorbildern passt der 46-Jährige zunächst. So etwas wie ein Mentor, von dem er einiges gelernt habe, sei der Wormser OB Michael Kissel (SPD) für ihn, sagt er dann. In einer Zeit, als Abrüstung und Friedensbewegung große Themen waren, habe er zunächst „eher lose Beziehungen zu den Jusos“ gehabt. In Frankenthal trat Schwarz dann der SPD bei, lernte die kommunalpolitische Praxis in Ausschüssen kennen, wurde Vorsitzender des SPD-Stadtverbands. 2008 wählte der Stadtrat ihn als Nachfolger Hermann Buchlohs (SPD) zum neuen Beigeordneten und Finanzdezernenten, zuständig auch für die städtischen Unternehmen wie Congress-Forum GmbH und Stadtklinik. Seit 2011 ist er zudem für die Themen Familie, Jugend und Soziales zuständig. Wie lange braucht man, um in so einem Amt den Überblick zu bekommen? „Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn der Prozess abgeschlossen ist“, sagt Schwarz mit unüberhörbarer Ironie. Jeder Tag bringt Neues. Die Bretter, die zu bohren sind, „werden immer dicker“. Das bedeutet auch: Einer allein kann nie alle Fragen beantworten. „Man muss den Mitarbeitern Freiräume lassen“, unterstreicht Schwarz. Er sagt damit auch, wie er die Aufgabe als OB anpacken würde: So etwas gehe nur im Team. Und ein Oberbürgermeister müsse sein Amt „überparteilich führen“. Was so ein Spitzenamt an Auswirkungen auf die Familie mit sich bringe, sei allen klar, sagt Schwarz. Aber mit Unterstützung – etwa durch die Schwiegereltern – und mit rechtzeitiger Planung könne man die Belastungen tragen. „Und wenn die Tochter Klavierspiel hat, dann ist eben das ein wichtiger Termin und muss eingehalten werden.“ Mit seiner Familie habe er die Frage der Kandidatur sorgfältig „abgewogen“. Sehr ermutigend findet Schwarz den Zuspruch, den er nun bekommt: Durchweg offen, freundlich und interessiert kämen die Menschen auf ihn zu. Dass diese Eindrücke nicht unbedingt repräsentativ sein müssen, ist ihm klar. Dass die Wahlbeteiligung am 10. Mai aber angemessen hoch ausfällt, hofft der SPD-Bewerber sehr. Nicht nur darin ist er sich einig mit seinem Mitbewerber und Amtskollegen im Stadtvorstand, Bürgermeister Martin Hebich (CDU). Die Kandidaten hätten „keine Probleme im Umgang miteinander“, sagt Schwarz. Als Oberbürgermeister würde der Sozialdemokrat sich dafür einsetzen, dass das Angebot preisgünstigerer Wohnungen in Frankenthal größer wird. „Nicht jeder kann sich ein Eigenheim leisten. Wir brauchen wieder sozialen Wohnungsbau.“ Die Baugesellschaft, an der die Stadt beteiligt ist, sollte dabei eine aktive Rolle spielen, sagt Schwarz. Der Erhalt der städtischen Eigenbetriebe steht ebenfalls oben auf der Themenliste des SPD-Bewerbers. Schwarz hebt nicht nur die Stadtklinik hervor, sondern auch die Stadtwerke. Besonders wichtig dabei: die unternehmerische Verantwortung der Werke als Träger des Strandbads: „Das ist einer der großen Sympathieträger unserer Stadt“; dort müsse weiter investiert werden. In der Sozialpolitik setzt Schwarz auf das Prinzip Vorbeugung: Hilfen müssten möglichst früh gegeben werden – etwa in der in Frankenthal bewusst stark ausgebauten Schulsozialarbeit. Das zahle sich langfristig aus. Eine bedeutende Rolle spiele in dieser Beziehung auch das Mehrgenerationenhaus (MGH). Schwarz räumt ein, dass er dieses Projekt zunächst mit einer gewissen Skepsis beobachtet habe. Mittlerweile sei das MGH aber eine Anlaufstelle geworden, die sehr gut angenommen werde – sehr wichtig auch für das Thema Integration. Die guten Angebote in Frankenthal – auch bei Kitas und Schulen – sieht der Beigeordnete als Stärken, die auch bei der weiteren Entwicklung des Wirtschaftsstandorts helfen können. Interessant fände er es, Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass es in der Stadt mehr Unternehmensgründungen (Start-ups), gerade zu den Themen neue Technologien und Medien, gibt. Dafür gelte es, Flächen bereitzustellen und – gemeinsam mit Partnern –, Unterstützung anzubieten.

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