Frankenthal Maggi ist der Wein des Saarländers

Einen vergnüglichen Boulevardabend erlebten am Samstag rund 200 Zuschauer in der Frankenthaler VT-Halle. Mit der leichten Komödie „Liebe deinen Nächsten, der Übernächste will dich vielleicht nicht“ begeisterten Alice Hoffmann und Boris Stijelja ihr Publikum.

Das Stück aus der Feder des Frankenthaler Autors Rüdiger Kramer bot leichtverdauliche Bühnenkost: Verwöhnter Hotelierssohn aus Kroatien trifft bei Auslandspraktikum in der Pfalz auf gestandene Einheimische am Hotelempfang. Erst prallen Welten aufeinander. Und nach einigen Runden verbalen Schlagabtauschs, angerissener Kultur-Klischees und Seitenhieben auf postfeministische Rollenbilder kam es, wie es kommen musste: Zwischen der älteren Frau und dem jüngeren Mann entwickelte sich eine Liebesbeziehung. Trotz (oder wegen?) aller Altersunterschiede gab’s auf Publikumswunsch nach zweieinhalb Stunden dann das vorhersehbare Happy End. Kulturclash trifft Rollenklischees: Man denkt an „Mrs. Robinson“, an „Und es war Sommer“, bestenfalls auch an „Harold und Maude“. Das Thema eines ungewöhnlichen Altersgefälles unter Paaren hat seine dankbare Nische seit langem in der Popkultur, seit Kurzem in der Gesellschaft und auf Theaterbühnen leider meist nur im Komödienfach. Mit Alice Hoffmann und ihrem Bühnenpartner Boris Stijelja waren von Herkunft, Bühnenerfahrung und Alter her geeignete Darsteller zugange. Die saarländisch-pfälzische Komödiantin, die als Hilde Becker bekannt wurde, gab als resolute Empfangsdame Helene Finkeisen im „Wellnesshotel Lotterbach“ die gestandene Einheimische, unerschrocken mehrsprachig und mit bodenständigem Mutterwitz. Beispiel: „’S Maggi is für de Saarländer wie de Woi für de Pfälzer. Das regelt die Blutzufuhr zum Hirn, sonst sterbt das ab“. Als Helene Finkeisen changiert Hoffmann zwischen Pfälzer und Saarländer Dialekt, Hochsprache und Global-Denglisch, was jedoch an einigen Stellen – besonders im zweiten Teil – nicht immer dramaturgisch schlüssig war. Als ihr Gegenüber agierte der junge Boris Stijelja, bekannt als „Kroate-Bu aus Lu“, in der Rolle des Hotelierssohns Lado Vukovic. Stijelja gab den hormongesteuerten Macho in der Moschus-Wolke, der jedoch am telekommunikativen Gängelband fremdgesteuert wird von Vater und Freundin, mit einer Prise Jungmännercharme und regem Publikumskontakt. Sein Volontariat in der Pfalz erlebt der Bühnenheld anfangs als eine Reihe von Dschungelprüfungen: ob im Outdoor-Einsatz (Pfälzerwald), kulinarisch (Saumagen) oder als Masseur im selbstlosen Wellness-Dienst an der ausladenden Dame. In Slapstick-Einlagen wie der Kofferträger-Szene, beim Spaghetti-Massaker und als Karaoke-Sänger hatte Stijelja seine großen Momente. Optischer Höhepunkt war sein Ganzkörpereinsatz im gekonnten Hänflings-Strip. Alice Hoffmann war am besten im zweiten Teil, als sie einige Vanessa-Backes-Nummern in ihre Rolle integrieren konnte. Doch ihr mimisches Potenzial konnte die Kabarettistin in dem Stück streckenweise nicht so recht entfalten. Es blitzte nur punktuell auf: in zwei klassischen Gedichtrezitationen und bei ihrer abschließenden „Vanessa wird Helene“-Travestie. Es bleibt der Eindruck, eine gestandene Kabarettistin und ein junger flippiger Comedian machen noch lange kein Schauspieler-Paar. Dass Hoffmann und Stijelja an einigen Stellen aus ihren Rollen fielen, mag dem Komödien-Format geschuldet sein. In ihren Soloprogrammen garantieren andernorts beide Qualität. Doch die litt hier szenenweise, was zum Teil der Regie (Petra Mott) und der suboptimalen Beleuchtung (Technik Jürgen Wendel) geschuldet war. Seitenhiebe, Situationskomik und Schlagabtausch, die Hoffmann und Stijelja jeder für sich beherrschen, liefen in Duo-Szenen stellenweise ins Leere. Dennoch: Mit der Produktion des Boulevardtheaters Deidesheim werden Hoffmann und Stijelja auch außerhalb der Pfalz auf Tour ihre Publikumserfolge einfahren: Am Ende standen die Zuschauer auf und applaudierten.

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