Frankenthal „Möglichst authentisch“

Ende März erscheint – ein halbes Jahr früher als ursprünglich geplant – der fünfte Krimi von Walter Landin. „Die achte Sure“ lässt den Leser an Ermittlungen von Kommissar Leo Lauer teilnehmen. Der in Dirmstein geborene Autor lässt den Fall wieder zum Teil im beschaulichen Frauenthal im Doppelort Carlsberg-Hertlingshausen spielen.

Im Mittelpunkt steht der mysteriöse Tod eines jungen Deutsch-Türken in Mannheim. Auf dem Weg ins Polizeipräsidium wird Kommissar Lauer Zeuge, wie er von der Dachterrasse des Hotels Leonardo gestoßen wird und wenige Meter entfernt auf dem Gehweg aufschlägt. Es stellt sich heraus, dass es sich um einen mit Haftbefehl gesuchten IS-Kämpfer handelt, der sich nach Syrien abgesetzt hatte. Die Ermittlungen bereiten Lauer und seinen Kollegen große Schwierigkeiten: Das Motiv ist unklar, Tatverdächtige sind kaum zu finden. Als die Kommissare endlich eine Spur haben, werden sie überwältigt und in einer alten Gartenhütte eingesperrt. Der mutmaßliche Täter flüchtet. Im Lauf der Geschichte kehrt Lauer auch wieder in sein Lieblingslokal „Zur Krone“ in Altleiningen ein. Dort versackt er nach einem feucht-fröhlichen Abend, bleibt zur Nacht und wird von den Wirtsleuten mit klugen Ratschlägen zu seinem Liebesleben versorgt. In der Krone ist auch der Autor selbst gerne zu Gast. Bei einem Treffen dort erzählt er, wie er sich für seinen fünften Krimi von wahren Begebenheiten hat inspirieren lassen. Tatsächlich stürzte 2014 ein Mann von der Dachterrasse des Hotels Leonardo in der Mannheimer Innenstadt. „Das war in Wirklichkeit kein Verbrechen, es gab auch nur eine kurze Notiz im ,Mannheimer Morgen’, aber genau das hat mich umgetrieben: Was ist da passiert?“, sagt Landin. „Es war nicht herauszufinden, es gab keine weitere Berichterstattung zu diesem Fall, nur eben die Meldung der Fakten.“ Landins Fantasie wurde erneut entfacht, als er mit Schweizer Bekannten eine Stadtführung zu den Schauplätzen seiner Krimis unternahm und er diese Bekannten im Hotel Leonardo abholte. „Vor allem die Rolltreppe hat es ihm angetan“, erzählt Ehefrau Irene Landin. „Die kommt auch in der ,Achten Sure’ vor.“ Doch nicht alle Schauplätze im Buch sind real. Die Hinterhofmoschee, die im Roman eine Rolle spielt, ist erfunden. Zwar hatte Landin in seiner Zeit als Ethiklehrer Kontakt zur islamischen Gemeinde und hat auch die Moschee in Mannheim besucht. Diese als reales Vorbild zu nehmen, sagt er, wäre ihm zu heiß. Dass sich einer seiner damaligen Schüler so radikalisiert, kann sich Landin nicht vorstellen. „Ich habe aber im Gegenteil erlebt, wie Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen in einem islamischen Internat gut aufgefangen wurden und eine sehr positive Entwicklung genommen haben.“ Als zweiter Handlungsstrang wird in dem Krimi ein alter Fall neu aufgerollt. Die Vergewaltigung und Erdrosselung einer jungen Frau bei einem Konzert im (fiktiven) Jugendzentrum Soulman Club im Mannheimer Stadtteil Waldhof spielt auf ein Verbrechen in den 80er-Jahren an, als im Wildparkstadion in Karlsruhe bei einem Tina-Turner-Konzert eine junge Frau ermordet wurde. Der Fall wurde nicht aufgeklärt. Der Täter hatte sich, wie später bekannt wurde, in die Schweiz abgesetzt und war dort untergetaucht. Erst 2013 hat er sich gestellt. Inhaltlich haben die beiden Fälle im Krimi nichts miteinander zu tun, auch das ist typisch für Lauer. „Ich gebe mir Mühe, die Polizeiarbeit möglichst authentisch darzustellen. Da wird ja auch nicht nur an einem Fall gearbeitet.“ Der Autor pflegt einen guten Kontakt zur Polizei in Mannheim. Auch Sohn Florian, der beim Bundeskriminalamt beschäftigt ist, wird zuweilen um seinen kritischen fachlichen Blick auf die Ausarbeitungen des Vaters gebeten. Das erste Lektorat übernimmt allerdings Ehefrau Irene. Plots und die Figuren entwickelt er am liebsten bei langen Spaziergängen mit Hund Emmi. „Wenn ich ein bis zwei Stunden im Wald unterwegs bin, kommen mir die besten Ideen“, sagt Landin. Täglich notiert er sich, wie das Wetter ist, damit die Details stimmen. Beim Schreiben greife er dann häufig auf seine Notizen zurück. Dennoch schleichen sich auch mal Fehler ein. So wurde beim Lektorat entdeckt, dass er ein Geburtsdatum einmal mit April und an anderer Stelle mit August angegeben habe. Seit 2009 erscheint mit schöner Regelmäßigkeit alle zwei Jahre ein neuer Mannheim-Krimi. Ein Ende ist nicht in Sicht. Kommissar Leo Lauer ist erst 55 Jahre alt. An Ruhestand ist also noch nicht zu denken, auch wenn ihm sein geistiger Vater die ein oder andere kritische Anmerkung zur Polizeireform in den Mund legt. Lesezeichen Walter Landin: „Die achte Sure“; Silberburg-Verlag März 2017; 272 Seiten; 12,90 Euro; ISBN-10: 3842520271.

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