Frankenthal Mit Anlauf aus der Komfortzone

Innerhalb der Stadtverwaltung Frankenthal ist Jürgen Esser ganz oben angekommen, seit er 2012 die Leitung des Bereichs Zentrale
Innerhalb der Stadtverwaltung Frankenthal ist Jürgen Esser ganz oben angekommen, seit er 2012 die Leitung des Bereichs Zentrale Dienste übernommen hat.

Am Ende war die Herausforderung, eine frisch fusionierte Verwaltung aufbauen und gestalten zu dürfen, reizvoller als das Wissen, etwas seit vielen Jahren Vertrautes aufzugeben: Jürgen Esser, seit 2012 Chef des Bereichs Zentrale Dienste in Frankenthal, wechselt zum 1. Juli als Büroleiter zur Verbandsgemeinde Leiningerland.

Der 54-Jährige beschreibt den Prozess bis zu seinem Entschluss, sich um die seit dem Start des neuen Verwaltungsgebildes am Jahresbeginn verwaiste Stelle zu bemühen, als durchaus schwierig: „Es war ein bisschen so wie bei Engelchen und Teufelchen.“ Er kennt das Frankenthaler Rathaus, die Arbeitsabläufe und viele Kollegen dort seit Jahrzehnten. „Im Grunde habe ich diesem Haus alles zu verdanken – von der Ausbildung angefangen bis zu der Karriere, die ich hier machen konnte“, sagt Jürgen Esser. Vor diesem Hintergrund hätte er bis vor einem Dreivierteljahr auch jegliche Wechselambitionen weit von sich gewiesen, sagt Esser. Als er dann allerdings über die Ausschreibung gestolpert sei, habe er spontan gedacht: „Das ist ja mal etwas ganz Spannendes.“ Und je mehr er darüber nachgedacht habe, sei auch der Impuls gewachsen, mit 54 Jahren den Sprung ins kalte Wasser zu wagen. 21 Orte unter dem neuen Dach der Verbandsgemeinde Leiningerland zu vereinen, einen Prozess zu moderieren, bei dem zu Beginn buchstäblich alles noch einmal auf den Prüfstand kommt – das waren für den mit seiner Familie seit 26 Jahren in Quirnheim lebenden Esser die schlagenden Argumente, „meine Komfortzone“ zu verlassen. Mit Jürgen Esser geht in Sommer diejenige Führungskraft aus dem Kreis der Bereichsleiter bei der Stadtverwaltung Frankenthal mit der wohl größten Erfahrung und dem breitesten inhaltlichen Wissen. Insofern verwundert es kaum, wenn Oberbürgermeister Martin Hebich (CDU) den Abschied des schlanken Mittfünfzigers aus dem Kreis seiner absoluten Vertrauensleute sehr bedauert. „Ich verstehe seine Motivation. Da ist der Aspekt der Wohnortnähe und da ist der Wunsch nach einer Aufgabe, die ihn noch einmal voll fordert“, betont er. Das Verhältnis zu Esser, der auch als enger Vertrauter von Hebichs Vorgänger und Parteifreund Theo Wieder gilt, beschreibt der aktuelle Rathauschef mit dem Prädikat „mehr als nur dienstlich“. Essers Stelle sei intern ausgeschrieben worden und werde schnellstmöglich wieder besetzt. Innerhalb der Verbandsgemeindeverwaltung Leiningerland übernimmt der Neue einen vergleichbaren Aufgabenbereich wie bisher plus die Verantwortung für die Finanzen. „Trotzdem sind die unterschiedlichen Ebenen Stadt und Verbandsgemeinde nicht miteinander zu vergleichen“, sagt Esser. Und dass er genug zu tun haben wird, da macht sich der gleichermaßen freundliche und sachliche Fachmann keine Illusionen: „Immerhin ist dort seit der Silvesternacht kein Büroleiter mehr gewesen.“

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